Die meisten Forumsnutzer waren bestimmt schon einmal in Singleforen unterwegs oder haben auf Anonzen geantwortet. Wenn ich mal auf solchen Unterwegs war, ist mir schon aufgefallen das viele Leute ihren (genauen) Beruf im Profil angeben oder dieser bei bereits der ersten Antwort schon sehr wichtig zu sein scheint. Es macht den Eindruck, als würde es nur um Etiketten gehen, es ist eher ein gesellschaftlicher Trend.
Diese Foren sind doch sowieso eine Art Marktplatz, wo ein jeder schaut, ob sich nicht noch etwas "besseres" findet. Jemand mag in seinem hochstehenden Beruf sehr erfolgreich sein, genau so ein Langweiler kann er aber auch sein.
Ich fand das eher "abstoßend". Wenn mir zum Beispiel zusammenhangslos und schon in der ersten Mail geantwort: Hallo ich bin XY, ...., und bin Ingenieur dann weiß man ganz schnell, dass diese Person auf ihr Etikett fixiert ist... Andere, die auf solche Sachen eingehen, sind nur selten an Liebe interessiert, sondern es ist oft auch Berechnung. Mit "Mein neuer Partner ist Ingenieur" steht man in unserer Gesellschaft besser da, als wenn man Verwandten/ Freunden sagt: "Mein neuer Partner arbeitet als Reinigungskraft".
Dies offenbart nur die oberflächliche Arroganz, ja Dummheit dieser Menschen. Jeder Beruf hat seine Notwendigkeit, auch der einer Reinigungskraft ... gerade dieser. Denn wenn das Büro des Ingenieurs nicht regelmäßig und ordentlich geputzt wird, dann wird es sehr bald wie ein Sauhaufen aussehen - und er kann seinen so hochtrabenden Beruf gar nicht mehr erst ausführen.
Persönlich arbeite ich in einer großen Küche, und wir haben einen guten Umgang mit unseren einfachsten Hilfskräften, die gut bezahlt werden. Denn wir brauchen diese Arbeitskräfte, und wir wollen, dass sie bleiben. Denn wenn die Spülküche nicht funktioniert ... dann kann ich der beste Koch der Welt sein, aber gehe dennoch mit wehenden Fahnen unter. Und genau aus diesem Grund muss man diese Menschen gut und fair behandeln, denn sie sind keineswegs beliebig austauschbar. Ihr Job ist schwitzig und schmutzig, aber dennoch komplex, und so mancher Ingenieur würde das nicht ansatzweise stemmen können.
Derzeit erleben wir in meinen Augen einen Wandel: Menschen, die bereit sind, körperlich hart zu arbeiten, die werden auch gut entlohnt. Real verdiene ich als "kleiner Koch" mehr als viele Bürohengste, und dabei bin ich keineswegs ein Überflieger. Im Vergleich bin ich sogar nah an niederen akademischen Positionen im öffentlichen Dienst - ohne ein akademisches Studium vorweisen zu können. Gefordert ist im Gegenzug aber die Präsenz, denn ein "Homeoffice" ist als Koch natürlich nicht möglich und "ständig krank" auch nicht. Ich muss Gewehr bei Fuss pünktlich und zuverlässig da sein, und dafür werde ich bezahlt.