Hallo Alzii,
nun zu deinen Fragen:
1) Bist Du der Meinung, daß Angriffskriege "rechtmäßig" sind?
Diese Frage ist zu allgemein gehalten. Ich verfüge über kein einseitiges "ja" und "nein" Meinungbild, meine Meinungsbilder setzen sich stets aus einem komplexen Kontext zusammen.
2) Bist Du der Meinung, wir hätten den Status des totalen Friedens?
Einen relativen Status des totalen Friedens, ja. Ich verstehe aber nicht, weshalb du mir diese Frage stellst. Ich habe schließlich eine ähnliche Aussage bereits getätigt und diese in den meisten meiner bisherigen Postings bereits ausführlichst dargestellt und erklärt.
3) Bist Du Dir über den Wortsinn von "total" und von "Frieden" im Klaren?
total = gänzlich
Frieden = Zustand, in welchem Konflikte nicht mit Waffengewalt, sondern durch Diplomatie (Verhandeln) beigelegt werden.
4) Glaubst Du, daß Menschen, die sich für den Frieden und gegen Kriege und Gewalt einsetzen, dazu beitragen, daß daß solche Kriege erst entstehen?
Nein, das glaube ich nicht. Es kommt jedoch auch auf die Art und Weise des "Einsatzes" an. Wie begegnen wir der Kriegsproblematik, verdrängen und unterdrücken wir diese, oder versuchen wir, uns der Problematik zu stellen und somit stets aufs neue zu problematisieren. Nur durch eine dauerhafte Auseinandersetzung mit der menschenimmanenten Aggression, kann jener auf Dauer ein hintergründiger Standpunkt beigemessen werden.
Oder wie ich es damals (vor 6 Jahren) in meinem Antrag auf Kriegsdienstverweigerung formulierte: "Man kann Konflikte durch Unterdrückung zwar mittelfristig verhindern, nicht jedoch längerfristig lösen, da dann nur der äußere Umstand den Konflikt unterbindet, nicht aber das Denken der Menschen."
5) Soll man Menschen, die sich anscheinend unter den Schrecken eines Krieges nichts vorstellen können oder wollen, auf die Grausamkeiten von Kriegen aufmerksam machen?
Schwierige Frage, denn es kann unterschiedliche Gründe geben, weshalb Menschen sich unter "Krieg" nichts vorstellen können. Vielleicht ist ihre Distanz zu kriegerischer Konfliktlösung derart groß, dass sie den Krieg als Konfliktlösung erst garnicht in ihre Überlegungen miteinbeziehen. So hat es durchaus Völker gegeben, die tatsächlich in absoluter Harmonie koexistierten, da ihre Gesellschaftordnung keinerlei Gewaltpotential kannte. Wenn man solche gewaltfreien Menschen nun mit Gewalt konfrontiert, dann bestünde doch die Gefahr, dass diese sich der Gewalt ungewollt wieder annähern.
Du verbindest jedoch vermutlich in der Hauptsache den Aspekt ver Abschreckung mit deiner Frage. Nach dem Motto: "Schaut was da alles schlimmes passiert, also lasst es folglich lieber bleiben". Natürlich ist der grundlegende Gedankengang richtig, aber leider etwas zu einseitig. Denn durch Abschreckung wurde Gewalt bislang nur bedingt verhindert. Nehmen wir einmal die Todesstrafe in den USA als Beispiel. Diese Strafe, welche vor dem menschlichen Leben keinen Respekt kennt, soll tatsächlich Gewalt durch Abschreckung unterbinden. Dass dieses nicht der Fall ist, das wird durch Statistiken eindeutig offensichtlich. So ist die Mordrate in den amerikanischen Staaten, in welchen die Todesstrafe praktiziert wird (z.B. Texas), seither sogar noch gestiegen. Dennoch ist die Idee der Abschreckung, neben einem emotional begründeten Rachedenken, weiterhin Grund genug, um diese menschenverachtende und höchst primitive Art der Bestrafung zu legitimieren.
Nein, wir sollten weiter denken, nicht an den oberflächlichen Gegebenheiten herumkratzen, sondern uns vermehrt den Ursachen und Hintergründen zuwenden. Aber dies habe ich in meinen obigen Postings bereits mehr als ausführlich dargelegt.
Ich bin zwar gegen Gewalt, allerdings käme ich nicht auf den paradoxen Gedanken, diese Ansichten mit gewaltvollen Mitteln - wie etwa einseitiger Unterdrückung oder Verdrängung von Problematiken - einfordern zu wollen.
Viele Grüße,
Philipp