Friedenspanzer schrieb:
Soviel ich weiß, wird man in der Taufe von der Erbsünde befreit. Wobei ich hier genau so wenig wie Du eine Sünde oder Schuld in dem Sinn entdecken kann (siehe dazu auch ein Post von mir weiter oben).
Meine Interpretation der Taufe: Durch die offiziell eingegangene Gemeinschaft mit der Kirche hast Du eventuell Hilfestellung, Dein "Menschsein" mit all seinen Schwächen anzunehmen oder in den Griff zu kriegen (wo es notwendig ist).
Jeder, wie er/sie mag. Von mir aus kann jede/r einzelne jegliche Gemeinschaft mit anderen - so auch einer Kirche - eingehen, wie er/sie mag.
- Ich mag nur nicht, wenn dann Vertreter/innen solcher Gemeinschaften anderen, die nicht dazu gehören, erklären, dass Spiritualität oder Religiosität nur in ihrer Gemeinschaft möglich ist.
Zur Taufe: Das Gleichnis, dass man/frau durch die Taufe von der Erbsünde befreit wird, kann als
Vorgeschmack davon dienen, dass man/frau sich tatsächlich nicht schuldig fühlen muss - bei allem, was er/sie tut. Und durch die dazugehörige Gemeinschaft könnte dieser Glaube bestärkt werden.
- Nur wird dies ja eindeutig seitens der Amtskirche nicht so ausgelegt. Im Gegenteil: viele Vorschriften sind gang und gäbe, sowie die Absolution bei Zuwiderhandeln durch einen Vertreter der Institution. Zumindest wird das allerhäufigst so gesehen und auch gehandhabt.
- So wie ich das Symbol der "Taufe" auslege, bedeutet sie, dass ein Mensch innerlich erkannt hat, dass es keine (Erb-)Sünde (=keine Schuld, kein falsches Tun) gibt. In diesem Sinn kann sich ein Mensch aber nur SELBST "taufen"/als getauft einstufen und wäre ein "getaufter" Mensch
einem "erleuchteten" oder "erwachten" Menschen gleichzusetzen.
Dass die Institution Kirche am eigentlichen Sinn der "Schuldfreiheit" häufigst vorbei-"interpretiert" (mMn oft aus Unverstand) sagst Du ja selbst:
Nicht viele Gläubige "erleben" das in dem Sinn, daß sie sich wirklich befreit fühlen. Dazu braucht es dann jemanden, der ihnen sagt, daß es wirklich so ist - eben die Institution Kirche.
Was außer Streit steht: Die Kirche hat sehr lange Zeit die Menschen als Sünder kleingemacht und ihnen ein andauerndes Schuldbewußtsein eingeimpft. Leider passiert das heutzutage auch noch von vielen Amtsträgern und geht völlig am eigentlichen Sinn des Evangeliums vorbei.
Meine Pfarre hat zum Glück einen Priester, der wirklich die Frohbotschaft und nicht die Drohbotschaft verkündet. Erst durch diesen Priester hab ich den befreienden Gott kennengelernt.
Dein Priester muss ein toller Kerl sein. Du kannst mir glauben, dass ich bereits einige "Kirchenvertreter" angetroffen habe, mit denen ich mich durchaus auf diesem "hohen" spirituellen Niveau austauschen konnte. Nur häufig sind sie nicht. Aber was sie bestimmt sind: absolut nicht "engstirnig" sondern sehr "offen".
Ein krasses Beispiel zum Thema Schuld: Da ich unbedingt einen DVD-Beamer haben will, aber nicht genug Geld auf der Kante ist, besorg ich mir eine Waffe und gehe ins nächstbeste Elektrofachgeschäft. Dort knall ich alle nieder, die sich mir in den Weg stellen und kann mir dann - ohne Schuld - daheim einen Film auf der großen Leinwand reinziehen???
Auch für eine solche "Tat" gibt es Gründe, die in sich voll und ganz stimmig sind. In unserer Zeit gibt es sogar eine eigene Fachrichtung dafür, die sich mit solchen menschlichen "Irrungen" befaßt und die Hintergründe dafür erkundet: die Psychologie.
Jeder Mensch tut das, was er aufgrund seines Umfeldes, Charakters und seiner augenblicklichen "Eingebungen" zu tun hat.
Dass Handlungen Folgen haben, gehört zum Erleben und Erfahren des menschlichen Tuns dazu. Aus begangenen Handlungen, die Folgen hatten, die dem/der Täter/in leid tun, weil er/sie sie nicht so wollte,
folgt Reue und weitreichenderes Erkennen.
Aus Reue erwächst weiters Erkennen und Verstehen (z.B. dass es Folgen für andere gibt
+ daraus resultierende Empathie). Wenn der/die "Täter/in" sich dann einmal selbst verzeihen kann, ist der Kreis zur Erkenntnis geschlossen.
Schuldzusprüche und Verurteilungen sind im großen Kontext nicht hilfreich und entmutigend, wiewohl sie ein Teil unserer Welt sind.
- Nun denn, das hat sicherlich zur jetzigen Zeit auch seinen Sinn. - Aber deswegen muss es ja nicht immer so bleiben...
- Und wenn der/die "Täter/in" selbst keine Reue empfindet, dann ist auch noch kein "Schuldverständnis" da und somit auch nicht das Verständnis für die größeren Zusammenhänge von Handlungen und deren Folgen. Ob diese Zusammenhänge durch "Bestrafung" ersichtlich gemacht werden können, wäre zu bezweifeln. - Oder ob unsere Gesellschaft nicht vielmehr andere Wege finden sollte, mit diesen "naiven" (nicht negativ gemeint!!!) Menschen umzugehen.
Nein, Jesus sah sehr wohl die Sünde. Aber er verurteilte die Sünder nicht, sondern hat sie von ihren Sünden befreit.
Beispiel: Lukas, 5,27-32
Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten."
Jede Zeit hat ihre eigene Ausdrucksweise. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Gleichnisse, Vokabel, Witze.
Jeder gute Redner verwendet die Worte, mit denen er den Inhalt seiner Rede am verständlichsten an seine Zuhörer rüberbringen kann.
Heute noch an Worten zu hängen, die zu einer gänzlich anderen Zeit verwendet wurden, zeugt davon, dass der Inhalt der Aussage nicht verstanden wurde. Wurde der Inhalt verstanden, kannst Du es ausdrücken, mit welchen Worten Du willst. Hauptsache, es kommt rüber, was Du meinst.
(Beispiel: Ich gebrauche für meinen 9-jährigen Sohn andere Worte und Ausdrücke und auch einen anderen Tonfall als hier!!!)
- Nur, wenn der/die andere eh´nichts wissen wollte, bräuchte ich nicht weiter zu reden/schreiben...
Meinst Du damit, daß jede Handlung vorherbestimmt ist?
ja und nein. Das ist nun wirklich schwer zu verstehen bzw. schwer verständlich auszudrücken. Wenn Du es wirklich wissen willst, antworte ich Dir gerne umfassender.
- Nur so viel: solange ein Mensch in seine unbewußten Verhaltensmuster verstrickt ist, ist keine Handlungsfreiheit (kein freier Wille) möglich. Erst wenn ein großer Grad an "Bewußtheit" da ist, lösen sich die Muster auf. Das verstehe ich unter dem Zitat: "Nosce te ipsum."
Mit welcher "Geschwindigkeit" die Bewußtheit eintrifft, kann vom Individuum nicht willentlich gesteuert werden. ES passiert.
Wenn die Auflösung aller Muster erfolgt ist....tja, dann...
Kann man das als Selbsterlösung bezeichnen?
ja, siehe oben
Also, ich laß mich gerne weiterhin von Gott befreien. Das ist nämlich (auch) echte, tiefe Befreiung.
Warum nicht, jede/r hat seinen/ihren eigenen unverwechselbaren Weg. Keiner ist besser, keiner ist schlechter, keiner ist DER Richtige für alle!!!
Nur soviel: eine Änderung des Weges/der Richtung wird durch Zweifel eingeläutet. Treten diese ein, dann ist das eigene Gefühl der beste Richtungsweiser (egal was die anderen davon halten!)
...und dann
kann der Fall eintreten, dass man/frau sich von einer zuvor passenden Gemeinschaft lösen muss, um ungehindert den eigenen Weg gehen zu können.
- Nur müssen die eigenen Gefühle zuerst GEFÜHLT, dann WAHRGENOMMEN, dann EINGESTANDEN und evtl. noch ZUGEORDNET werden. Also: mit Verdrängung drehst Du noch paar Runden mehr - sozusagen.
"Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein" Zitat Jesu
Wie Du dieses Zitat im Zusammenhang mit meinem Beitrag meinst, versteh´ich nicht.
Schönen Samstagnachmittag noch, genieß den Tag!
kathi