Kaawi
Well-Known Member
- Registriert
- 18. Januar 2009
- Beiträge
- 7.478
AW: Was lest ihr gerade?
Zum Thema "Schuld":
Rede und Nachrede
Komm nicht aus unserem Mund,
Wort, das den Drachen sät.
.....
.....
Dring nicht an unser Ohr,
Gerücht von anderer Schuld,
Wort, stirb im Sumpf,
aus dem der Tümpel quillt.
Wort, sei bei uns
von zärtlicher Geduld
und Ungeduld. Es muss dies Säen
ein Ende nehmen!
.....
Wer wünscht von Dir ein Urteil über diesen Fremden?
Und fällst du's unverlangt, geh du von Nacht zu Nacht
mit seinen Schwären an den Füßen weiter, geh! komm nicht wieder.
Wort, sei von uns,
freisinnig, deutlich, schön.
Gewiss muss es ein Ende nehmen,
sich vorzusehen.
.....
(Ingeborg Bachmann)
Ferdinand von Schirach, SCHULD (Piper Verlag, München 2010).
Aus dem Buchumschlag:
"Ein Junge wird im Namen der Illuminaten fast zu Tode gefoltert.
Die neun Biedermänner einer Blaskapelle zerstören das Leben eines Mädchens und keiner musss dafür büßen."
Welt am Sonntag: "Beim Lesen dieser Geschichten hatte man Glückserlebnisse wie sonst nur bei der Lektüre von Fitzgerald oder Capote, da sitzt jedes Wort, da ist alles an seinem Platz, Poesie durch Klarheit...; die Figuren und ihre Geschichten in einer zwar warmherzigen Menschenkenntnis entwickelt, zugleich jedoch weht durch die Zeilen ein kühlklares Lüftchen der Vergeblichkeit, der Unausweichlichkeit menschengemachter Katastrophen."
Eine zutreffende Formulierung, der man nach Lesen der Lektüre nur zustimmen kann.
Schirach arbeitet seit 1994 als Anwalt und Strafverteidiger in Berlin.
Sein Debüt war "Verbrechen", der Durchbruch als literarischer Autor, das demnächst verfilmt wird. Aus dem Anhang dazu:
"Ein angesehener, freundlicher Herr, Doktor der Medizin, erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt... Sein Geständnis ist ebenso ungewöhnlich wie seine Strafe...Lauter unglaubliche geschichten, doch sie sind wahr.... Das Ungewöhnliche ist bei ihm [Schirach] der Normalfall. Er vertritt Unschuldige...ebenso wie Schwerstkriminelle. Deren Geschichten erzählt er - lakonisch wie ein Raymond Carver und gerade deswegen mit unfassbarer Wucht."
Hoffentlich komme ich noch dazu oder nehme mir die Zeit zum Lesen dieses Bestsellers. "Schuld" hat mich jedenfalls sehr neugierig gemacht.
Zum Thema "Schuld":
Rede und Nachrede
Komm nicht aus unserem Mund,
Wort, das den Drachen sät.
.....
.....
Dring nicht an unser Ohr,
Gerücht von anderer Schuld,
Wort, stirb im Sumpf,
aus dem der Tümpel quillt.
Wort, sei bei uns
von zärtlicher Geduld
und Ungeduld. Es muss dies Säen
ein Ende nehmen!
.....
Wer wünscht von Dir ein Urteil über diesen Fremden?
Und fällst du's unverlangt, geh du von Nacht zu Nacht
mit seinen Schwären an den Füßen weiter, geh! komm nicht wieder.
Wort, sei von uns,
freisinnig, deutlich, schön.
Gewiss muss es ein Ende nehmen,
sich vorzusehen.
.....
(Ingeborg Bachmann)