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Warum wollen wir die Wahrheit?

Ich würde damit anfangen zu sagen, dass nicht alle die Wahrheit wollen - so zumindest meine Beobachtung - und diejenigen die sie wollen, wollen meist sich selbst und das möglichst unverfälscht. Da verstehe ich den Willen zur Wahrheit als den Willen zum Selbst.

Im Zusammenhang mit der Wahrheit läuft parallel die Frage: Was weiß ich? Es geht also um Wissen und Wissen kann man als eine leere Täuschung betrachten. Das interessante dabei ist, das nur Täuschungen funktionieren - weil sie in ein Verhältnis gesetzt werden können (man kann sich in etwas über etwas täuschen). Deswegen glaube ich, dass man eigentlich nur von Irrtümern ausgehen kann, aber nie von der Wahrheit selbst.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, was Wahrheit genau sein soll und ich glaube fast nicht daran, das man aktiv nach ihr suchen kann - vielleicht eher, dass sie sich in seltenen Fällen spontan zeigt? Womit man aber arbeiten kann, das sind Irrtümer, Täuschungen, Lügen usw.
Ich finde es sehr weise, dass Nietzsche diese Frage offen gelassen hat. Nur weil man bestimmte Fragen stellen kann, bedeutet dass ja nicht zwangsläufig, dass es eine allgemeingültige Antwort darauf gibt.

Bei Schopenhauer habe ich eine treffende Beschreibung über die Wahrheit gelesen, die mir bis heute noch sehr gut gefällt: "Die Wahrheit ist keine Dirne, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, dass selbst wer ihr alles opfert, noch nicht ihrer Gunst gewiss sein darf.
Eine interessante Sichtweise, der ich viel abgewinnen kann. Nietzsche verwendet ja auch die Formulierung "Die Unwahrheit als Lebensbedingung zugestehn". Diese Sichtweise finde ich bei ihm sehr interessant - ebenso, dass er die Wahrheit mit einem Weib vergleicht, das bisher niemals eingenommen wurde. Bei letzterem musste ich schon einmal schmunzeln. Nietzsche sieht eben alles perspektivisch, womit er eigentlich ganz recht hat. Dein Schopenhauer-Zitat, das du gebracht hast, finde ich aber auch sehr interessant. Einen Teil der Lehre Schopenhauers trägt Nietzsche eben immer noch in sich. Zumindest habe ich diesen Eindruck, auch wenn er Schopenhauer überwunden hat. Aber was die Wahrheit betrifft, scheint er sich doch Schopenhauer anzunähern.
 
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"Die Unwahrheit als Lebensbedingung zugestehn" - ja, in diesem Satz empfinde ich eine subjektiv sprechende Sprache - Ich glaube Nietzsche hatte durchaus einen Wahn in Bezug auf Wahrheit - ich spüre da zwischen den Zeilen einerseits ein Eingeständnis, andrerseits eine Diskrepanz, mit der er vermutlich Zeit seines Lebens haderte.
Wer weiß, vielleicht hat ja das "Weibliche" durchaus mehr Zugang zur Wahrheit aufgrund des chaotischen Prinzips. Dieser Gedanke kam mir gerade. Ich finde ihn aber noch zu wenig ausgereift, um genauer darüber sprechen zu können.
 
"Die Unwahrheit als Lebensbedingung zugestehn" - ja, in diesem Satz empfinde ich eine subjektiv sprechende Sprache - Ich glaube Nietzsche hatte durchaus einen Wahn in Bezug auf Wahrheit - ich spüre da zwischen den Zeilen einerseits ein Eingeständnis, andrerseits eine Diskrepanz, mit der er vermutlich Zeit seines Lebens haderte.
Wer weiß, vielleicht hat ja das "Weibliche" durchaus mehr Zugang zur Wahrheit aufgrund des chaotischen Prinzips. Dieser Gedanke kam mir gerade. Ich finde ihn aber noch zu wenig ausgereift, um genauer darüber sprechen zu können.
So wie er deiner Meinung nach mit der Wahrheit gehadert hat, so wird er auch zeit seines Lebens mit den Frauen gehadert haben. Sonderlich erfolgreich war er ja nicht bei ihnen. Aber von ihnen losgekommen wird er auch nicht sein. Sie übten einfach auf ihn eine Faszination aus, der er sich nur schwer entziehen konnte. Mit der Wahrheit wird es ihm vielleicht ähnlich ergangen sein, wobei ich denke, dass er in diesem Punkt wesentlich erfolgreicher war, weil er oft gerade mit seinem Psychologisieren ins Schwarze trifft. Deswegen wird er die Wahrheit auch mit einer Frau verglichen haben.

Ob ich jetzt mehr Zugang zur Wahrheit als andere aufgrund meiner Weiblichkeit habe, lässt sich für mich schwer feststellen oder bejahen. Ich kann dem nicht mit Sicherheit zustimmen. Ich denke, das hält sich für mich in der Waage.
 
Ich möchte die Frage über die Terminologie: wahr - richtig betachten.
Für den Juristen (ich bin so einer) gibts den Sachverhalt, aus dem wir Kriterien betrachten, - wie es so schön heißt - die maßgebend sind. Die Betrachtung eines Sachverhaltes nach diesen Vorgaben ergibt das Ergebnis: Richig - oder Falsch: Umfaß aber nicht alles - nämlich nur das sog. "Maßgebende".
Nach meiner Sicht umfassen die sog. Sachverhalte (die der Erkenntnis zugänglich sind) nicht die große Unbekannte "A Priori". Dort gilt Wahrheit und Unwahrheit. Ergebnis: Wir können, was Wahrheit bedeuten könnte, nur im gegenseitigen Einvernehmen festlegen, was priori wahr oder unwahr ist.
 
Ich möchte die Frage über die Terminologie: wahr - richtig betachten.
Für den Juristen (ich bin so einer) gibts den Sachverhalt, aus dem wir Kriterien betrachten, - wie es so schön heißt - die maßgebend sind. Die Betrachtung eines Sachverhaltes nach diesen Vorgaben ergibt das Ergebnis: Richig - oder Falsch: Umfaß aber nicht alles - nämlich nur das sog. "Maßgebende".
Nach meiner Sicht umfassen die sog. Sachverhalte (die der Erkenntnis zugänglich sind) nicht die große Unbekannte "A Priori". Dort gilt Wahrheit und Unwahrheit. Ergebnis: Wir können, was Wahrheit bedeuten könnte, nur im gegenseitigen Einvernehmen festlegen, was priori wahr oder unwahr ist.
Oha, noch ein Jurist! Ich bin in meinem letzten Semester im Studium der Rechtswissenschaften.
Ich wollte jetzt eigentlich gar nicht auf die juristische Ebene raus. Aber die können wir natürlich auch hinzuziehen.
Dann könnte man aber auch gleich sagen, dass zB bei einem Sachverhalt das wahr ist, was am Ende anhand der Kriterien, der Normen und ihrer Merkmale, herausgekommen ist.
 
Aber die können wir natürlich auch hinzuziehen.
Dann könnte man aber auch gleich sagen, dass zB bei einem Sachverhalt das wahr ist, was am Ende anhand der Kriterien, der Normen und ihrer Merkmale, herausgekommen ist.
Ich habe versucht, die "Sache" ÜBER die "enge, spezielle" Sprache der Juristen (richtig, falsch) hinweg aufzuzeigen und mich dem Problem der Wahrheit umfassender zu widmen.
 
Ich habe versucht, die "Sache" ÜBER die "enge, spezielle" Sprache der Juristen (richtig, falsch) hinweg aufzuzeigen und mich dem Problem der Wahrheit umfassender zu widmen.
Ich denke nicht, dass wir in "richtig, falsch", sondern eher in "passt oder passt nicht" denken. Wir suchen doch immer nach einer Lösung eines Problems, nach einer Rechtsfolge. Zuerst nehmen wir ja die Norm und sehen dann, ob sie als Lösung taugt oder nicht.
 
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Die Norm ist etwas sehr Objektives, das ich mir ansehen kann. Du kannst dich höchstens fragen, ob die Norm wirklich auch ihr Ziel erreicht oder überhaupt sinnvoll ist oder gesellschaftlich benötigt wird.
Die Objektivität der "Norm" zeigt sich im individuellen Umgang mit meinen Mitmenschen. Die staatspolitische Frage hat damit nichts zu tun und wird in den politischen Gremien behandelt.
 
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