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Verblödet uns die "Glotze"

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AW: Verblödet uns die "Glotze"

Gestern vor 24 Uhr bei PHOENIX ein langer
Bericht über diesen Mann:

http://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Teilhard_de_Chardin

Ich war leider zu spät dran. - Werde mich mal wieder
mit Teílhards Thesen beschäftigen (müssen?). Fast
alle (auch) diskussionswürdig, jedenfalls nachdenkenswert.

Denkt
Reinhard70
(der die "'Glotze" immer häufiger "einfach" abstellt)
 
AW: Verblödet uns die "Glotze"

Ob uns die "Glotze" verblödet? Ich würde sagen jaein :P

Sicherlich ist nicht alles was so läuft mist, aber vieles...Vor allem bei den Privatsendern wird viel anspruchsloses gebracht, vor allem am Mittag wo die Arbeitslose Zielgruppe schön vor dem Fernseher hockt :P Was weiss ich wie die sachen alle heißen teenager außer kontrolle und solche sachen.
Es werden aber schon ganz gute Dokus gebracht die ordentlich recherchiert sind. Auch US serien find ich eigentlich ganz gut muss ich sagen :P
 
AW: Verblödet uns die "Glotze"

Ob uns die "Glotze" verblödet? Ich würde sagen jaein :P

Sicherlich ist nicht alles was so läuft mist, aber vieles...Vor allem bei den Privatsendern wird viel anspruchsloses gebracht, vor allem am Mittag wo die Arbeitslose Zielgruppe schön vor dem Fernseher hockt :P Was weiss ich wie die sachen alle heißen teenager außer kontrolle und solche sachen.
Es werden aber schon ganz gute Dokus gebracht die ordentlich recherchiert sind. Auch US serien find ich eigentlich ganz gut muss ich sagen :P

Videotext Untertitel: Beitrag von Heute 12:25


aha.

Der Rote Baron
 
AW: Verblödet uns die "Glotze"

Ich würde nicht pauschal sagen, dass die 'Glotze' uns verblödet, aber sie sorgt dafür, dass wir uns weniger mit existierenden Problemstellungen auseinandersetzen. Und dabei geht es nicht nur um den Arbeitslosen, der sich um die Mittagszeit sein Bierchen öffnet und britt schaut, sondern auch um die Berufstätigen, die eben abends lieber den Fernseher einschalten, als sich noch wirklich aktiv geistig zu betätigen. Denn fernsehen bedeutet nunmal überwiegend passiv sein, sich berieseln lassen.

Was aber nunmal auch mit der Position der Arbeit als solcher in unserer Gesellschaft zu tun hat. Wir arbeiten nicht, um zu leben, sondern wir leben, um zu arbeiten. Und da bleibt am Ende des Tages nicht mehr viel Gehirnschmalz, um noch ein Buch zu lesen. Wer jeden Tag zehn Stunden im Büro sitzt, sich die Ohren heiß telefoniert und auf den Monitor seines PCs starrt, wird abends vermutlich, wenn er sich um seinen Wohnraum und die Säuberung desselben gekümmert hat, kein Bedürfnis mehr haben, sich mit hochgeistigen Themen auseinanderzusetzen, die ihn fördern und fordern könnten.

Fernsehen bildet auch Realität. Menschen, die wirklich exzessiv fernsehen, schätzen beispielsweise bestimmte Vorkommnisse prozentual wesentlich höher ein als sie tatsächlich sind. Dass Jugendliche Waffen zur Schule mitbringen, dass Männer ihre Frauen betrügen, dass Frauen nicht wissen, wer der Vater ihres Kindes ist und was sich sonst noch in den bekannten Talkrunden und Problemgesprächen à la Kallwass ergibt. Fernsehen manipuliert. Das ist mir erst neulich wieder an einem ganz banalen Beispiel hinsichtlich eines Werbespots aufgefallen, als ich im Wohnzimmer saß und der Fernseher lief.

Werbung für irgendein Clerasil Anti-Pickel Elixier. Das Mädchen traute sich wegen eines Pickels nicht mehr, den Jungen ihrer Wahl anzusprechen, verbarg sich hinter irgendeiner Illustrierten, schämte sich zu Tode und konnte sich natürlich erst nach draußen wagen, nachdem sie den Pickel mithilfe von Clerasil Stay Clear oder was auch immer es war, auf ewig beseitigt hatte. Welchen Eindruck macht das wohl auf Teenager, die Hautprobleme haben ? Rhetorische Frage. Und sicherlich ein sehr triviales Beispiel, das aber meines Erachtens durchaus aufzeigt, wie subtil manipulativ Werbung und natürlich auch bestimmte TV Formate sein können.

Mal ganz davon abgesehen, dass eingetreten ist, was und Andy Warhol mit seinen ' 15 minutes of fame ' prophezeit hat. Bald war jeder schonmal mit irgendeinem Talent in irgendeiner Show, um es irgendjemandem vorzuführen und von einer anonymen Masse die Anerkennung zu bekommen, die ihm sonst vielleicht verwehrt wird. Wer kann denn diese ganzen Castingshows und Rankings überhaupt noch zählen, geschweige denn überblicken ? Popstars, Deutschland sucht den Superstar, Das Supertalent, Ich kann Kanzler, Die Super Lehrer, Germanys Next Top Model. Mal von der Qualität dieser Elaborate abgesehen - sie verwässern in hohem Maße das, was sich tatsächlich Kunst nennt, weil jeder mit jedem Mist irgendeine Sendung im Fernsehen findet, in der er auftauchen und sein Leid klagen kann.

Das vielleicht weniger in den Castingshows als in den zahlreichen, angeblich so dem Leben entrissenen, Dokuserien, die insgesamt bar jedweder Authentizität sind. Die dargestellten Einzelschicksale sorgen dafür, dass man sich auf der Couch mit der Person identifizieren - oder sie freilich auch lautstark ablehnen - kann. Die Musik sorgt für die entsprechende Emotion, die Zeitlupe fast für ein Filmerlebnis. Micht Echtheit hat das allerdings nichts mehr zu tun. Es ist Massenware. Und darum geht es ja. In möglichst kurzer Zeit mit möglichst viel Schund möglichst viel Geld machen, das sich unter möglichst wenigen Menschen aufteilt.

Und daraus resultiert zwar nicht notwendigerweise Dummheit, aber :

" Die Krankheit des 20. Jahrhunderts ist die Unfähigkeit, irgendetwas als real zu empfinden. Die Leute hocken wie gebannt vorm TV, konsumieren soap operas, Filme, Theater, Pop-Idole, lassen sich von Symbolen zu den heftigsten Gefühlsregungen hinreißen. Doch in der Realität ihres eigenen Lebens sind sie emotional tot. "
James Douglas Morrison
 
AW: Verblödet uns die "Glotze"

Ich würde nicht pauschal sagen, dass die 'Glotze' uns verblödet, aber sie sorgt dafür, dass wir uns weniger mit existierenden Problemstellungen auseinandersetzen. Und dabei geht es nicht nur um den Arbeitslosen, der sich um die Mittagszeit sein Bierchen öffnet und britt schaut, sondern auch um die Berufstätigen, die eben abends lieber den Fernseher einschalten, als sich noch wirklich aktiv geistig zu betätigen. Denn fernsehen bedeutet nunmal überwiegend passiv sein, sich berieseln lassen.

Was aber nunmal auch mit der Position der Arbeit als solcher in unserer Gesellschaft zu tun hat. Wir arbeiten nicht, um zu leben, sondern wir leben, um zu arbeiten. Und da bleibt am Ende des Tages nicht mehr viel Gehirnschmalz, um noch ein Buch zu lesen. Wer jeden Tag zehn Stunden im Büro sitzt, sich die Ohren heiß telefoniert und auf den Monitor seines PCs starrt, wird abends vermutlich, wenn er sich um seinen Wohnraum und die Säuberung desselben gekümmert hat, kein Bedürfnis mehr haben, sich mit hochgeistigen Themen auseinanderzusetzen, die ihn fördern und fordern könnten.

Fernsehen bildet auch Realität. Menschen, die wirklich exzessiv fernsehen, schätzen beispielsweise bestimmte Vorkommnisse prozentual wesentlich höher ein als sie tatsächlich sind. Dass Jugendliche Waffen zur Schule mitbringen, dass Männer ihre Frauen betrügen, dass Frauen nicht wissen, wer der Vater ihres Kindes ist und was sich sonst noch in den bekannten Talkrunden und Problemgesprächen à la Kallwass ergibt. Fernsehen manipuliert. Das ist mir erst neulich wieder an einem ganz banalen Beispiel hinsichtlich eines Werbespots aufgefallen, als ich im Wohnzimmer saß und der Fernseher lief.

Werbung für irgendein Clerasil Anti-Pickel Elixier. Das Mädchen traute sich wegen eines Pickels nicht mehr, den Jungen ihrer Wahl anzusprechen, verbarg sich hinter irgendeiner Illustrierten, schämte sich zu Tode und konnte sich natürlich erst nach draußen wagen, nachdem sie den Pickel mithilfe von Clerasil Stay Clear oder was auch immer es war, auf ewig beseitigt hatte. Welchen Eindruck macht das wohl auf Teenager, die Hautprobleme haben ? Rhetorische Frage. Und sicherlich ein sehr triviales Beispiel, das aber meines Erachtens durchaus aufzeigt, wie subtil manipulativ Werbung und natürlich auch bestimmte TV Formate sein können.

Mal ganz davon abgesehen, dass eingetreten ist, was und Andy Warhol mit seinen ' 15 minutes of fame ' prophezeit hat. Bald war jeder schonmal mit irgendeinem Talent in irgendeiner Show, um es irgendjemandem vorzuführen und von einer anonymen Masse die Anerkennung zu bekommen, die ihm sonst vielleicht verwehrt wird. Wer kann denn diese ganzen Castingshows und Rankings überhaupt noch zählen, geschweige denn überblicken ? Popstars, Deutschland sucht den Superstar, Das Supertalent, Ich kann Kanzler, Die Super Lehrer, Germanys Next Top Model. Mal von der Qualität dieser Elaborate abgesehen - sie verwässern in hohem Maße das, was sich tatsächlich Kunst nennt, weil jeder mit jedem Mist irgendeine Sendung im Fernsehen findet, in der er auftauchen und sein Leid klagen kann.

Das vielleicht weniger in den Castingshows als in den zahlreichen, angeblich so dem Leben entrissenen, Dokuserien, die insgesamt bar jedweder Authentizität sind. Die dargestellten Einzelschicksale sorgen dafür, dass man sich auf der Couch mit der Person identifizieren - oder sie freilich auch lautstark ablehnen - kann. Die Musik sorgt für die entsprechende Emotion, die Zeitlupe fast für ein Filmerlebnis. Micht Echtheit hat das allerdings nichts mehr zu tun. Es ist Massenware. Und darum geht es ja. In möglichst kurzer Zeit mit möglichst viel Schund möglichst viel Geld machen, das sich unter möglichst wenigen Menschen aufteilt.

Und daraus resultiert zwar nicht notwendigerweise Dummheit, aber :

" Die Krankheit des 20. Jahrhunderts ist die Unfähigkeit, irgendetwas als real zu empfinden. Die Leute hocken wie gebannt vorm TV, konsumieren soap operas, Filme, Theater, Pop-Idole, lassen sich von Symbolen zu den heftigsten Gefühlsregungen hinreißen. Doch in der Realität ihres eigenen Lebens sind sie emotional tot. "
James Douglas Morrison

Hallo Somnambule,

das sind ja ganz aktive Gedanken, die du dir da so machst und von mir auch entsprechend real empfunden werden...
Um mich mal auf die schon von dir praktizierte Angewohnheit, das Gelesene dem anderen zur Validierung zusammengefasst wiederzugeben, einzustimmen:

Deine These sehe ich im Satz "Die Krankheit des 20. Jahrhunderts ist die Unfähigkeit, irgendetwas als real zu empfinden." auf den Punkt gebracht. Mangelnde Emotionalität im eigenen Leben führt zu einer Art "Ersatz-Leben" vor der Glotze...

Aber ist das so? Könnte es nicht gerade umgekehrt sein, daß vorhandene, aber unerwünschte Emotionalität im eigenen Leben der Grund dafür ist? Was ist mit den Millionen Menschen, die z.B. alle so tun, als gäbe es den Tod und alle damit zusammenhängenden Schrecklichkeiten nicht? Wenn diese Gruppe der Wahrheitsunterdrücker hinreichend groß ist, erzeugen sie schon durch ihr verbindendes kollektives Verleugnungssystem eine Scheinwirklichkeit, die sich dann eben aufgrund der Lebensferne in der absurden Parallelwelt des Fernsehens fortpflanzt. Anstatt daß authentische und eben auch schreckliche Wirklichkeit zuhause im Kreis von Freunden, Familie und Bekannten selbstverständlicher Gegenstand von Austausch und Reflexion ist, wird daraus ein "Tabu-Thema", vielleicht noch für Randgruppen in der Psychoszene geeignet. Das "wirkliche" Leben dagegen, so sehen das die meisten, die auch nach Feierabend zur Droge "Glotze" greifen, bestünde ja aus fleißigem Arbeiten, vorzugsweise ab frühem Morgen. Und am Abend der "verdiente" Feierabend. Aber kannst du mir erklären, was da gefeiert werden soll? Vielleicht die eigene Blödheit?

Der Rote Baron
 
AW: Verblödet uns die "Glotze"

Ich kann mit eigener, unerwünschter Emotionalität oder mit Wahrheiten, denen ich nicht begegnen will, auf vielerlei Art und Weise umgehen. Wenn ich dich richtig verstanden habe, sagst du, dass nicht das Fernsehen die Realität verzerrt, sondern die bereits verzerrte Realität ein solches Programm überhaupt erst ermöglicht ? Das ist gewissermaßen doch die Frage nach Huhn oder Ei. Freilich hat das Fernsehen die Realitätsverzerrung und Manipulation nicht erfunden, es macht sie sich zunutze.

Ich würde aber so dreist sein und behaupten, dass hinter dem, was vornehmlich gesendet wird, nicht einfach die unbewältigte Emotionalität vieler, sonder die Interessen einzelner stehen. Vielleicht sollte man auch darüber nachdenken, was Menschen überhaupt dazu bringt, sich eine Castingshow nach der nächsten anzusehen. Viele sehen sie an, um mitzufiebern, um sich mit einem bestimmten Kandidaten zu identifizieren und daraus natürlich auch entsprechende Emotionen zu entwickeln. Wie es Morrison sagt, sie lassen sich von Pop-Idolen zu den heftigsten Gefühlsregungen hinreißen - man sehe sich ja nur mal Videos von eingefleischten Fans an, die herausgefunden haben, dass ihr Idol "'rausgeflogen'" ist. Mal abgesehen von den inszenierten Streitereien, die beinahe das Gefühl ermöglichen, man sähe gerade eine Folge GZSZ.

Aber ist diese Emotion nicht meistens übersteigert ? Wenn es um Dinge geht, die das tägliche Leben betreffen, Entscheidungen, gesellschaftliche Zustände oder dergleichen, ist kaum noch jemand imstande, Interesse oder Gefühl zu zeigen. Das verlagert sich meistens auf die Fernsehebene, ob nun in Castingshows, wo man mitfiebert, in Talkshows, wo man sich durch die doofen Gäste belustigt, ob nun in Realityshows, wo man das Leben und die Leiden anderer Menschen mitverfolgen, mit ihnen leiden kann, ob in Auswanderersendungen, wo man so gut wie immer nur Auswanderer sieht, die sich vor ihrer Emigration nicht die geringsten Gedanken um Sprache und Beruf gemacht haben, damit man sie für doof halten kann. ( womit ich freilich nicht sagen möchte, dass es solche Menschen nicht gibt, aber diese Sendungen vermitteln ja gezielt ein bestimmtes Bild vom Typus 'Auswanderer' )

All das sind, oft sehr starke, hervorgerufene Emotionen, die sich in ihrem Leben außerhalb selten findet. Und das erschöpft sich nicht nur in der Verdrängung unbequemer Wahrheiten, sondern in der Realitätswahrnehmung als solcher. Kinder, die man täglich stundenlang vor den Fernseher setzt, sind, nach einem vor einiger Zeit durchgeführten Test und im Vergleich zu Kindern, die weniger vor der 'Glotze' hängen, wesentlich weniger in der Lage, Menschen mit Gliedmaßen zu zeichnen, weil diese Zeichentrickserien aus der Retorte offenbar nicht die entsprechende Vorstellung vermitteln können.

Ich denke, insgesamt, trägt natürlich das Bedürfnis der Menschen nach Ruhe und Passivität, nachdem sie den ganzen Tag abrufbar sein mussten, zu dem Bedürfnis bei, den ganzen Abend vor dem Fernseher zuzubringen und die Produzenten machen sich das, wovon sie sich erfahrungsgemäß den größten Profit versprechen können, natürlich zunutze. Nicht umsonst sprießen Castingshows oder Realityshows aus dem Boden. Die Frage ist eben nur : Warum wollen Menschen sich wesentlich intensiver mit den Leben und Dasein, mit den Gefühlen und Gedanken anderer befassen, von denen sie auch noch der Fernsehschirm trennt, statt mit ihrem eigenen Umfeld ? Bequemlichkeit ? "Nur" unbewältigte Emotion ? Unbequeme Wahrheit ? :dontknow:
 
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AW: Verblödet uns die "Glotze"

Ich kann mit eigener, unerwünschter Emotionalität oder mit Wahrheiten, denen ich nicht begegnen will, auf vielerlei Art und Weise umgehen. Wenn ich dich richtig verstanden habe, sagst du, dass nicht das Fernsehen die Realität verzerrt, sondern die bereits verzerrte Realität ein solches Programm überhaupt erst ermöglicht ? Das ist gewissermaßen doch die Frage nach Huhn oder Ei. Freilich hat das Fernsehen die Realitätsverzerrung und Manipulation nicht erfunden, es macht sie sich zunutze.

ist jetzt diese bildhafte Aufspaltung in Huhn und Ei nur die Folge der Aufgespaltenheit der Sprache, oder entspricht das wirklich deinem Denken: dort kausale Verbindungen zu unterstellen, wo eine zirkuläre Vorstellung das eigene Stirnrunzeln wenigstens klug verwirrt aussehen lassen könnte...?


Ich würde aber so dreist sein und behaupten, dass hinter dem, was vornehmlich gesendet wird, nicht einfach die unbewältigte Emotionalität vieler, sonder die Interessen einzelner stehen.

Wenn du die Senderseite betrachtest, hast du es mit der Film- und Fernsehwirtschaft zu tun. Die wollen vor allem vorhandenes Geld vermehren. Von diesem System lassen sich dann korrupte Künstler kaufen. Dazu gehört natürlich stets auch ein wenig Perversität, weil man ja nicht vor sich selber einfach als korrupt dastehen will. Daher der Trick auf der geistigen Ebene: Korruptheit wird in Cleverness umgedeutet, man ist dann "cleverer" als die naiven Idioten, die zu zauderhaft sind, ihr - korruptes - Potential auszuleben. Man könnte auch sagen: Planieren statt Sanieren... es braucht bloß eine genügend große Menge an Wirtschaftsfaschisten, die dazu applaudieren. Bewunderung für solche "erfolgreichen" Leute spenden... man ist dann "wer". Aber wer? Na, jemand, der es "geschafft" hat. Was geschafft? Na, dauerhaft sich und anderen was vorzumachen...

Gut, die andere Seite ist: materiell hat man ausgesorgt, die Ehefrau braucht kein Geld mit Spinatwerbung dazuverdienen, und wenn man in der eigenen Villa überfallen wird, tritt einem plötzlich das ganze, reale Leben gegenüber. Wow, da hat man dann monatelang was zu erzählen, wie man nackt vor dem Saveknacker in den Wald geflohen ist...

Trotzem... Dieter, wenn du hier mitliest... mit dir würde ich sofort ein Bierchen trinken gehen... du bist so abgefahren, das könnte nicht mal der rote Baron toppen...



Vielleicht sollte man auch darüber nachdenken, was Menschen überhaupt dazu bringt, sich eine Castingshow nach der nächsten anzusehen. Viele sehen sie an, um mitzufiebern, um sich mit einem bestimmten Kandidaten zu identifizieren und daraus natürlich auch entsprechende Emotionen zu entwickeln. Wie es Morrison sagt, sie lassen sich von Pop-Idolen zu den heftigsten Gefühlsregungen hinreißen - man sehe sich ja nur mal Videos von eingefleischten Fans an, die herausgefunden haben, dass ihr Idol "'rausgeflogen'" ist. Mal abgesehen von den inszenierten Streitereien, die beinahe das Gefühl ermöglichen, man sähe gerade eine Folge GZSZ.

ja... ich hab' schon als Jugendlicher mir die Seele aus dem Leib geschrien, wenn meine Teamkameraden ihren ganzen Lebenswillen dafür einsetzten, dieses runde Leder ins eckige Tor zu katapultieren... wow, in solchen Momenten spürt man einfach, was alles auf dem Spiel steht...
Und als dann die ganze Seele aus dem Leib geschrien war... da war ich dann eine zeitlang erwachsen. Hat gottseidank nicht lang gehalten...




Aber ist diese Emotion nicht meistens übersteigert ? Wenn es um Dinge geht, die das tägliche Leben betreffen, Entscheidungen, gesellschaftliche Zustände oder dergleichen, ist kaum noch jemand imstande, Interesse oder Gefühl zu zeigen. Das verlagert sich meistens auf die Fernsehebene, ob nun in Castingshows, wo man mitfiebert, in Talkshows, wo man sich durch die doofen Gäste belustigt, ob nun in Realityshows, wo man das Leben und die Leiden anderer Menschen mitverfolgen, mit ihnen leiden kann, ob in Auswanderersendungen, wo man so gut wie immer nur Auswanderer sieht, die sich vor ihrer Emigration nicht die geringsten Gedanken um Sprache und Beruf gemacht haben, damit man sie für doof halten kann. ( womit ich freilich nicht sagen möchte, dass es solche Menschen nicht gibt, aber diese Sendungen vermitteln ja gezielt ein bestimmtes Bild vom Typus 'Auswanderer' )

ja, so ähnlich sehe ich das auch...


All das sind, oft sehr starke, hervorgerufene Emotionen, die sich in ihrem Leben außerhalb selten findet. Und das erschöpft sich nicht nur in der Verdrängung unbequemer Wahrheiten, sondern in der Realitätswahrnehmung als solcher. Kinder, die man täglich stundenlang vor den Fernseher setzt, sind, nach einem vor einiger Zeit durchgeführten Test und im Vergleich zu Kindern, die weniger vor der 'Glotze' hängen, wesentlich weniger in der Lage, Menschen mit Gliedmaßen zu zeichnen, weil diese Zeichentrickserien aus der Retorte offenbar nicht die entsprechende Vorstellung vermitteln können.

Ich denke, insgesamt, trägt natürlich das Bedürfnis der Menschen nach Ruhe und Passivität, nachdem sie den ganzen Tag abrufbar sein mussten, zu dem Bedürfnis bei, den ganzen Abend vor dem Fernseher zuzubringen und die Produzenten machen sich das, wovon sie sich erfahrungsgemäß den größten Profit versprechen können, natürlich zunutze. Nicht umsonst sprießen Castingshows oder Realityshows aus dem Boden. Die Frage ist eben nur : Warum wollen Menschen sich wesentlich intensiver mit den Leben und Dasein, mit den Gefühlen und Gedanken anderer befassen, von denen sie auch noch der Fernsehschirm trennt, statt mit ihrem eigenen Umfeld ? Bequemlichkeit ? "Nur" unbewältigte Emotion ? Unbequeme Wahrheit ? :dontknow:

da kommst du jetzt doch noch auf die Empfängerseite der Glotze zu sprechen... ja, warum sehen Leute sich sowas an. Und vor allem: warum niemand jemand an sowas wie DSDS teil? Ich vermute mal: die unbewußte Sehnsucht, irgendwie "einmalig" oder "besonders" zu sein, ist die Antriebskraft. Oder?


Der Rote Baron
 
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