Bernies Sage
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Das wäre wohl etwas zu analytisch und zu rational gedacht. Schlagfertigkeit beruht ja gerade darauf, dass die Wirkung der Ursache sehr spontan immer etwas überraschend und spektakulär vorauseilt.Würde Schlagfertigkeit und Abwatschen nicht in einen Topf werfen.
Komisch. Bei mir ist das Gegenteil der Fall. Ich fühle mich immer peinlich von hinten herum seltsam fremd berührt und finde es unhöflich und unziemlich, wenn ich mich spontan dabei persönlich ertappe, wie ich respektlos über mich selbst lachen kann. Ich könnte mich dabei symbolisch ohrfeigen und würde mir gewünscht haben, zum Lachen in den Keller gegangen zu sein, wo es möglichst niemand hört.Stelle oft fest, dass ich jene die schnelle, kluge und obendrein erheiternde Antworten (das verbinde ich mit Schlagfertigkeit) geben können, beneide.
Dafür gibt es in aller Regel keinen Grund. Ein jeder Gnadenerweis setzt im Nachhinein ein Schuldeingeständnis voraus und das könnte dann sogar teuer werden, wenn eine Beleidigung, eine Körperverletzung, eine falsche Verdächtigung oder gar eine Verfolgung Unschuldiger - versehentlich oder berechtigt - damit eingeräumt werden würde.In dem Moment, wo ich beobachte, dass die Antwort das Gegenüber in peinliche Verlegenheit bringt, der Lächerlichkeit preisgibt, frage ich mich warum hier keine Gnade gewährt wurde.
Da Du gerade damit die negative Dialektik ansprichst, möchte ich dazu aus aktuellem Anlass auf die besonders schlagfertigen Formulierungen in politischen Wahlprospekten hinweisen, die (bei uns) anlässlich einer Kommunalwahl als Briefkastenwerbung aktuell gerade zugestellt wurden.Gibt es also überhaupt "Die Schlagfertigkeit"? Da sind wir nämlich schnell an der Grenze zur negativen Dialektik, die es dem Versierten erlaubt, an einem Unterlegenen seine Kunst zu praktizieren.
Beispiel für eine "schlagfertige" - aber im Grunde genommenen "unzulässige" Formulierung in einem Wahlprospekt einer Partei würde folgendermaßen in einem "ansprechenden" Einführungsstatement in einem ersten Satz - unter der Überschrift: "Was uns noch wichtig ist, lauten:
>> " Wir möchten Ihnen Ihre Freiheit zurückgeben " <<
Doch dies würde aber ja zwingend voraussetzen, dass eine "unsoziale" Prämisse tatsächlich schon existiert, die von einer gegenwärtigen Einschränkung der demokratischen Freiheit ursächlich fälschlich bereits als Fakt - zum Bezug schon rückwirkend vorweggenommen wurde!
Also auf eine solcherart Rückgabe von "Sinnfreiheit" könnte ich gut und gerne verzichten!
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