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Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

nur weil der hintergrund einer Lüge im auge des betrachterers gut ist , so bleibt es dennoch eine Lüge.

Rhonas saloppe Frage: Wat willste damit sagen - schließe ich mich an, noch mehr: Ich verstehe die Aussage nicht.
Wer ist nun der "Betrachter"? Der Lügner, klar, der weiß ja, daß er die Unwahrheit sagt, wenn auch nicht immer aus den minderwertigen Gründen, die gemäß Kassandra Wikipedia auflistet. Oder ist es der Belogene? Aber der weiß doch gar nicht, daß er belogen wird. - Oder ist es ein Dritter? Doch der weiß es doch in der Regel auch nicht. Oder meinst Du mit dem "Betrachter" den lieben Gott, der bekanntlich alles sieht.
Es wäre schön, wenn Du Dich näher erklären könntest.
Z.
 
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AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

Andererseits ist es sehr individuell und auch subjektiv welcher Umgang für einem eher zumutbar erscheint: derjenige mit der Wahrheit – oder der mit der Unwahrheit. Beides kann unter Umständen schwierig sein – beides kann Menschen in tiefe Konflikte oder auch Krisen stürzen. Gilt es aber hier nicht eine Entscheidung für sich persönlich zu treffen?
"Furchtbar ist die Versuchung zur Wahrheit", sagt ein Jünger Galileis bei BB. Aber wenn man ein Held sein muß, um sie zu sagen, ist es traurig um ein Volk bestellt, antwortet Galilei.


Es waren Menschen wie zum Beispiel Thomas Harlan die den Mut hatten, mit dieser besonders schwierigen Wahrheit umzugehen, in diesem Falle die Wahrheit die sein eigener Vater, Veit Harlan*, so schändlich entstellt hatte. Aber kann ein Mensch wie Thomas Harlan sich überhaupt für etwas anderes entscheiden als für die Wahrheit um nicht unter der Last der Vergangenheit zugrunde zu gehen?
Ich werde irgendwann einen Thread über diesen Ausnahmemenschen, Thomas Harlan, eröffnen – so wichtig erscheint mir sein Lebensweg und seine Bedeutung für die Geschichte der Nachkriegszeit Deutschlands.
Gruß in die Runde
Miriam
*Veit Harlan ist der Autor und Regiseur zahlreicher nationalsozialistischer und antisemitischer Filme - am bekanntesten dürfte "Jus Süß" sein.[/QUOTE]

Ich wünsche Dir viel Anklang mit diesem Thread, aber ich fürchte, er bleibt ziemlich folgenlos, weil die meisten noch nie etwas von Thomas Harlan gehört haben werden - ich auch nicht.
Grüße - Ziesemann
 
AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

der betrachter ist der der die lüge macht. den nur er weiß was er zusammne gesponnen hat und macht sich gedanken wie er sie am besten den anderen unterjubeln kan.

wen ich z.B. hinter dem rücken meiner frau rumpoppen würde und ihr es nicht sagen würde weil ich auf ihre gefühle rücksicht nehmen will , so wäre es in meinen augen eine barmherzige lüge da ich meiner frau ja schmerzen ersparne will. in den augen der anderen wäre ich einfach nur feige oder ein schwein.
also egal wie man es dreht oder wendet , egal wieviel schönes man auch in eine lüge hineinbringt, am ende belügt man entweder sich oder die anderen . aber einer is immer der dumme
 
AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

Die Wahrheit setzt den Menschen oft sehr zu. Nicht nur Krankheit und Tod von lieben Menschen, auch alle schrecklichen Ereignisse, die uns tagtäglich über die Medien zugetragen werden. All diese traurigen Dinge sind wahr und sie können uns krank machen und dem Tode näher bringen.

Der Mensch muss vor dieser Wahrheit flüchten. Die Kunst hilft uns dabei. Sie regt unsere Phantasie an und lebt auch durch sie. Die Phantasie, nicht ganz wahr, aber auch keine Lüge, wird zum Tröster in dieser trostlosen von Wahrheit triefenden Welt.

suche :kuss1:
 
AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

Je mehr wir unsere Meinung offenlegen, desto schneller entwickelt sich die Gesellschaft als Ganzes.

Je weiter wir uns einem Menschen öffnen, desto schneller entsteht eine tiefere Harmonie zwischen ihnen.

Lügen ist immer ein Missstand.

Gruß
Jing
 
AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

"Wahrheit – kann, darf, soll, muss man sie immer sagen?"
Man kann: Aber nicht immer
Man darf: Auch nicht immer
Man soll: Auch nicht immer
Man muss: Auch nicht immer

Dass niemand die absolute Wahrheit besitzen kann, auch wenn dies manche von sich glauben oder sich dessen sogar sicher sind, wurde bestimmt schon sehr oft diskutiert, wie Du es schon angedeutet hast, Ziesemann. Das wäre für mich äußerst interessant und scheint mir sehr wichtig zu sein, will ich aber eben deshalb trotzdem jetzt hier weglassen, denn:
Bei den vielen endgültigen oder temporären Verabschiedungen, die gerade einmal mehr im DF aktuell sind, ist mir wieder bewusst geworden, wie sehr die Wahrheit eine Rolle spielt, die wir sagen oder nicht sagen. Und die wir verdrängen oder die wir gar nicht erkennen können (weil wir etwa zu wenig oder gar nicht nachdenken).

Das Verdrängen der Wahrheit, ob bewusst oder unbewusst, kann uns schützen. Das Ego verträgt sie oft nicht, die eigene Persönlichkeit wäre dadurch überfordert. Je mehr wir der Wahrheit nachgehen und uns ihr stellen und sie ertragen können, umso mehr stärkt sie unsere Persönlichkeit. Und umso mehr gewinnen wir an Sicherheit und Toleranz im Umgang mit unseren Mitmenschen. Da gibt es gewisse Parallelen von unserem persönlichen, engeren Umkreis angefangen bis hin zu den Migrationsproblemen – oder zu einem virtuellen Forum.

Wenn das Ego sich bedroht fühlt, weicht es gerne der Wahrheit aus – oft bemerken wir das gar nicht. Wenn uns jemand in diesem Abwehrverhalten Recht gibt, in welcher Form auch immer, dann besitzen wir eine gemeinsame Wahrheit, die viele andere, unangenehme Wahrheiten übertünchen kann. Solche Verbindungen können aber sehr leicht wieder auseinander brechen, weil sie kein hartes Fundament haben.
Unsere Beziehungen können umso stärker und fester sein, je mehr Wahrheit wir erkennen und auch ertragen können. Die Wahrheit könnte aber vieles genausogut auch zerstören.

"Sollen" wir immer die Wahrheit sagen? Vielleicht ist das die wichtigste Frage! Jeder muss für sich selber überprüfen, wann es besser ist, die Wahrheit zu sagen oder sie zu verschweigen, sie zu suchen oder dies lieber sein zu lassen; das kommt auf die verschiedensten Lebenssituationen und auf die verschiedenen Mitmenschen an.

Es ist eine wahre Lebenskunst, die Wahrheit im richtigen Moment zu sagen oder dies zu unterlassen. Besonders in einem Forum, wo wir die Wahrheit voneinander nur sehr beschränkt wissen können. Oft wissen wir es erst danach, was besser gewesen wäre. (In der Politik könnte uns schlimmstenfalls vielleicht erst nach einem Weltkrieg die Augen geöffnet werden, wie sehr wir belogen wurden).

Ein starker Mensch kann aber trotzdem (fast) immer neu beginnen.
Auch mit brüchigen Beziehungen. Es gibt meines Erachtens nämlich keine echte Wahrheit ohne Verstehen, Tolerieren, Verzeihen und Duldung.
 
AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

Jing6
"Je weiter wir uns einem Menschen öffnen, desto schneller entsteht eine tiefere Harmonie zwischen ihnen.

Lügen ist immer ein Missstand."

Gruß
Jing
Das wage ich aber zu bezweifeln. Je mehr sich ein Mensch öffnet, desto abstoßender könnten mir seine Einstellung und seine Überzeugungen sei, sie würden das Gegenteil der Harmonie bewirken. - Deshalb halte ich es für richtig, selbst in der intimsten Gemeinschaft der Liebe oder Freundschaft sich nicht "alles" (bitte ganz wörtlich nehmen!) zu sagen.
Und daß Lügen "immer" ein Mißstand ist, genau das wird aus gutem Grund auch hier bezweifelt. Immer eben nicht.

"Wahrheit – kann, darf, soll, muss man sie immer sagen?"
Man kann: Aber nicht immer
Man darf: Auch nicht immer
Man soll: Auch nicht immer
Man muss: Auch nicht immer
Das ist zwar formal elegant und wahrscheinlich sogar richtig; aber es fehlt das Kriterium, an Hand dessen wir entscheiden können: Wann kann, darf, soll, muß man denn nun lügen?
Ein starker Mensch kann aber trotzdem (fast) immer neu beginnen.
Auch mit brüchigen Beziehungen. Es gibt meines Erachtens nämlich keine echte Wahrheit ohne Verstehen, Tolerieren, Verzeihen und Duldung.
Klingt ja toll, das mit dem "starken Menschen". Und was macht der Schwache? Lügt der?
Und was eine "echte Wahrheit" ist hätte ich gern mal gewußt. Und worin unterscheidet sich diese von der "unechten Wahrheit", die es der Sprachlogik zufolge dann ja auch geben müßte?! Und was diese Echte nun wiederum mit Verstehen, Tolerieren usw. zu tun haben soll, habe ich nun überhaupt nicht verstanden, vielleicht, weil es keine "echte" Wahrheit ist.
Konrad Adenauer unterschied mal zwischen der "einfachen, reinen und lauteren Wahrheit" , aber das hat der alte Fuchs nur taktisch mit einem Augenzwinkern so gemeint.
Doch Dank allen Diskutanten.
Ziesemann
 
AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

Ziesemann schrieb:
Das wage ich aber zu bezweifeln. Je mehr sich ein Mensch öffnet, desto abstoßender könnten mir seine Einstellung und seine Überzeugungen sei, sie würden das Gegenteil der Harmonie bewirken. - Deshalb halte ich es für richtig, selbst in der intimsten Gemeinschaft der Liebe oder Freundschaft sich nicht "alles" (bitte ganz wörtlich nehmen!) zu sagen.
Und daß Lügen "immer" ein Mißstand ist, genau das wird aus gutem Grund auch hier bezweifelt. Immer eben nicht.

Na ja Ziesemann, dieses Statement entfernt sich stark von der "barmherzigen Lüge" von der du am Anfang gesprochen hast. Und kann auch nicht bei einer der beiden Kategorien Max Webers die du am Anfang erwähntest, die der Gesinnungs- und Verantwortungsethik untergebracht werden.

Von meiner Annschauung aus betrachtet, würde ich deinen Satz auch grundsätzlich ändern. Für mich würde es dann heissen:

Je mehr ein Mensch sich hinter seinem Lügengerüßt versucht zu verbergen, desto abstoßender würde er mir erscheinen. Dies würde in jeden Fall das Gegenteil der Harmonie bewirken.

Warum? Erstens, wegen der Zumutbarkeit der Wahrheit. Und weil wir, wenn wir mit Wahrheit oder Lüge konfrontiert werden, dies oft geschieht um eine Reaktion oder gar eine Entscheidung hervorzurufen. Ich persönlich möchte mich entscheiden dürfen oder reagieren können angesichts der Wahrheit und nicht einer Täuschung.

Gruß

Miriam
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: Wahrheit - kann, soll, darf muß man sie immer sagen?

Klingt ja toll, das mit dem "starken Menschen". Und was macht der Schwache? Lügt der?
Und was eine "echte Wahrheit" ist hätte ich gern mal gewußt.

Starke Menschen finde ich nicht so toll, vor allem dann nicht, wenn sie so tun als ob. Mir ging es in diesem Zusammenhang aber weniger darum, wer lügt und wer die Wahrheit sagt, sondern wer mehr die Wahrheit ertragen kann. Das ist eine rein pragmatische Feststellung, die jeder von uns schon gemacht hat und immer wieder machen wird. Also keine Wertung in stark=gut und schwach=böse oder so ähnlich. Dafür gibt es im Alltag jede Menge von Beispielen, wie etwa bei Krankheiten:

Wir sind krank und schwach - aber wir sind deshalb nicht erbärmlich!

Oder: Manche sind eher labil und leichter aus der Bahn zu werfen oder sie verlieren leichter die Fassung – aber sie sind deshalb nicht weniger wert! (Das ist für mich die Wahrheit und nicht eine beruhigende Scheinheiligkeit!)

Aber dennoch trachten wir stets danach gesund zu werden oder zu bleiben. Und möglichst stark zu sein, um den Anforderungen besser gewachsen zu sein. Es ist übrigens auch ein wesentliches Merkmal der verschiedenen politischen Ideologien, wo einerseits das Leben solcher Menschen mehr geschätzt wird und wo bei anderen mehr (oder im Extremfall nur) die Leistung zählt, aber das sei nur am Rande angemerkt.

Über die "echte" Wahrheit habe ich mir eigentlich nicht so genaue Gedanken gemacht, ich wäge nicht jedes Wort immer so ab, das ich hier so dahinschreibe. Aber wenn ich es jetzt schon tue: Es ist für mich der Unterschied zur scheinheiligen, oberflächlichen, unehrlichen Wahrheit, einer vorgespielten Wahrheit, die in Wirklichkeit eine Täuschung ist (oder eine Taktik, siehe Adenauer?). Der Unterschied zur "falschen" Wahrheit, wenn man so will, die andere Empfindungen, andere Nuancen und Aspekte verdrängt, unterdrückt oder verheimlicht. Vielleicht passt der Begriff "Halbwahrheit" da auch ganz gut her, die schlimmer ist als eine Lüge, sagt man.

Niemand von uns besitzt immer die echte Wahrheit, jeder von uns täuscht, lügt, betrügt die anderen, um das eigene Ego zu schützen und es zu stärken. Ist das nicht auch manchmal notwendig? Entscheidende Unterschiede sehe ich aber darin, ob diese Stärkung des eigenen Egos auf Kosten der Mitmenschen geht und wie stark das der Fall ist. Manche neigen mehr dazu, andere sind dafür weniger anfällig. Und wenn wir uns dieser eigenen, dieser so sehr menschlichen Fehlern bewusst sind und uns dieser weniger schämen, könnte das auch das eigene Ego stärken. Man kann immer daran arbeiten, dafür ist jeder eigenverantwortlich.

Selbstzweifel sind auch wichtig, aber man sollte sie nicht übertreiben, denn:
Ich bin schlecht und du bist schlecht - Gott sei Dank gibt es noch Schlechtere! ;)

Frei nach Morgenstern: Ich bin dumm und du bist dumm, wir wollen sterben gehen, kumm!
 
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