Jacques schrieb:
Er begnügt sich nicht mit einem Wesen des Willens, sondern macht ihn zum Wesen aller Dinge, zum Wesen im allgemeinen, an sich. Aber damit ist das, was er will, Vorstellung, Repräsentation, allgemeiner Schein: die Welt selbst wird zum Schein. Da ununterscheidbar wird, was Schein und was Nicht-Schein ist, ist der „Wille zum Leben“ leblos, negiert sich selbst.
Du kannst nicht sagen: Der Wille zum Leben negiert sich selbst. Du kannst höchstens sagen: Die Repräsentation des Willens negiert seine Repräsentation. Oder streitest du ab, dass die Welt Vorstellung, Reräsentation, Konstruktion ist?
Zwischen Unterscheidungen zu unterscheiden ist das Grundproblem jeder "konstruktivistischen" Theorie. Und führt zum Ringschluss, der letztlich nur im Hinweis auf Plausibilität, Konsistenz aufgelöst werden kann. Aber nicht durch Einführung einer neuen Unterscheidung. Auch Nietzsche kann nur die Komplexität erhöhen, aber er löst nicht das Problem, dass am Anfang eine Unterscheidung ist, die von niemanden hat getroffen werden können, außer "durch sich selbst".
Der „Wille zur Macht“ hingegen ist "bejahend", ist ein Schaffender. Macht ist nicht das, was der „Wille zur Macht“ will, er will neue Werte schaffen.
Wer will das? Der Wille will? Das scheint mir semantisch sehr willkürlich zu sein. So wie es da steht, ist es mir wirr. Werte kann nur durch Kommunikation geschaffen werden. Sonst wird der Wert von "Wert" willkürlich neu bestimmt (genauso wie offensichtlich "Macht" recht willkürlich neu besetzt wird). Man kann nicht auf eine Semantik rekurieren, die so offensichtlich aus dem Bereich der gesellschaftl. Ethik stammt und sie dann kurzerhand auf eine ARt Ursprungsethik zurückführen.
Die Macht ist das, was im Willen will und stellt das genetische und differentielle Element im Willen dar. Deswegen wird sie nicht repräsentiert, interpretiert, geschätzt, da sie es ist, die interpretiert, schätzt, will. Ganz so wie die ewige Wiederkehr das Sein ist, das sich im Werden bejaht, ist der „Wille zur Macht“ das Eine, das sich im Vielen bejaht.
Willst du etwa die Macht als jene Unterscheidung repräsentieren, die nur auf der einen Seite, auf der positiven Seite existiert? Das wäre nun das größte Paradox. Eine Unterscheidung, die die negative Seite nicht zulässt, ist keine. So wie du es schreibst, ist Macht nichts als ein Code, eine Scheidewand für Kommunikationen. Das Problem ist nur, dass der Code in moderner Welt (und eigentlich auch schon zu Nietzsches Zeit) die Welt der Politik repräsentiert (als kommunikatives System). Obiges fügt dem nichts hinzu als eine vernebelnde Mystifikation, wie mir scheint.
Vielleicht ist das Geniale an Nietzsche auch, dass Horden von Interpreten an seinen "Willen zur Macht" und seine "ewige Wiederkehr" nicht rankommen, was natürlich immer zur Frage führt, ob man nicht etwas völlig Unsinnigem nachsinnt.
Das ist reine Mystik
Aber dafür ist die Kritik dessen, was eine Ordnung des Sinns annimmt, indem es das Unsinnige ausschliesst, zu stark.
Verstehe ich nicht. Die Ordnung des Sinns, die ich kenne, ist Kommunikation; die aber schließt das Unsinnige keineswegs aus (Die Unterscheidung ist Sinn/Nicht-Sinn und nicht: Sinn/Unsinn. Es darf aber bezweifelt werden, ob etwas, das keinen Sinn enthält, also zeichenhafte Strukturelemente, von Kommunikationssystemen oder Individuen erkannt werden kann)
Rechtfertige ich da etwa etwas, das gar nicht gerechtfertigt zu werden bräuchte? Autsch
Nun: Es existiert ja nur in der Rechtfertigung...und in diesem Falle nur in der Form diner speziellen Art davon