Logik und rationales Denken sichern unser Überleben. Es ist logisch und rational, links und rechts zu schauen, ob ein Auto kommt, bevor man die Straße überquert, sich im Winter eine Jacke anzuziehen, bevor man rausgeht und lieber die frischen als die verfaulten Äpfel zu essen. Darüber hinaus sind durch Logik und rationales Denken Bündnisse zwischen den Menschen entstanden, die über den natürlichen Egoismus hinausgehen und nicht zuletzt sind auch die Wissenschaft und die daraus hervorgegangenen Erfindungen auf die Anwendung der Logik und Rationalität zurückzuführen. Ich will also nicht behaupten, dass Logik/Rationalität etwas schlechtes sei, ganz im Gegenteil, ohne sie würden wir noch heute in Höhlen hocken (falls wir jemals wirklich in Höhlen gehockt sind, aber das ist ein anderes Thema).
Jedoch haben wir den Fehler begangen, aus all den Errungenschaften, die wir durch jenes Denken erlangt haben, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass wir auch den Kosmos als Ganzes und das Dasein überhaupt rational und logisch erklären können, was ja der Anspruch der materialistischen Philosophie ist. Dies ist aber aus meiner Sicht eine absolute Anmaßung. Denn es setzt voraus, dass unsere Logik, die unser Überleben sichert und unsere Erfindungen möglich gemacht hat, auch tatsächlich
die Logik, also sozusagen die
kosmische Logik ist, über der es nichts anderes gibt.
Am besten kann man die Grenzen der Logik aufzeigen, indem man sich mit einem sogenannten Paradoxon befasst.
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Ein Paradoxon (sächlich; Plural Paradoxa; auch das Paradox oder die Paradoxie, Plural Paradoxe bzw. Paradoxien; vom altgriechischen Adjektiv παράδοξος parádoxos „wider Erwarten, wider die gewöhnliche Meinung, unerwartet, unglaublich“) ist ein Befund, eine Aussage oder Erscheinung, die dem allgemein Erwarteten, der herrschenden Meinung oder Ähnlichem auf unerwartete Weise zuwiderläuft oder beim üblichen Verständnis der betroffenen Gegenstände bzw. Begriffe zu einem Widerspruch führt.
de.wikipedia.org
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Hier nun einige Beispiele für Paradoxa:
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«Dieser Satz ist falsch»
Ein Klassiker. Es handelt sich um die einfachste Form des Lügner-Paradoxons, das dann entsteht, wenn ein Satz seine eigene Unwahrheit behauptet. Seine Selbstbezüglichkeit dreht der Logik eine Schlinge, in der sie sich heillos verheddert. Ein unauflöslicher Widerspruch tut sich auf: Wenn der Satz zutrifft, ist er das, was er aussagt: falsch. Ist er falsch, muss er richtig sein. Und so weiter.
Die Negation, die darin steckt, dass eine Aussage sich selber widerruft, zeigt sich im eigentlichen Lügner-Paradoxon, wenn nämlich jemand behauptet: «Ich lüge gerade». Trifft der Satz zu, lügt der Sprecher – und der Satz muss falsch sein. Trifft er nicht zu, sagt der Sprecher die Wahrheit – und der Satz muss zutreffen.
«Beachte diesen Hinweis nicht!»
Auch dieser Satz gehört zu den unmöglichen Aussagen, wie wir sie beim Lügner-Paradoxon antreffen. Er ist ein Paradebeispiel für einen performativen Widerspruch – eine Form, die im Widerspruch zu ihrem Inhalt steht, hier in der Gestalt einer paradoxen Handlungsanweisung. Solche vertrackten Aussagen – «Sei spontan!» zum Beispiel – lassen dem Adressaten keine Möglichkeit, das Richtige zu tun. Er muss zwangsläufig etwas falsch machen, weil er widersprüchliche Anweisungen erhält.
Rasiert der Barbier sich selber?
Das Barbier-Paradoxon – ebenfalls ein Paradoxon der Selbstbezüglichkeit – wurde 1918 von dem britischen Philosophen und Mathematiker Bertrand Russell aufgestellt. Es lautet: «Man kann einen Barbier als einen definieren, der all jene und nur jene rasiert, die sich nicht selbst rasieren. Die Frage ist: Rasiert der Barbier sich selbst?» Nun, falls er sich selbst rasiert, dann rasiert er sich nicht selbst, denn er rasiert nur jene, die sich nicht selbst rasieren. Rasiert er sich aber nicht selbst, so gehört er zu jenen, die er per definitionem rasiert.
Das Henker-Paradoxon
Ein etwas morbides Beispiel ist das Paradoxon der unerwarteten Hinrichtung oder Henker-Paradoxon, das in einer harmloseren Variante auch als Paradoxon der unerwarteten Prüfung bekannt ist. Ein perfider Richter teilt einem zum Tode Verurteilten mit, man werde ihn in der nächsten Woche – von Montag bis Freitag – hinrichten. Die Hinrichtung werde überraschend erfolgen, denn man nenne ihm den Termin nicht. Der Verurteilte weiss aber, dass Exekutionen jeweils am Mittag stattfinden.
Der Verurteilte schöpft aus diesen Angaben Hoffnung: Ist er am Donnerstag nach dem Mittag noch am Leben, kann er am Freitag nicht mehr hingerichtet werden, denn das wäre ja nicht mehr überraschend. Ist aber der Freitag ausgeschlossen, kann er auch am Donnerstag nicht mehr exekutiert werden, und so weiter. «Unter dieser Bedingung kann ich also überhaupt nicht hingerichtet werden», denkt sich der Verurteilte – und wird am Mittwoch, völlig überrascht, aufs Schafott geführt.
Die Schlussfolgerung des Verurteilten, dass er am Freitag nicht mehr hingerichtet werden kann, beruht auf der Voraussetzung, dass er am Donnerstag noch lebt. Daraus leitet er die weiteren Folgerungen ab, die aber alle auf dieser ersten aufbauen.
Paradoxien sind das Salz in der ansonsten recht faden Suppe der Logik. Ihre Widersprüchlichkeit irritiert das Gehirn und erschüttert Gewissheiten.
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Im
echten Zen, also nicht in der weichgespülten westlichen Wellness-Version davon, gibt es die sogenannten Koans:
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Ein Kōan (jap. 公案; chinesisch 公案, Pinyin gōng'àn, W.-G. kung-an – „Öffentlicher Aushang“; hgl. 공안, gong-an; andere gebräuchliche Transkriptionen aus dem Koreanischen: Kung-an, Kungan; viet. công án) ist im chinesischen Chan- bzw. japanischen Zen-Buddhismus eine kurze Anekdote oder Sentenz, die eine beispielhafte Handlung oder Aussage eines Zen-Meisters, ganz selten auch eines Zen-Schülers, darstellt.
Verlauf und Pointen dieser speziellen Anekdoten wirken auf den Laien meist vollkommen paradox, unverständlich oder sinnlos.
Das bekannteste Kōan, das inzwischen auch im Westen Allgemeingut geworden ist, ist die Frage nach dem Geräusch einer einzelnen klatschenden Hand (Hakuins Sekishu, von Meister Hakuin Ekaku).
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Beispiele für Koans:
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Ein junger Mann trat vor Tao-hsin "Bitte gebt mir einen Fingerzeig." Tao-hsin hob die vor ihm liegende Tasse auf und fragte den Mann "Wer hat diese Tasse bewegt?" Später sagte Tao-hsin "Im Zirkus finde ich immer Arbeit."
Ein Mann kam zu Tao-hsin und fragte ihn "Was ist wichtiger: die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft?" Tao-hsin trat zu dem Mann hin, schlug ihn, setzte sich wieder und fragte "Was war schlimmer: mich kommen zu sehen oder der Schmerz oder die Erinnerung daran?" Der Mann war sprachlos und ging.
Später sagte Tao-hsin "Aua!"
Ein weiser Mann kam zu Tao-hsin und fragte ihn "Darf ich in meiner Welt leben?" Tao-hsin antwortete "Geh weg und komm zurück."
Ein Gelehrter trat vor Tao-hsin und sprach ihn an "Sag mir deine Wahrheit." Tao-hsin sagte "Für einmal will ich sprechen, so hört alle gut zu, aber erzählt es nicht weiter und behaltet es für euch: Da ist nichts."
Später sagte Tao-hsin zu Hung-jen "Was für ein Theater!"
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(Dieses Posting ist so lang geworden, dass ich es in zwei Teile aufsplitten musste, im Folgebeitrag geht es weiter...)