Also können sich Wildtiere immerhin ihren Fressfeinden möglicherweise entziehen mittels verstecken, farblicher oder förmlicher Tarnung, sich tot stellen, Substanzen absondern, flüchten, oder schlicht durch körperliche Größe (oder größer machen) oder Gruppenbildung beeindrucken.
Solche Möglichkeiten/Überlebenschancen haben Nutztiere/Schlachttiere noch nicht mal ansatzweise, wenn ihnen ihre Fressfeinde namens Mensch mit Techniken wie Messer, Beil, Bolzenschussgerät, Fließband-Tötungsmaschinen, Schredder oder tödlichem Gas gegenüberstehen.
Ebenso ausgeliefert sind Nutztiere bei von Menschen erdachten Strategien, etwa beim Transport oder durch ausgeklügelte Gatterführung den Weg der Tiere zu ihrer Schlachtbank möglicht stressfrei zu machen.
Ein Rind kann bis zu 30 Jahre alt werden, aber so alt wird es nur in der Obhut des Menschen. Ein durchschnittliches Rind - Milchkuh - wird etwa 4-5 Jahre alt, dann lässt seine Milchleistung nach und es geht in die Schlachtung.
Die Wildform des Hausrindes gibt es heute nicht mehr. Zu lange lebt das Rind bereits mit dem Menschen.
Aber man kann ja zum Vergleich einmal ähnliche Tiere heranziehen, welche noch unter natürlichen Bedingungen leben, Rotwild in Sibierien etwa, wo es noch Raubtiere wie Wölfe und Bären gibt.
Man stellt fest:
- Nur etwa die Hälfte aller Tiere erreicht überhaupt die Geschlechtsreife. Die andere Hälfte wird gerissen oder verendet aus anderen Gründen.
- Die Überlebenden werfen 1, maximal 2 Nachkommen.
- Die durchschnittliche Lebenserwartung der allermeisten Tiere, die die Geschlechtsreife überhaupt erreicht haben, beträgt 2-3 Jahre.
- Nur sehr wenige Tiere werden deutlich älter.
Es kann aber nicht "artgerecht" sein, Tiere, statt ihnen ein möglichst unbeschwertes langes Leben in freier Natur zuzubilligen, in Gefängnis-Todeszellen namens "Stall" festzuhalten, mit Medikamenten voll zu pumpen um sie dann zwecks Verzehr zu töten.
Es gibt kein "möglichst unbeschwertes langes Leben in freier Natur". Selbst ein kommerziell gehaltenes Schlachttier wie ein Rind wird in der Obhut des Menschen noch etwa doppelt so alt, wie es in der Wildnis würde. Und selbst eine Wildnis als solche muss man weltweit erst mühsam suchen. Man findet sie nur noch in den entlegensten Regionen der Erde - oder in Schutzgebieten, die der Mensch in mühsamen, gesellschaftlichen, politischen und nicht zuletzt ökonomischen Prozessen geschaffen hat.
Das Rind, das Schaf, die Ziege - es gibt sie als echte Wildtiere nicht mehr. Die Wildpopulationen des Pferdes sind die Nachkommen wieder ausgewildeter Zuchtpferde, genauso ist es mit der Ziege. Die größte (und wahrscheinlich einzige) Wildpopulation des Kamels ist in Australien, wo man Anfang des 20. Jh. eingeführte Kamele wieder frei ließ, weil man sie nicht mehr brauchte. Und die wahrscheinlich nur deshalb so groß werden konnte, weil es in Australien keine großen Raubtiere gibt.
Betriebe der Mensch keine Nutztierhaltung, dann gäbe es viele Tiere aller Wahrscheinlichkeit nach als Spezies überhaupt nicht mehr. Sie hätten als Wildtiere auch keinerlei Überlebenschance, weil die dazu notwendigen, komplexen Bedingungen aus Habitat, Klima, Ökologie, Flora und anderen Wildtieren so überhaupt nicht mehr vorliegen.
Zumal das Rind überhaupt nicht von hier stammt. Der Mensch hat es aus Mesopotamien mitgebracht, als er in vorgeschichtlichen Zeiten hierher kam. Ohne den Menschen kann das Rind hier nicht überleben, mindestens im Winter
muss es in einem Stall sein, es verendet sonst.
Die Welt ist so, wie sie ist, weil der Mensch sie überall besiedelt hat.
Alles andere sind romantische Phantasiegebilde, ja Paradiesvorstellungen. Nur leben wir leider nicht wie Adam & Eva in einem schönen Garten und flanieren nackig in einem Streichelzoo. Mutter Natur ist nicht die schöne, junge, leicht bekleidete junge Dame mit dem Füllhorn.
Mutter Natur ist eher ein böses, altes Weib - und das Füllhorn, das gibt es nicht. Vielmehr sind alle ihre Gaben der Natur mühsam und in zähen und langwierigen Prozessen abgerungen.
Praktisch
alle unsere Nutzpflanzen sind
Zuchtformen. Ihre wilden Vorläufer - so es sie denn überhaupt noch gibt - sind klein, sauer, bitter, hart, faserig und wenig gehaltvoll. Manche von ihnen wurden erst durch die Züchtung einer (mutmaßlich natürlich entstandenen) Mutation möglich (die in der Natur sehr schnell wieder verschwunden wäre): Weizen. Andere entstanden erst weitab ihrer Herkunftsgebiete durch Züchtung: Roggen.
Wieder andere Nutzpflanzen wurden überhaupt erst durch Züchtung für den Menschen genießbar gemacht. Die Orange ist eine verhältnismäßig junge Züchtung aus Kreuzung. Ihr Vorläufer, die Pomeranze, ist roh ungenießbar. Sie muss gekocht werden, erst dadurch verliert sie ihre Bitterstoffe. Eine heutige Wassermelone enthält fast keine Kerne mehr. Auf den Gemälden des 17. Jh. ist die Melone noch eine kleine Frucht mit dicken Kernen und wenig Fruchtfleisch. Rapsöl ist überhaupt erst seit etwa 30 Jahren für die Ernährung verfügbar. Vorher galt es als ungenießbar oder nur in Notzeiten und wurde nur für Seifen & Kosmetik produziert.
Etwaige Berechnungen, wieviele Menschen man mit Mischkost und wieviele man rein vegetarisch ernähren könnte ... sind, real gesehen, Milchmädchenrechnungen. Rund 60% des weltweit von Menschen genutzten Agrarlandes sind für den Ackerbau überhaupt nicht geeignet. Wohl aber als Weideland, und genau dies passiert da.
Viele Menschen in Entwicklungsländern sind ohnehin Zwangsvegetarier. Sie können sich Fleisch nicht leisten, und deshalb leben sie die meiste Zeit vegetarisch. Gibt es aber Fleisch, dann essen sie es auch. Denn Sentimentalitäten gegenüber Tieren, die haben sie nicht. Sie verstehen nicht einmal unsere westlichen Bedenken. Selbst der einfachste Bauer eines Entwicklungslandes kann noch ein paar Hühner, ein Schwein oder eine Ziege irgendwie durchfüttern. Und zum Festtag, da gibt es dann auch mal Fleisch, und zwar ordentlich.
Ein ihm vom Westen verodnetes Stück Tofu ist für ihn aber ein teures Luxusprodukt. Genauso wie die einheimischen Cashew-Nüsse, denn die gehen in den Export, für westliche Vegetarier ... und schädigen in der Produktion auch noch die einheimischen Arbeiter.
Der Vegetarismus (und erst Recht der Veganismus) sind Ernährungsformen (Diäten), die durch eine ausgefeilte Logistik und Ökonomie, ja durch den Wohlstand des Westens überhaupt erst möglich wurden. Hinzu kommt ein ernährungswissenschaftliches Wissen, über das man verfügen muss, damit keine Mangelerährung daraus wird.
Folgerichtig wurden diese Diäten erst dann zu einer breiteren gesellschaftlichen Entwicklung, als diese Grundlagen auch gegeben waren: Für den Vegetarismus etwa ab dem Ende des 19. Jh., für den Veganismus erst ab dem Ende des 20. Jh. Erst dann waren - im Westen! - das Angebot und die Zuverlässigkeit der Versorgung, aber auch das Wissen um ernährungswissenschaftliche Grundlagen für diese Diäten überhaupt gegeben.
Und bei so einigen Veganern funktioniert selbst das nicht. Aber das ist ein anderes Thema.
Aus eine gewissen, globalen Sicht heraus handelt es sich um die Kopfgeburten von Wohlstandsmaden, Hirnfürze geradezu. In meiner gastronomischen Praxis habe ich einen solchen Unfug schon mehr als einmal erlebt. Da bewirtet ein deutscher Veranstalter im internationalen Dialog Gäste aus Afrika, Asien und Südamerika, und will ihnen ein vegetarisch/veganes Angebot servieren ... schlecht gelaufen, möchte ich meinen. Denn sie wollen, wo sie schon eingeladen sind, Fleisch essen ... und nicht ein "Armeleuteessen", popelig geradezu, welches ihnen ein verkopfter Gutmensch da anbieten will. Dessen Allüren sie nicht einmal verstehen - wie, der lädt uns ein, und kommt mit so einem Fraß daher?
Die ethischen Grundlagen des Vegetarismus mögen akzeptabel und nachvollziehbar sein und wir respektieren sie. Letztlich sind es aber nichts anderes als Lippenbekenntnisse, reiner Pieätismus, wenn man so will. Es handelt sich um Streicheleinheiten für die Seele und um sich als ein besserer, moralisch hochstehender Mensch zu fühlen. Am echten oder vermeintlichen "Leid" der Tiere werden sie aber nichts und gar nichts ändern. Auch dann nicht, wenn der Anteil an Vegetariern deutlich höher wäre, denn es existiert keine Landwirtschaft ohne Tiere, sie ist schlicht unmöglich.
Viele Veganer schätzen die Mandel sehr, während sie Honig als tierisches Produkt ablehnen.
Aber wie
entstehen sie denn, die Mandel und der Honig?
Honig: Handelt es sich um Honig aus deutscher Produktion, dann kommt er meist aus kleinen Imkereien. Oft handelt es sich um eine Art Liebhaberei, ein Zusatzgeschäft neben anderen. Größere Mengen in Europa kommen mittlerweile aus Spanien, wo dünnbesiedelte Regionen Zentralspaniens für die Imkerei genutzt werden.
Mandel: Rund 85% der Weltproduktion der Mandel kommt aus den USA, aus Kalifornien. Damit diese viele Quadratkilometer großen Mandelplantagen überhaupt etwas tragen, müssen sie mit Millionen von Bienenvölkern bestäubt werden, denn es gibt dort keine anderen Bestäuberinsekten mehr. Honig wird dabei nicht produziert. Denn einerseits entsteht auf den Mandelplantagen kaum ein Ertrag, außerdem gilt reiner Mandelhonig als ungenießbar.
Vielmehr werden diese Bienenvölker nur zur Bestäubung gezüchtet, die sog. Wanderimkerei, und in den USA auch für andere Nutzpflanzen, je nach Jahreszeit, transportiert: Kirsche, Apfel und andere Obstbäume, und schließlich die Mandel.
Zum Ende des Jahres werden die Völker i.d.R. vernichtet.
Also: Wer ist denn da der große "Bienenschinder"? Der Imker, der sich wohlmeinend um seine Völker kümmert - oder vielmehr der Obst- und Mandelproduzent, der Millionen von Bienenvölkern nur zur Bestäubung ausbeutet?
Vor allem: Was ist, im weiteren Sinne, an so einer Mandel denn dann noch achso "vegan", im Sinne eines Tierwohles?