Es handelt sich einfach um eine völlig arrogante Sicht auf das Leben und die Menschen, und somit ist das alles andere als "spirituell". Aha - ICH bin jetzt also mal der Überflieger, der "Guru" im Grunde, der die Welt erkannt hat?
Der andere ist dann der "Banause" - der "Handwerker", was dieses griechische Wort bedeutet? Wobei letztere bereits in der Antike ihre eigene Philosophie daraus gemacht haben, die sog. "Banauserie"?
Wer meint, so abgehoben zu sein, nach seiner "Erleuchtung", der kann eigentlich nur eines tun: Es lehren.
Diese Art von Elfenbeinturm ist eine intellektuelle Illusion.
Ich finde eine solche Sicht auf die Welt unerträglich, denn es meint da jemand, schlauer zu sein als alle anderen.
Dann hast du auch hier wieder das selbe Problem wie beim Thema Anthroposophie: Du betrachtest die Situation von außen, fällst ein Urteil und hakst die Sache als unseriös ab. Zudem fällst du auch ein Urteil über alle, die sich für solche Dinge ernsthaft interessieren. Das sind dann die Leichtgläubigen, die Naiven, die noch nicht so weit sind wie du. Ist das nicht auch arrogant?
Der zweite Fehler, den du machst, ist auch nicht neu. Du pickst Negativbeispiele heraus und erklärst diese zur Norm. Natürlich stimmt es, dass es in der spirituellen Szene sehr viel Humbug gibt. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch seriöse Lehrer gibt. Ich würde dir wirklich mal Jed McKennas erstes Buch
Spiritual Enlightenment - The Damndest Thing (wenn möglich im Englischen Original) empfehlen. Dies ist nämlich nicht nur das verständlichste und konkreteste Buch zum Thema Erleuchtung, sondern auch eine knallharte Kritik an der spirituellen Szene. Stell dir vor, es haben auch schon andere vor dir erkannt, wie viele Quacksalber es in dieser Szene gibt.
Spirituell Suchende verdienen vielmehr Respekt, denn sie gestehen sich wenigstens ein, dass wir hier einer kollektiven Illusion unterliegen. McKenna liegt ganz richtig, wenn er immer wieder Maya, die Göttin der Illusion, als die Herrscherin dieser Welt bezeichnet (natürlich nur im metaphorischen Sinne). Im Grunde kann der Mensch sich nur in drei Zuständen befinden:
1. Innerhalb Mayas Illusion ohne sich dessen bewusst zu sein.
2. Innerhalb Mayas Illusion während man sich dessen bewusst ist.
3. Erwacht.
Die meisten sind in 1, einige in 2, extrem wenige in 3. Ich ordne mich selbst unter 2 ein, weil ich schon immer das Gefühl hatte, dass hier grundsätzlich etwas nicht stimmt und dieses Gefühl irgendwann überging in eine spirituelle Suche. Nur leider unterliege ich auch der Schwäche, mich immer wieder ablenken zu lassen. Ich bin längst nicht so konsequent, wie ich gerne wäre. Aber das kann ja noch kommen. Geduld ist auch eine wichtige Tugend bei dieser Sache.
Geduld - wird zur Einsicht.
Rudolf Steiner
Warum sollte ein Erleuchteter vorwärts kommen wollen?
Ein Suchender kann Vorwärtskommen, ein Erleuchteter ist zum Stillstand gekommen. Im empfinde gerade die
Zeitlichkeit unserer Dimension als belastend. Im Grunde leben wir die halbe Zeit in der Vergangenheit oder in der Zukunft, überall, nur nicht in der Gegenwart. Ich bin mir sicher, dass dies für einen Erleuchteten nicht so ist.
