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Was ist Gerecht?

-Akelei-

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8. Mai 2003
Beiträge
387
Was ist Gerechtigkeit?
Nehmen wir einmal an: 5 Personen
Jeder bekommt einen Apfel… Das würden wir als Gerecht empfinden

Wenn jetzt nur 4 Personen einen Apfel bekommen die 5. bekommt keinen … würden wir es als ungerecht bezeichnen.

Wenn die 5. Person anstatt des Apfels eine Birne bekommt, was geschieht dann?

a. Die Birne sagt: Warum bekomme ich keinen Apfel? Bin ich keinen Apfel wert? Das ist Ungerecht
b. Die Äpfel sagen: Warum bekommt sie eine Birne und wir nur Äpfel? Das ist Ungerecht
c. Die Äpfeln schließen die Birne aus. Wir sind die Äpfel und du „nur“ eine Birne . Sie werten die Birne ab
d. Die Birne sagt ich bin etwas Besseres als ihr Äpfel. Sie wertet den Apfel ab und die Birne auf
e. Die Äpfel sagen ich will auch einen Birne …. und so weiter

Es kommt sozusagen zu einer Bewertung. Es entstehen Neid, Missgunst, Diskriminierung.
Ist Gerechtigkeit eine Frage des Wertes?

Wenn die 5. Person eine Apfelallergie hat. Das Heißt, der Apfel würde ihre Gesundheit schädigen, nicht aber die Birne. Wäre es dann Gerecht? Was geschieht dann?
a. Die Birne sagt: Ich habe auch das Recht etwas zu bekommen
b. Die Äpfel sagen: Es ist gerecht
c. Die Äpfel sagen: Wir wollen keine Extrawürste für Birnen. Es ist egal… sie soll sich der Mehrheit anpassen und den Apfel nehmen
d. Die Äpfel sagen: wir merzen die Birnen aus. Wir brauchen die Birnen nicht sie sind ein defekt. Die Äpfel und Birnen forschen damit die Birne Äpfel essen kann

Ist Gerechtigkeit eine Frage der Moral?
 
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Gerechtigkeit – was ist gerecht?

Das ist sicher eine interessante Frage, der man aber wohl nicht mit den Apfel-Birnenbeispielen Herr wird.

Gerechtigkeit ist ein Abstraktum. Es heißt so ungefähr: Summe aller Rechte. „ge“ ist eine Vorsilbe der Bezeichnung von Einzelteilen (Gemüse, Gewalt, Gebirge).der Mittelteil des Wortes gibt die Grundbedeutung an: „Recht“ „richtig“ und die Nachsilbe „keit“ ist die rein grammatische Einordnung in das weibliche Geschlecht.

Bevor wir uns also der „Gerechtigkeit“ nähern, ist es m.Es. unumgänglich, sich dem Begriff Recht zu nähern.
Hier unterscheiden wir nun (grob) zwischen aufgeschriebenem = gesetztem Recht und dem so genannten Naturrecht,
Viele Rechtswissenschaftler sind der Meinung, dass das Naturrecht so eine Art kollektives Rechtsbewusstsein ist. Eine Grundüberlegung des Naturrechts scheint der Satz zu sein, mit dem nicht nur die amerikanische Unabhängigkeitserklärung beginnt: Alle Menschen sind frei und gleich geboren.... (Sorry, wenn nicht richtig zitiert – habe keine Unterlagen dabei)

Gesetztes Recht ist die Summe der gerade geltenden Rechtsvorschriften.


Und für mich ist Gerechtigkeit, wenn das geschriebene Recht auf alle Rechtträger gleich angewendet wird.

Um jetzt nicht ein juristisches Seminar zu entfachen (ich bin gar keine Juristin), möchte ich nun Folgendes kühn in den Raum stellen.
Schon der obige Satz von mir zeigt, dass Gerechtigkeit immer nur ein Postulat sein kann, ein moralisches Denk und Handlungsprinzip.
Der fehlbare Mensch soll unfehlbar gerecht sein? – das ist eine Utopie, aber eine, nach der sich die Menschheit richten soll/ sollte.
 
schöne Vorrede von majanna :)

aber um die Sache zu ergänzen :o

Natur ist derzeit ein dualistischer Begriff
und zwar der Oberbegriff für objektiv und subjektiv

Natur war früher dasjenige, was noch zu erforschen ist
(nämlich die Entfaltung des Seienden mit dem Hochziel Gott)
Naturrecht meint also eine göttliche Ordnung
und gehört zur nicht dualistischen Philosophie

ps
um sich hierzu kundig zu machen,
muss man in die Bibliothek gehen und Bücher aus der Abteilung Naturphilosophie ausleihen

ps
den Wandel von der alten zur neuen Natur-Denkweise bewirkten die Experimente der Naturwissenschaftler
dabei ging allerdings viel altes Wissen verloren
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal bei Äpfeln bleiben...

5 Leute, 5 Äpfel.

Was für Leute sind denn das?

Kinder? Erwachsene? Männer? Frauen? Westeuropäer? Südamerikaner? Gefängnisinsassen? Wie gesund ist das Gebiß der "Apfelempfänger"? Ist sichergestellt, daß auch alle Äpfel mögen? Ist weiterhin sichergestellt, daß die Äpfel in Art, Größe und Frische möglichst gleich sind? ...

:( Ich werd' nie wieder Äpfel verteilen. Ganz bestimmt nicht!
 
Gerecht ?

Gerechtigkeit ist stets die vom Zeitgeist manifestierte Moral und permanenten Änderungen unterworfen. Deshalb gibt es dafür keinen absoluten, ewig gültigen Massstab. An diesem Punkt sind alle Philosophen gescheitert, auch sie haben nur Zeitgeist in ihrem Sinne interpretiert.
Mit den daran angelehnten Gesetzen verhält es sich nicht anders. Sie sind lediglich Spielregeln, um ein geordnetes Miteinander zu ermöglichen.
Die einzigen ewigen Gesetze sind die Naturgesetze, wobei die wesentlichsten Arterhaltung und Artvermehrung sind. Verstösst ein Lebewesen, ob Pflanze, Tier oder Mensch, auf Dauer dagegen, wird es von der Evolution aussortiert und endet.
Naturgesetze kennen deshalb keine Moral oder Gerechtigkeit, sie sind weder gut noch böse.
 
Re: Gerecht ?

Original geschrieben von mavaho
Die einzigen ewigen Gesetze sind die Naturgesetze, wobei die wesentlichsten Arterhaltung und Artvermehrung sind. Verstösst ein Lebewesen, ob Pflanze, Tier oder Mensch, auf Dauer dagegen, wird es von der Evolution aussortiert und endet.
Naturgesetze kennen deshalb keine Moral oder Gerechtigkeit, sie sind weder gut noch böse.

Genau so ist das. Wobei wir vermutlich noch nicht mal 'nen ernstzunehmenden Bruchteil der Naturgesetze kennen :p

Trotzdem kann der Mensch versuchen, Annäherungen an Gerechtigkeit umzusetzen. Das muß ja nichts stagnierendes sein, oder?

LG, wirrlicht
 
Gerechtigkeit ?

Das Einzige, was wir trotz dieser unbarmherzigen Naturgesetze tun können, ist, die Welt so einzurichten, dass wir uns gegenseitig so wenig wie möglich schaden und so viel wie möglich nützen. Die Evolution hat uns genug Verstand mitgegeben, um dies umzusetzen. Grösstes Hindernis zu diesem Ziel sind Ideologien, wozu ich auch Religionen zähle, die tendenziell den Menschen immer zu seinem Glück, was immer das sein mag, zwingen wollen und am Ende trotz anfänglich guter Absicht kontraproduktiv sind. Die Geschichte der Menschheit und die Gegenwart ist voll von Beispielen.
Gerechtigkeit heisst Ausgleich der unterschiedlichen Interessen in Form eines Kompromisses. Ideologien und Religionen schliessen stets Kompromisse aus, da sie ihrem Wesen nach die letzte Wahrheit glauben gefunden zu haben. Sie können deshalb nicht zu Gerechtigkeit führen.
Weniger Glauben, sondern mehr Wissen, einfach den Massstab anlegen, was unserer Gesellschaft nützt oder schadet, ohne die Rechte des Einzelnen mehr als notwendig einzuschränken, könnte ide Lösung sein.
 
Hallo Leutz, das Thema ist interessant genug,
um es nach 1 Jahr wachzuküssen, es wiederzubeleben:

== Gerechtigkeit kontra Schlechtigkeit ==
Die Welt ist nicht gerecht? - wir erkennen nur nicht
die gleichmäßige Verteilung von "Gut" und "Böse".

Terror und Haß ist der "bösen Geister" nichtiger Tand,
das ist aber so manchen oft wichtiger als ihr Verstand.
Wacht auf, ihr Völker, die ihr geschunden!
Erhebt euch und rüstet zum entscheidenden Gefecht!
Kämpft um Freiheit und Frieden, welche entschwunden,
denn euer Anliegen und Streben ist nur gerecht!

Wir sind hier auf Erden, um zu kämpfen!
Wer wagt es da, den Weltenlauf zu dämpfen?
Seit Anbeginn tut sich Menschheit bekriegen
und kein Volk will einem anderen unterliegen,
keinen Knecht sieht man seinen Herren lieben.
Wann wird das Recht über das Unrecht siegen?
Soll die Menschheit jemals genesen,
so müssen die "alten Völker" erst verwesen.
Der "Über-Mensch", den Nietzsche meint,
erst in der Zukunft dann die Völker eint.

Es gibt in der Welt nicht nur Wahrheit und Liebe,
sondern auch jede Menge von Lüge und Intrige.
Ein angenehmes Leben in Gerechtigkeit,
eingebettet in Schönheit und Wahrhaftigkeit:
Dieses gibt es nur allein in der Wahrheit von allem SEIN.
In unserer Welt der Triebe gibt es so manche Pein,
Fazit: Die wahre, absolute Liebe gibt es nur im absoluten SEIN!
 
Eine interessante Frage, wenn ich sie

auch eher unter Philosophie allgemein einordnen würde. Aber sagen wir, es steht jedem Politiker, Gerechtigkeit zu definieren und sich in ihr zu üben (möglicherweise so, dass wir auch etwas davon merken).

Das Beispiel von Akelei mit den Äpfeln und Birnen halte ich für einen recht guten Ansatz; ich will ihn noch etwas verfeinern.
Grundvoraussetzung (ein hässliches Wort, mir fällt aber im Moment kein besseres ein) ist einmal, das genug Äpfel (und Birnen) da sind, sowie alle 5 Leute den Verteiler als solchen akzeptieren.

Gerecht ist, wenn 5 Leute einen Apfel wollen und auch 5 Leute einen bekommen.
Gerecht ist, wenn 4 Leute einen Apfel wollen und 4 Leute auch einen bekommen sowie der 5. eine Birne will (aus welchem Grund auch immer) und auch eine Birne bekommt.​

Dieses
Gerechtigkeit heisst Ausgleich der unterschiedlichen Interessen in Form eines Kompromisses.
von mahavo halte ich für sehr treffend, wenn ich auch die Religionen nicht für gerechtigkeitsfeindlich halte. Die Naturgesetze sind natürlich die beständigsten und sichersten - kann der Mensch aber sein ganzes Leben nach den Naturgesetzen leben ? Wir bekommen keine Winterhaut wie der Hirsch !

Den Ausführungen von Majanna zu diesem Theme stimme ich vollinhaltlich zu.

>spitzeFeder: Danke für das Gedicht ! Glaubst Du an Gerechtigkeit ?

Meine ureigene Meinung ähnelt der von Wirrlicht:
Es ist schon möglich, dass es keine Gerechtigkeit auf Erden gibt, das heißt aber nicht, dass wir uns um keine bemühen dürfen. Was wir brauchen, ist eine gemeinsame Vorstellung (Definition) von Gerechtigkeit - vorerst vielleicht einmal für den EU-Bereich. Gerechtigkeit ist nach meinem Empfinden ein moralischer Begriff.
 
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@*Zeilinger* meint zum Thema: Was ist Gerecht?
Eine interessante Frage, wenn ich sie auch eher unter Philosophie allgemein einordnen würde.

Dazu meine ich: Alle Aspekte in unserem Leben sind Philosophie bzw. haben eine philosophische Basis.

Und zu: ... Glaubst Du an Gerechtigkeit ?

--Gerechtigkeit? - deren Widerpart ist die Schlechtigkeit!
Was ist schon "richtig" und was ist denn schon "gerecht"?
Fast alles im Weltlichen ist nichtig, wir Menschen nehmen uns zu wichtig,
jeder ist sein eigener "Herr", und auch sein eigener "Knecht".

Wir erkennen nicht im Universum die ganze Gerechtigkeit,
in unserer beschränkten Sicht stört uns die Schlechtigkeit.
Nichts ist sinnlos, wir erkennen bloß vom "großen GANZEN"
nur einen kleinen Teil, dein gefund´nes Glück sei dein Heil,
lass´ dir dieses nicht vermiesen und tu es unbeeinflußt geniessen.

*Zeilinger*: ... Gerechtigkeit ist nach meinem Empfinden ein moralischer Begriff.
--Dass du erkennest im Herzen und anderen auch es verkündest,
wie viel besser es sei, gerecht als böse zu handeln. (Homer, aus: Odyssee)

Abschließend noch meine Anmerkung zu *-Akelei-*s Obstbeispiel:
Da würde ich meinen, daß es egal ist, welche Fruchtsorte.
Alles hat seine Daseinsberechtigung und ist in diesem Sinne gleichwertig/gleichberechtigt.
-Wer oder was ist schon das Maß aller Dinge?
 
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