AW: Unfall in japanischem Kernkraftwerk
Ich habe kein Recht, etwas von dieser Tragweite vom Zaun zu brechen (siehe mein obiger Beitrag).
Diese Rechnungen mit Risiken und Wahrscheinlichkeiten empfinde ich als unverantwortlich, egozentrisch und anmaßend.
So sieht's aus. Es geht nicht darum, in die eine oder andere Richtung zu rechnen und gegeneinanderzuhalten, sondern um das Er- und Anerkennen eines echten Tabus. (Was ein weißer Schimmel ist, weil 'Tabu' tatsächlich 'echt' impliziert und angesichts eines solchen Tabus 'Erkennen' und 'Anerkennen' eins sind).
Es ist die alte Geschichte vom Baum der Erkenntnis. Deren landläufige Interpretation eigentlich schon immer überholt war. Das Christentum hat wirklich ganze Arbeit geleistet mit seinen Auslegungen. So raffiniert, so perfide in Sachen Effizienz. Selbstverständlich setzte es dabei auf den fruchtbaren Gründen des Judentums auf.
Das Schuldbewusstsein wurde so nachhaltig kultiviert, dass es sich wie ein Pilzgeflecht durch sämtliche Lebensbereiche zieht. Es hat alles durchdrungen, was menschlich ist. Ganz selbstverständlich. Und führt soweit, dass auf Ebenen diskutiert wird, die so speziell wie begrenzt sind. Hingebungsvolle Sackgassengefechte.
Ich sah dieser Tage einen Film - 'Global brain' hieß er.
(glaub ich)
Darin sah ich die Erde von außen. Und der Sprecher erzählte davon, dass Astronauten sich einig sind: Dieser Anblick ist tief ergreifend. Auf einmal wird die Besonderheit bewusst - ein blaues kugelwesen. So alt, so heiter, so ernst, so bunt, so bedingungslos, so kreativ. Uralter Herzschlag gekrönt mit weißen Schleiern. Das ist nicht bloß malerische Beschreibung - das ist Wirklichkeit. Ganz andere, als die, welche so viele Menschen als hin- und herzuspielenden Tennisball erachten.
Es geht nicht um Gut und Böse. Gut und Böse hält nur von weiterem Denken ab. Jedenfalls das übliche Gut und Böse. Frau Ahrendt behauptete, das Böse sei banal. Türlich hatte sie recht. Aber was bedeutet denn 'banal'. Doch eigentlich nur menschlich. Alles, was menschlich ist, ist banal. Ausnahmslos. Weil alles in erster Linie Lernweg.
Man wird geboren und mit all dem konfrontiert, was schon da ist. Ob ich das gut finde oder nicht - es ist einfach erstmal nur da. Und jeder reagiert dem jeweiligen Dasein entsprechend seiner Konfiguration und Weiterhin-Entwicklung. Darin liegt viel Logik.
Doch es ist ein bisschen wie mit der Quantenmechanik. Als man die entdeckte, wollte man eigentlich am liebsten gar nicht glauben, was sich da grade als unumstößlich zeigte. Dieses Nichtglaubenwollen - auch dies ist nur ein Raum, der mit kreativen Ideen gefüllt wird. Einstein konnte nicht aus seiner Haut und haderte darum bis zum Tod mit der Quantenmechanik. Türlich konnte er sie nicht widerlegen, aber anerkennen konnte er sie halt auch nicht - im Sinne von Miteinbeziehen ins eigene Denken. Manchmal sind Denkgewohnheiten halt stärker als Tatsachen - sogar bei 'Genies'.
Es dauert lange, bis Mensch entdeckt, wo die wirkliche Ursache seines Unglücks liegt. moebius würde sagen: im
nichts. Ich denke, er hat Recht. Gleichzeitig denk ich: immer diese Kryptologie - muss denn das sein? Dieses
nichts ist auch nichts anderes als eine Beschreibung - eine winzig annähernd versuchte - an das, was einfach unbeschreiblich ist. Niemand kann es beschreiben. Nicht einer. Es ist einfach zu komplex für uns. Wer das leugnet, macht sich selbst klein.
Der Monotheismus hat sehr gründlich dafür gesorgt, dass Menschen sich klein fühlen. Und entsprechend denken und agieren. Er hat im Zuge dieser Bewegung sogar die Kompensation des Übermenschen geboren. Der quasi dem transzendent begabten Ameisenstaat Richtung weist.
Der Baum der Erkenntnis bedeutet eigentlich was ganz anderes. Nämlich Hingucken auf den Baum. Mag eine Zeit gegeben haben, in welcher Menschen einig waren mit sich und ihrem Drumherum. Die Geschichte von der Paradiesvertreibung wurde erst später geschrieben. Und zwar inmitten der damals ringsum präsenten Realität. Sie wurde aus dieser heraus in gewisser Absicht für sie geschrieben. Wie man das halt so macht in Zeiten der politischen Festigung.
Trotzdem waren es ganz wunderbar kluge Köpfe, die sie verfassten, absegneten, veröffentlichten und auch bezahlten. Die Leute damals waren nicht weniger geschäftstüchtig als heute. Geht nicht um erklärte Heilige. Um die ging es in Wirklichkeit nie. Es geht um solche, die sich einbringen. Unter zu ihnen passenden Umständen.
Sie waren klug, denn sie erkannten die Bedeutung der Erkenntnis. Wer Gut und Böse unterscheiden kann, kreiert Gut und Böse. Und schafft sich allein damit erstmal sein eigenes Paradies-Abseits, welches mitunter echte Hölle ist. Legt man die Geschichte im herkömmlich christlichem Sinne aus, ist die Konsequenz: der Mensch hat gefehlt und ist seitdem bedürftiger Knecht der Umstände.
Ich seh es so: Es ging um den Baum der Erkenntnis. Erkenntnis bedeutet niemals Einrichten in Gewohntem. Oder in Ersehntem. Erkenntnis bedeutet vor allem anderen Folgerichtigkeit. Und wenn die Erkenntnis darin besteht, dass es - wie unüberschaubar auch immer - mindestens potentiell Dinge gibt, die ich nicht überschauen kann, dann ist es einfach nur unlogisch, so zu tun, als sei es anders. Und da das so ist, ist zwangsläufig die nächste logisch betrachtende Frage: Warum wird unlogisch draufgeschaut? Logik drängt sich selbst auf, wenn also etwas unlogisch zu sein scheint - woran liegt das? An mir, am Dir, am Missverständnis irgendwo?
Genau so dreht man Stein für Stein um. Längst nicht immer mit befriedigender Antwort, was jedoch in der Natur wirklich bunter Sache liegt.
Das nur anbei. Denn eigentlich wollte ich auf folgendes raus: Es ist im Angesicht des Universums völlig egal, was wir spielen. Selbst die Erde hat schon ganz andere Hämmer erlebt. Mindestens einmal schon ist nahezu alles Leben (abgesehen vom kleinsten im Wasser) ausgestorben. Die Erde hat Zeit - jede Menge. Nur wir tun so, als hätte sie keine. Weil wir Fixum unserer Wahrnehmung sind.
Wir sind unwichtig für die Erde. Die hat schon so viel Erlebtes auf dem Buckel, dass sie selbst Totalzerstörung als Erfahrung kennt. Immerhin ist sie Baby einer stellaren solchen. Und trotzdem wird sich auf ihr darum gestritten, welcher ihrer Flöhe mehr Recht hat als anderer.
Es gibt Tabus, die sich ganz zwangsläufig aus dem ergeben, was man in Erfahrung bringt. Je beschränkter der Erfahrungshorizont, desto kurzsichtiger die Tabus. Dass es kurzsichtige Tabus gibt, heißt noch lange nicht, dass es nicht auch andere gibt. Und Erfahrung - was auch immer sie kostet - ist unter solchen Umständen als Zugewinn und nicht altmodisch als Punkt auf der Anklageliste zu betrachten. Zumindest dann, wenn man an Weiterem interessiert ist.
Hilfe - soviel Gedankenschwatzen! Musste offensichtlich sein .....
und ich les es auch nicht nochmal durch. Wochenende.