Joachim Stiller
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Versuch über das Bildungswesen
Die Schulen, und mit ihnen das gesamte Bildungswesen, sind in die Krise geraten. Diese Krise des Bildungswesens konstatieren wir nun schon seit Jahrzehnten, ohne dass sich etwas Nennenswertes geändert hätte. Die Symptome der Krise liegen klar auf der Hand: Der Unterricht findet ausschließlich als Frontalunterricht statt, der Lehrer steht frontal vor der Klasse und doziert – Nur einer spricht, meistens der Lehrer – Nur einer stellt Fragen, ebenfalls der Lehrer, und nicht etwa die Schüler – Es herrschen Notenzwang und Ellenbogendenken – Schüler dürfen nicht von den Leistungen ihrer Mitschüler profitieren, das gilt als Täuschungsversuch – Das pädagogische Konzept ist oftmals immer noch die sogenannte „Kübeltheorie des Geistes“ (Kopf auf – Wissen rein – Umrühren – Fertig). Dass diese „Zustände“ zum Aufstand der Schüler mit einem immensen Aggressionspotential führen, ist leicht verständlich. Die Gewalt an den Schulen – und neuerdings kommen sogar noch Amokläufe mit Dutzenden Toten hinzu – spricht eine deutliche Sprache. Verzichten wir auf eine weitere Charakterisierung und konstatieren die allgemeine Bildungskatastrophe. Versuchen wir einmal, uns den Ursachen der Krise zu nähern. Grundsätzlich hat jeder Mensch ein Recht auf Bildung. Aber er hat auch ein Recht auf Erziehung, denn Erziehung ist Menschenrecht. Die Schule hat somit einen emminenten Erziehungsauftrag, der m.E. bis hinein in die Verfassung geregelt werden muss. Zu den pädagogischen Aufgaben der Schule gehört vor allen Dingen die Entwicklung „sozialer Kompetenzen“ der Kinder und Jugendlichen. Diese sozialen Kompetenzen, wie:
- Zuverlässigkeit
- Teamfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit
- Selbständigkeit
- Toleranz
- Ehrlichkeit
- Aufrichtigkeit
- Pünktlichkeit, usw.
werden heute schon verstärkt von der Wirtschaft als selbstverständlich eingefordert. Sie müssen aber erst in der Schule erworben werden. Ganz neue pädagogische Konzepte, wie „handlungsorientierter Unterricht“ oder die von mir selber entwickelte „sozial-ästhetische Erziehung“ (Förderung der Kreativität zur Erlangung sozialer Kompetenz), neue Bildungsinhalte und Schwerpunkte, und neue Formen der Wissensvermittlung sind unbedingt erforderlich. Grundsätzlich wird man auf die Dauer auch die schlimme Praxis des Notenzwangs überdenken müssen. In der Waldorfpädagogik beispielsweise gibt es bereits heute keine Noten mehr. Die Schüler können sich frei und ungezwungen entfalten. Der Notenzwang kommt im Grunde einer Vergewaltigung von Kinderseelen gleich. Doch es naht Rettung. Ein Umdenken setzt bereits ein. In Basel in der Schweiz hat es einmal ein Grundschulexperiment gegeben, bei dem ganz neue Wege beschritten worden sind. Jede Klasse der Grundschule erhielt als Pflichtausstattung ein Regal mit Bilder- und Sachbüchern, einen Computer, sowie eine Turnmatte, wo die Kinder sich jederzeit austoben konnten, um Aggressionen abzubauen. Dies allein schon führte da zu, dass die Streitigkeiten zwischen den Kindern deutlich zurückgingen. Die Kinder der ersten Klasse lernten das Lesen und Schreiben nach einer ganz neuartigen Methode die von Montessori stammt. Sie lernten nicht zuerst Lesen, und dann erst Schreiben, wie sonst üblich, sondern zuerst Schreiben, und dann Lesen. Der Erfolg war er staunlich – die Kinder konnten nach nur vierzehn Tagen Schreiben und auch Lesen, wenn auch zunächst nur Druckschrift. Aber sie konnten nun die Kinderbücher, die Zeitung usw. lesen, und sie schrieben nach nur drei Wochen ihre ersten Aufsätze. Die Tatsache, dass die Kinder zunächst nur Druckschrift lernten, und erst später die Schreibschrift, verhalf ihnen zu einem erheblich verbesserten Schriftbild. Gelernt wurde mit verteilten Rollen. Jeder Schüler war sozusagen „Schirmherr“ einer gestellten Lernaufgabe, und hat dann zusammen mit dem Lehrer die anderen Schüler zensiert. Der Lehrer war nunmehr nur noch Lernberater, und konnte sich verstärkt um seine pädagogischen Aufgaben kümmern. Solche Schulversuche, von denen es viele gibt, stimmen zuversichtlich, auch wenn es in diesem Beispiel „nur“ um den „handlungsorientierten Unterricht“ ging. Das Grundproblem ist ein ganz anderes. Der Staat hat nach wie vor kein Interesse an wirklichen Reformen. Er hat an pädagogischen Konzepten ebenfalls kaum ein Interesse. Daher ist auch die Lehrerausbildung in diesem Punkt so schwach. Dem Staat geht es um bloße Wissensvermittlung, um Elitebildung, um eine technische Intelligenz, die die Wirtschaft und die Gesellschaft lediglich aufrecht erhält. Staat und Schule stehen in einem eklatanten Widerspruch zueinander. Und hier liegt denn auch der eigentliche Grund für die ganze Misere. Die Gesellschaft gliedert sich in Wirtschaftsleben, Rechtsleben und Geistesleben. Diesen Zusammenhang nennen wir nach Rudolf Steiner „soziale Dreigliederung“. Schulen gehören aber nicht mit zum Rechtsleben, sondern zum freien Geistesleben. Der Staat hat sich das Bildungswesen nur unzulässiger Weise angeeignet. Es handelt sich um eine Übergriffigkeit des Staatsprinzips auf das des freien Geisteslebens. Daraus können wir nun auch eine grundsätzliche Lösung des Problems ableiten. Die ganze „Verstaatlichung des Bildungswesens“ muss rückgängig gemacht werden. „Es gibt keine größere Versündigung wider den menschlichen Geist, als die Verstaatlichung des Bildungswesens. Eine generelle Entstaatlichung des Bidlungswesens ist Punkt eins eines jeglichen politischen Programms.“ (Joseph Beuys) Viel hängt von einer solchen Entstaatlichung des Bildungswesens ab. Das bedeutet aber auch, dass die fürchterliche Kultusministerkonferenz umgehend aufzulösen und abzuschaffen ist. Lerninhalte dürfen nicht länger von oben diktiert werden, die Schulen nicht länger bevormundet werden. Sie gehören einzig und allein in den Verantwortungsbereich der mit der Erziehung beauftragten Lehrerkollegien. Nur eine selbstverwaltete Schule kann funktionieren. Das bedeutet aber auch, dass jeder eine Schule wird gründen können dürfen, wenn das pädagogische Konzept politisch gewollt ist. Natürlich sind alle Schulen staatsfinanziert, sie tragen sich ausschließlich durch Subventionen vom Staat. Das berechtigt den Staat aber eben gerade "nicht" zu einer Mitsprache. Aber grundsätzlich gilt natürlich Lehrmittelfreiheit. Bildung und Erziehung sind Allgemeingut und somit kostenlos, denn alles andere führt nur zu sozialen Verwerfungen. Investieren wir in ein funktionierendes Schul- und Hochschulwesen. Investieren wir in die Zukunft dieser Gesellschaft.
Die Schulen, und mit ihnen das gesamte Bildungswesen, sind in die Krise geraten. Diese Krise des Bildungswesens konstatieren wir nun schon seit Jahrzehnten, ohne dass sich etwas Nennenswertes geändert hätte. Die Symptome der Krise liegen klar auf der Hand: Der Unterricht findet ausschließlich als Frontalunterricht statt, der Lehrer steht frontal vor der Klasse und doziert – Nur einer spricht, meistens der Lehrer – Nur einer stellt Fragen, ebenfalls der Lehrer, und nicht etwa die Schüler – Es herrschen Notenzwang und Ellenbogendenken – Schüler dürfen nicht von den Leistungen ihrer Mitschüler profitieren, das gilt als Täuschungsversuch – Das pädagogische Konzept ist oftmals immer noch die sogenannte „Kübeltheorie des Geistes“ (Kopf auf – Wissen rein – Umrühren – Fertig). Dass diese „Zustände“ zum Aufstand der Schüler mit einem immensen Aggressionspotential führen, ist leicht verständlich. Die Gewalt an den Schulen – und neuerdings kommen sogar noch Amokläufe mit Dutzenden Toten hinzu – spricht eine deutliche Sprache. Verzichten wir auf eine weitere Charakterisierung und konstatieren die allgemeine Bildungskatastrophe. Versuchen wir einmal, uns den Ursachen der Krise zu nähern. Grundsätzlich hat jeder Mensch ein Recht auf Bildung. Aber er hat auch ein Recht auf Erziehung, denn Erziehung ist Menschenrecht. Die Schule hat somit einen emminenten Erziehungsauftrag, der m.E. bis hinein in die Verfassung geregelt werden muss. Zu den pädagogischen Aufgaben der Schule gehört vor allen Dingen die Entwicklung „sozialer Kompetenzen“ der Kinder und Jugendlichen. Diese sozialen Kompetenzen, wie:
- Zuverlässigkeit
- Teamfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit
- Selbständigkeit
- Toleranz
- Ehrlichkeit
- Aufrichtigkeit
- Pünktlichkeit, usw.
werden heute schon verstärkt von der Wirtschaft als selbstverständlich eingefordert. Sie müssen aber erst in der Schule erworben werden. Ganz neue pädagogische Konzepte, wie „handlungsorientierter Unterricht“ oder die von mir selber entwickelte „sozial-ästhetische Erziehung“ (Förderung der Kreativität zur Erlangung sozialer Kompetenz), neue Bildungsinhalte und Schwerpunkte, und neue Formen der Wissensvermittlung sind unbedingt erforderlich. Grundsätzlich wird man auf die Dauer auch die schlimme Praxis des Notenzwangs überdenken müssen. In der Waldorfpädagogik beispielsweise gibt es bereits heute keine Noten mehr. Die Schüler können sich frei und ungezwungen entfalten. Der Notenzwang kommt im Grunde einer Vergewaltigung von Kinderseelen gleich. Doch es naht Rettung. Ein Umdenken setzt bereits ein. In Basel in der Schweiz hat es einmal ein Grundschulexperiment gegeben, bei dem ganz neue Wege beschritten worden sind. Jede Klasse der Grundschule erhielt als Pflichtausstattung ein Regal mit Bilder- und Sachbüchern, einen Computer, sowie eine Turnmatte, wo die Kinder sich jederzeit austoben konnten, um Aggressionen abzubauen. Dies allein schon führte da zu, dass die Streitigkeiten zwischen den Kindern deutlich zurückgingen. Die Kinder der ersten Klasse lernten das Lesen und Schreiben nach einer ganz neuartigen Methode die von Montessori stammt. Sie lernten nicht zuerst Lesen, und dann erst Schreiben, wie sonst üblich, sondern zuerst Schreiben, und dann Lesen. Der Erfolg war er staunlich – die Kinder konnten nach nur vierzehn Tagen Schreiben und auch Lesen, wenn auch zunächst nur Druckschrift. Aber sie konnten nun die Kinderbücher, die Zeitung usw. lesen, und sie schrieben nach nur drei Wochen ihre ersten Aufsätze. Die Tatsache, dass die Kinder zunächst nur Druckschrift lernten, und erst später die Schreibschrift, verhalf ihnen zu einem erheblich verbesserten Schriftbild. Gelernt wurde mit verteilten Rollen. Jeder Schüler war sozusagen „Schirmherr“ einer gestellten Lernaufgabe, und hat dann zusammen mit dem Lehrer die anderen Schüler zensiert. Der Lehrer war nunmehr nur noch Lernberater, und konnte sich verstärkt um seine pädagogischen Aufgaben kümmern. Solche Schulversuche, von denen es viele gibt, stimmen zuversichtlich, auch wenn es in diesem Beispiel „nur“ um den „handlungsorientierten Unterricht“ ging. Das Grundproblem ist ein ganz anderes. Der Staat hat nach wie vor kein Interesse an wirklichen Reformen. Er hat an pädagogischen Konzepten ebenfalls kaum ein Interesse. Daher ist auch die Lehrerausbildung in diesem Punkt so schwach. Dem Staat geht es um bloße Wissensvermittlung, um Elitebildung, um eine technische Intelligenz, die die Wirtschaft und die Gesellschaft lediglich aufrecht erhält. Staat und Schule stehen in einem eklatanten Widerspruch zueinander. Und hier liegt denn auch der eigentliche Grund für die ganze Misere. Die Gesellschaft gliedert sich in Wirtschaftsleben, Rechtsleben und Geistesleben. Diesen Zusammenhang nennen wir nach Rudolf Steiner „soziale Dreigliederung“. Schulen gehören aber nicht mit zum Rechtsleben, sondern zum freien Geistesleben. Der Staat hat sich das Bildungswesen nur unzulässiger Weise angeeignet. Es handelt sich um eine Übergriffigkeit des Staatsprinzips auf das des freien Geisteslebens. Daraus können wir nun auch eine grundsätzliche Lösung des Problems ableiten. Die ganze „Verstaatlichung des Bildungswesens“ muss rückgängig gemacht werden. „Es gibt keine größere Versündigung wider den menschlichen Geist, als die Verstaatlichung des Bildungswesens. Eine generelle Entstaatlichung des Bidlungswesens ist Punkt eins eines jeglichen politischen Programms.“ (Joseph Beuys) Viel hängt von einer solchen Entstaatlichung des Bildungswesens ab. Das bedeutet aber auch, dass die fürchterliche Kultusministerkonferenz umgehend aufzulösen und abzuschaffen ist. Lerninhalte dürfen nicht länger von oben diktiert werden, die Schulen nicht länger bevormundet werden. Sie gehören einzig und allein in den Verantwortungsbereich der mit der Erziehung beauftragten Lehrerkollegien. Nur eine selbstverwaltete Schule kann funktionieren. Das bedeutet aber auch, dass jeder eine Schule wird gründen können dürfen, wenn das pädagogische Konzept politisch gewollt ist. Natürlich sind alle Schulen staatsfinanziert, sie tragen sich ausschließlich durch Subventionen vom Staat. Das berechtigt den Staat aber eben gerade "nicht" zu einer Mitsprache. Aber grundsätzlich gilt natürlich Lehrmittelfreiheit. Bildung und Erziehung sind Allgemeingut und somit kostenlos, denn alles andere führt nur zu sozialen Verwerfungen. Investieren wir in ein funktionierendes Schul- und Hochschulwesen. Investieren wir in die Zukunft dieser Gesellschaft.
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