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Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Wer weise ist, braucht diese Gefühle auch nicht unterdrücken, er entwickelt sie erst gar nicht.

Wenn das Voraussetzung für Weisheit ist, dann ist ein Weiser kein Mensch mehr, und Du brauchst Dich nicht wundern, dass Du bei den Alten keine Weisheit findest.
Hast es ja auch schon angesprochen: Dein Begriff von Weisheit ist zu anspruchsvoll, er muss wohl überdacht werden.

:zauberer2
 
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zum weisheitsbegriff:

Zitat von Benjamin :
Wer weise ist, braucht diese Gefühle auch nicht unterdrücken, er entwickelt sie erst gar nicht.
Wenn das Voraussetzung für Weisheit ist, dann ist ein Weiser kein Mensch mehr, und Du brauchst Dich nicht wundern, dass Du bei den Alten keine Weisheit findest.
Hast es ja auch schon angesprochen: Dein Begriff von Weisheit ist zu anspruchsvoll, er muss wohl überdacht werden.

:zauberer2

stellt sich mir die frage: warum soll nur ben diesen begriff von weisheit überdenken?

oder, pispezi, gehst auch du davon aus, dass du ihn überdenkst?

so etwas ist doch teil einer jeden sachlichen diskussion.....dass der fragliche begriff einmal allgemein definiert wird.
dann weiß auch jede/r, wovon eigentlich die rede ist.

die andere möglichkeit wäre, dass du DEINEN begriff von weisheit hier nennst.....dann könnte auf dessen basis weitergemacht werden. ;)

liebe grüße
kathi
 
AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Welch geistreicher Beitrag! :sekt:
Immer wieder Unterhaltung, nur ohne Erkenntnisgewinn...

Siehst du Benjamin? Genau das habe ich befürchtet! Dass du eventuell nur das Skurrile herauslesen könntest - dabei ist auch viel Erkenntnisgewinn dabei möglich, nur ... das kann man einem nicht vorgekaut servieren, das gehört zu den unbequemen Sachen die man selber entdeckt, falls man sie erkennt.

Ich meinte natürlich nicht meine sehr speziellen Grüße...

Nein, zum Erkenntnisgewinn muss man erst sein ganz persönliches Aquarium verlassen.

mx10.gif


Diese Glaswände scheinen dir vielleicht durchsichtig - aber sind sie es tatsächlich? Und um beim Aquarium zu bleiben: kann man denn wissen welche alte Fische mit dir diese Behausung geteilt haben und keine Zeit gehabt haben Weisheit in anderen Aquarien zu sammeln?

Es gibt tatsächlich Fische die ohne es sich zu wünschen, es sich nie leisten konnten auch andere Aquarien aufzusuchen. Das Leben hat sich innerhalb dieser Glaswände abgespielt, eine Art von Mikrouniversum, welches man für das Universum hielt. Vielleicht auch durch das Vortäuschen der Transparenz der Glaswände.

Lass mich ein wenig persönlich werden: ich wurde gezwungen das Aquarium zu wechseln - und das war manchmal auch schwierig - es hat mir aber nicht geschadet - siehe Erkenntnisgewinn.

Aber sind nicht fast alle Fische so? Werden sie nicht dazu gezwungen - bleiben sie in ihren vertrauten Gewässern.


Miriam - der Wanderfisch
mx46.gif
 
AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Hallo kathi, hallo Ben,

was ich über Weisheit denke, steht ja schon in meinem ersten Text hierzu:

Was ist Weisheit?
....
Wenn ich Dich recht verstehe, hast Du von der Weisheit ein Bild, wie es die alten Stoiker vertreten haben: "Lass Dich von nichts aus der Ruhe bringen, bleib gelassen und immer rational. Steh' über den Niederungen der Alltagsgeschäfte..."
Eine solche "Weisheit" hat den Beigeschmack von Versteinerung - nicht erstrebenswert finde ich.

Weiter:
Heute ist die "Weisheit der Alten" obsolet, weil die gesamte kulturelle und technische Entwicklung so schnell geworden ist, dass zur Bewältigung des täglichen Lebens die Jüngeren meist das bessere Rüstzeug haben, als die Älteren.

Um das aber noch einmal genauer zu sagen:
Der Begriff war früher, als das Leben generationenlang in gleicher Bahn lief, sinnvoll. Er konnte als "umfassendes Wissen und Nachgedacht-haben über das Leben und die Welt sowie daraus folgendes abgeklärtes Verhalten" verstanden werden.
So wäre denn evtl. auch meine Weisheits-Definition für die damaligen wissensarmen und langsamen Zeiten.

Heute ist Weisheit ein sinnleerer Begriff, weil niemand mehr das notwendige umfassende Wisssen und die Zeit zu seiner geistigen Verarbeitung hat. Außerdem wäre es übermorgen veraltet.
Erfahrungen, die ich 1960 gemacht habe, sind heute zu großen Teilen verstaubt, kaum noch anwendbar.

Der einzige weise Satz, der heute möglich scheint, heißt "panta rhei" - und zwar immer schneller :)

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Nachtrag:
Ich bin mir übrigens auch nicht sicher, ob Weisheit grundsätzlich zu menschlicher Güte führt, wie das in Bens Begriff wohl ist.
Mir ist da kein eindeutiger Zusammenhang erkennbar.
Es gab ja in der Geschichte einige berühmte Personen, die man vielleicht als "weise", aber zugleich ziemlich fies betrachten konnte:

Macchiavelli, Newton, Schopenhauer (der eher Misanthrop war)...

Alle diese Männer hatten viel und erfolgreich nachgedacht und waren zu sehr harten Urteilen über die Menschheit als Ganzes gelangt, was deren Umgebung sehr schmerzhaft zu spüren bekam. Es ist ja keineswegs klar, welches Urteil über die Menschen "weise" ist: Das nette oder das harte...

Wenn natürlich Weisheit ausdrücklich so definiert wäre, dass ein Weiser auch ein Guter ist, tja, dann...

In meiner Definition (die wie gesagt nur für "früher" gilt!) ist das jedenfalls nicht so.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Weisheit hat etwas mit Lebenserfahrung und Reife zu tun, damit, dass Einsichten und Verhaltensweisen zutreffen, weil man Situationen erkennt, in denen sie angemessen sind.
Weisheit hat also eine starke subjektive Komponente und unterscheidet sich dadurch von intersubjektiv erfahrbarem Wissen u.a. Kenntnissen.

Ein junger Mensch muss also schon sehr intensiv gelebt haben (was ich nicht ausschließen will), um eine solche Stufe zu erreichen; andererseits gibt es keinen Automatismus ("Alter schützt vor Torheit nicht").

Montaigne Aussage hat mir immer sehr zugesagt: Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst.
 
AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Großes dickes Lob für Benjamin, der diese Frage in den Raum stellt.

Als älterer Mensch bin ich der Meinung, Weisheit kann aus einem großen Wissen oder aus einem reichen Erfahrungsschatz entstehen, muss aber nicht. Sie hängt nur in einem gewissen Ausmaß von beidem ab.

Ein blitzgescheiter Mensch mit hohem Wissen muss in seiner Lebensbewältigung nicht unbedingt weise sein. Ein unbelesener Fabriksarbeiter mit gewöhlicher Lebenserfahrung aber sehr wohl. Deshalb muss für Weisheit eine gewisse Ader vorhanden sein, eine Art Veranlagung, Talent. So ergibt sich, dass Weisheit nicht wirklich vom Alter abhängig ist. Das heißt, auch junge Leute, siehe Benjamin, können weise sein, sehr weise sogar. Man darf das nicht von Lebenserfahrung und hohem Wissen abhängig machen.

Deshalb sehe ich in der von Benjamin formulierten Frage, warum es den Alten an Weisheit fehlt, keine Anklage, sondern schon ein sehr weises Hinblicken auf einen oft auftretenden Sacherverhalt.

Weise ist das vor allem auch deshalb, weil er damit schon in seinem jetzt noch sehr jungen Alter indirekt seiner Absicht oder seinem Wunsch Ausdruck verleiht, nicht in eine solche verstümmelte Lebensbetrachtung hineinwachsen zu wollen. Wenigstens solange er vernünftig denken kann.

Und eigentlich habe auch ich schon mit jungen Jahren diesen Plan gefasst, einer verstümmelten Lebensbetrachtung auszuweichen und trotz bedrohlicher Krankheit (Multiple Sklerose) das Leben positiv zu nehmen. Das heißt, ich bin bemüht, nach wie vor dem Leben innerlich ruhig und gelassen entgegen zu treten. Ich weiß ja, dass jetzt von Jahr zu Jahr körperlich alles zurückgeht, viele Beschwerden bis Schmerzen ständig zunehmen, und auch das Gedächtnis nachlässt. Letzteres ist jetzt erst einmal nur lästig.

Trotzdem: Weise und hilfreich ist, innerlich froh, lebensbetont oder gelassen zu sein, gerade wenn die körperliche Herausforderung und Belastung steigt, meine ich. Das könnten viele Menschen einsehen. Was ich nicht jedem Menschen zutraue ist jedoch meine innere Sicherheit in Bezug auf das persönliche Überleben des Todes. Doch das ist ein anderes Thema.
Liebe Grüße - reinwiel
 
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AW: Warum fehlt es den Alten an Weisheit?

Ein blitzgescheiter Mensch mit hohem Wissen muss in seiner Lebensbewältigung nicht unbedingt weise sein. Ein unbelesener Fabriksarbeiter mit gewöhlicher Lebenserfahrung aber sehr wohl. Deshalb muss für Weisheit eine gewisse Ader vorhanden sein, eine Art Veranlagung, Talent. So ergibt sich, dass Weisheit nicht wirklich vom Alter abhängig ist. Das heißt, auch junge Leute, siehe Benjamin, können weise sein, sehr weise sogar. Man darf das nicht von Lebenserfahrung und hohem Wissen abhängig machen.

Trotzdem: Weise und hilfreich ist, innerlich froh, lebensbetont oder gelassen zu sein, gerade wenn die körperliche Herausforderung und Belastung steigt, meine ich. Das könnten viele Menschen einsehen.

Reinwiel,
Du definierst also Weisheit als eine Art "Talent". Nach Deiner Beschreibung ist Weisheit weitgehend identisch mit einer gelassenen, heute würde man sagen: "coolen", Lebenshaltung. Das heißt, wer mit einem gelassenen Temperament gesegnet ist, wäre schon (fast?) weise?

Diese Definition finde ich ungenügend, weil ich für "Weisheit" bisher immer vorausgesetzt habe, dass es eine gewaltige Lebenserfahrung gibt. So wie der Begriff gemeinhin verwendet wird, ist es praktisch ausgeschlossen, dass sehr junge Menschen weise sind.

Aber klar: Jeder kann es für sich geeignet definieren, nur: Ist so eine Definition sinnvoll? Am Ende landen wir in der Sprachverwirrung Babylons und können uns über nichts mehr unterhalten - gefällt mir nicht.

LG, pispezi :zauberer2
 
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