AW: Treue ja oder nein?
Ich bin entsetzt, Freyfrau. Was ist mit Gewissen? Wie kann so etwas vor dem Gewissen gerechtfertigt werden? Wird die Verantwortung dabei nur beim Partner gesehen? Wie kann das Versprechen einfach so ausgeblendet werden?
Wenn Dein Gewissen Dir vorschreibt,
dass es für langjährigen Partner besser ist,
unehrlich mit Dir zu leben, als ehrlich ohne dich;
und wenn es Dir erlaubt,
solche Entscheidung vor Dir selbst
als tugendhaft zu erachten -
dann kannst Du wohl nicht anders
als entprechend handeln.
Mein Gewissen hält mehr
von Respekt vor der Integrität eines Partners.
Sollten die Umstände so widrig sein,
dass eine Trennung Katastrophe bedeutete,
dächte ich über verträgliches Agreement nach.
Was Offenheit und nicht verletzte Einsicht
auf jeder Seite verlangen würde.
Schwieriger, aber nicht unmöglicher Weg.
Es gab einen Moment,
in dem ich langjährigen Gefährten anschaute
und glasklar erkannte:
Mein Nicht-mehr-einig-fühlen-Können
stürzt ihn mit ins Unglück -
auf ganz vielen Ebenen.
Ich wollte ihn nie unglücklich machen.
Schon gar nicht in dieser Weise.
Er ist ein Mensch,
der in meinem Herzen wohnt.
Ich tat ihm nicht mehr gut.
Da konnte ich plötzlich loslassen.
Krisen lassen sich bewältigen -
schleichendes Gefühlsgift ist eher tötlich.
Wenn die Liebe rückwirkend als Seifenblase betrachtet wird, dann betrügt man sich selbst, man tut sich dabei selbst weh und wird verbittert, weil man einen Teil von sich abzutöten versucht.
Nein, nicht die Liebe ist Seifenblase,
sondern die menschliche Vorstellung,
die Macht der Liebe ließe sich
mittels Versprechungen bändigen.
So oder so:
Mann wie Frau tut gut daran,
sorgfältig zu beleuchten,
was ihn oder sie beunruhigt.
Alldieweil sonst der Verstand
irgendwann mentales Totschlagargument
aus dem Selbstsabotage-Ärmel zaubert:
'Du warst dumm.'