Giacomo_S
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Also dann doch lieber zurück zu den Visionen
Richtig, ich sprach von Tagträumen.
Allerdings ist der Begriff Vision auch zumindest mehrdeutig. Was ist dann hier mit Visionen wirklich gemeint?
"Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen."
Helmut Schmidt
Helmut Schmidt meinte damit sicherlich die Deutung des Begriffs im politischen Sinne, wenn also jemand von so etwas spricht wie etwa "Ich habe die Vision, dass in Zukunft ...".
Dann gibt es Menschen, die wir als "Visionär" bezeichnen, weil sie eine zukünftige Entwicklung früh vorhergesehen zu haben scheinen. Elon Musk zum Beispiel wird manchmal als "Visionär" bezeichnet, weil er die Zukunft des Elektroautos vorhergesehen haben soll. Hat er?
Meistens nämlich bezeichnen wir solche Menschen erst als Visonäre, wenn sie tatsächlich Erfolg gehabt haben - im Nachhinein. Bei näherer Betrachtung haben sie aber meistens nur Dinge angepackt und durchgezogen, die ohnehin in der Luft lagen und deren Zeit gekommen war. Und dabei das Geld gehabt, dies auch tun zu können und eine gute Portion Glück gehört auch dazu. Vor allem aber kommen auf viele Verlierer wenige Gewinner. Übrig bleiben eben am Ende nur die Gewinner.
Dann gibt es religiöse Visionen ... gibt es die überhaupt noch?
Die kennen wir eigentlich nur aus der Religionsgeschichte und wenige sind es darüber hinaus auch. Die christlichen Mystiker des Mittelalters zum Beispiel, Hildegard von Bingen und andere.
Allerdings liegt dem auch ein anderes, zeitgenössisch mittelalterliches Verständnis des Bewusstseins und der Neurologie zugrunde. Heutzutage würde man wohl viele von ihnen, wenn nicht alle, einer medizinisch-neurologischen Untersuchung und/oder Behandlung unterziehen.
Kurz vor meinen (seltenen, "Grand Mal") epileptischen Anfällen habe ich das, was man medizinisch eine Aura bezeichnet. Ist das eine Vision?
Auren sind - sofern sie stattfinden - bei jedem Epileptiker anders. Bei vielen Epileptikern sind Auren olfaktorischer Natur, d.h. sie riechen etwas, was nicht da ist. Plötzlich stinkt es für sie bestialisch nach irgend etwas - eine reine Illusion, denn andere um sie herum riechen nichts Außergewöhnliches.
Tatsächlich handelt es sich um das erlebte Resultat einer Fehlinterpretation der überschiessenden Signale des Teil des Gehirns, wo der Anfall beginnt. Das - noch kurzzeitig vorhandene - Bewusstsein versucht sich einen Reim darauf zu machen, was der pulsende Signal-Salat zu bedeuten hat, was zu dieser eigenwilligen Wahrnehmung führt.
Bei mir sind diese Auren visueller Natur, offenbar beginnen meine Grand Mals bei mir irgendwo im Sehzentrum. Im wörtlichen Sinne wären es also "Visionen", denn schließlich kommt der Begriff ja vom lateinischen Wortstamm für "sehen".
Besonders bedeutsam sind meine Visionen jedoch nicht, ja nicht einmal gegenständlich. Daher kann ich aus ihnen auch nichts gewinnen oder ableiten. Es gleicht dem Versuch, bei einem erheblich defekten Fernseher mit Bildstörungen einem gezeigten Film folgen zu wollen. Was sollte dann also der Sinn solcher Art Visionen sein?