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Stadtgeschichten

AW: Stadtgeschichten

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?​

Goethe
 
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AW: Stadtgeschichten

Geburtstag

Die Schwester wird heute 77 Jahre alt.
Drum raus aus der Stadt hin zum Wald.
An der Talsperre Heyda eine schöne Pension,
für eine Feier fand sie es passend schon.
Genug Leute lädt sie sich dazu ein,
man feiert ja nicht gern allein.

Mit zunehmendem Alter wird das Leben ernst.
"Damit Du mindestens das Lachen wieder lernst
bin ich zu Deinem Geburtstag hier
und dieses fröhliche Buch schenke ich Dir.
Lies es, wenn Du Lust hast und trinke den Cocktail dazu,
nimm Dir die Zeit und gönn Dir die Ruh!"

Über die Mauer und in die Natur gehen wir spazieren,
der Jüngste will sein kleines Modellboot vorführen.
Doch plötzlich große Aufregung und tatütata,
mit Lärm und Licht die Feuerwehr ist da.
Einem Segelboot ging ein Passagier über Bord,
die Feuerwehr im Schlauchboot rettet ihn sofort.

Dabei will ich nicht vergessen,
dass auf der Wiese unterdessen
ein Auto, das Feuer gefangen hat,
gelöscht wurde mit Wasser satt
von einer Frau, ganz schnell.
Nur eine Feuerwehrübung, wie es so aktuell.

Einige von uns wollten dort schwimmen geh'n,
doch das Wetter war gar nicht schön.
Der Himmel verdunkelt sich immer mehr,
Blitze zwingen uns zu sofortiger Umkehr.
Der Tisch wird gedeckt und nicht zu knapp.
Manch einer stöhnt: Ich bin pappsatt.

Die Kinder werden müde, es ist auch schon spät.
"Verabschiedet Euch, nach Hause es geht!
Wie lang bleibst Du in Erfurt?" "Bis Morgen."
"Komm gut nach Haus!" "Macht Euch keine Sorgen!"
Bei der Abfahrt ein jeder noch einmal winkt.
Das "Tschüss!" der Kinder noch lang in den Ohren mir klingt.
 
AW: Ab durch'n Jordan

Der Jordan ist im nahen Osten, genau gesagt in Greiz,
es sind die Bilder vom Achim, die mit dem besonderen Reiz.
Ihm ist, statt in den Apfel, so mancher Pfeil ins Hirn geflogen.
Mit schelmischen Augenzwinkern hat er's zurecht gebogen.

Er sieht vieles mit scharfem Strich,
so auch mancher Hoffnungsstrahl seinem Kopf entwich.
Der größte davon war der Aufschwung Ost.
Daraus wurde ein Altenheim, was das wohl kost'?

Die Pisa-Studie bringt es an das Licht,
wir brauchen Bildung, nur mit Trichtern geht das nicht.
Der Achim sich nicht geniert,
er den Volksmund dann zitiert:
"Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm,
beim Wessi ist das anders rum".

So sind wir bei der Wirtschaft angekommen,
davon hat er manches auf die Schippe genommen.
Keine Steuererhöhung ver-spricht ein Doppelgesicht,
viele, viele es verschweigt. Anders seh auch ich es nicht.
Da sind Wörter bildlich in Cartoon skizziert.
Wie soll ich's nur erklären, was da alles so passiert?
Der Zahnklempner ist mit seinem Werkzeug zu Gange,
der Hausbesitzer sitzt oben schon lange,
der Stempel auf dem Stuhl stocksteif 'abgelehnt'.
Der Mieterbund und die Mietpreisbindung seien auch erwähnt.
Beim Gewicht da fragt der Lehrling den Bäcker dann,
ob man mit Salz statt Kartoffeln das Rezept einhalten kann.

Nichts vergisst er. Ist das seine Sucht?
Die ist doch ehrlich, nicht so verrucht
wie Drogen, Alkohol und Rauch.
Auch mit Werbung man Kinder missbraucht.
Die Gesundheitsreform lässt er klopfen heraus.
Schaut hin, so sieht Medizynisches aus.
Der Arzt sieht den Patienten nicht an,
am PC den Virus er nicht finden kann.
Ein Mann sein Bein sich selbst gestaltet,
weil Ku(e)nst(lerisch) er sich entfaltet.
Das Handy klingelt in des Patienten Bauch,
unter dem Tisch sucht der Doktor es auch.
Ein 'Dandist' bringt das Gebiss auf einem Kissen aus Seide.
Wer soll das bezahlen? Die meisten sind pleite.

Das ist dem Doktor aber nicht entgangen,
mit Kopf hoch und einem Ball hat es angefangen.
Die ganze Stadt Leipzig ist im Fußballfieber.
Eine Sanduhr zeigt an, wann die Halbzeit vorüber.

Ach, unter was hat, in aller Welt,
der Achim ein Druckverfahren sich vorgestellt?
Hochdruck und Tiefdruck, so kannte ich es noch nicht,
eine Frau prägt mit Druck ihrem Mann das Sieb im Gesicht.

Viel Angst und Schrecken haben Fremde in unserem Land.
Auch das hat Achim mit folgendem Bild erkannt:
Der INRI vom Kreuze spricht:
Den Ausländerhass vergib ihnen nicht.

Ein Korrekturabzug wurde von meinem Bericht nicht erstellt.
Gefällt es Euch nicht, was ich ausgewählt?
Der Ritter zeigt den Ausweg Euch sofort,
der 'Greizfahrer von Morchen' sieht selbst es vor Ort
was dort im Sommerpalais der Achim Jordan ausgestellt.
Seht und sagt mir, hab zu viel ich Euch erzählt?


:rolleyes: :dontknow:
 
AW: Stadtgeschichten

Oktober, 24. 2012

Na so ein Wetter heute, Nebel so weit man sehen kann.
Der Bus kommt pünktlich, der Fahrer mit saurer Miene an.
Was soll es, die Fahrt war so vorgesehen.
Bisher waren alle Fahrten auch ohne Wetter schön.
Nun, wir fahren in Richtung Greiz.
Greiz, wie ihr wisst, für mich ein besonderer Reiz.
Nein, wir halten dort noch nicht.
Die Reise geht weiter, auch mein Gedicht.

Wir wollen heut' noch hoch hinaus,
in Eibenstock steigen wir aber erst mal aus.
Eine Stickerei können wir dort besehen.
Weihnachten ist nicht weit, ihr werdet verstehen.
Fensterbilder nach Klöppelart,
Werksverkauf manches spart.
Wir aber wollen wieder fort,
an einen noch viel höheren Ort.

1978 war es, als ich in Eisenach den Interzonenzug verließ.
Groß war das Plakat, dass den Reisenden verhieß,
dass Sigmund Jähn in das Weltall gestartet.
Heut werden wir im Museum erwartet.
Der Sohn von Morgenröthe-Rautenkranz wird dort verehrt,
wir sehr anschaulich über Raumfahrt belehrt.
Und nun schaut hin, im Reisebericht schreib ich heute,
die Sonne begrüßt jetzt hier alle Leute.

Und fröhlich geht es weiter bergauf,
nach Klingenthal zur Vogtland-Arena hinauf.
Dort finden Skisprigen im Winter statt,
im Sommer auf Matten, weil man keinen Schnee mehr hat
Bis hinauf zum Schanzenturm kann ich nicht.
Beim Blick in die Tiefe verliere ich das Gleichgewicht.
So denke ich, und bei dem Gedanken es mich friert,
dass so manch junger Mann dort sein Leben riskiert.

Weiter fahren wir, halten dann bald an,
ein jeder einen Kaffee gut vertragen kann.
Zurück soll es nun gehen durch den bunt gefärbten Wald.
Ihr werdet es verstehen, ohne weiteren Halt.
Markneukirchen, wie Klingenthal, Instrumentenbauerstadt,
unser Fahrer einiges dazu zu sagen hat.
An der Pöhl-Talsperre vorbei, durch Elsterberg,
ab Greiz unser Bus wie von alleine fährt.

Im Nebel sind wir zu Hause angekommen, das stört uns nicht.
Im Frühjahr auf ein Neues, unsere Vorsitzende verspricht
 
AW: Stadtgeschichten

Das Telefon klingelt, ich gehe dran,
gerade ruft mich meine Freundin an:


Du ich will Dir schnell was sagen.
Ich komme mal zu Dir in ein paar Tagen.
Es wird schnell gehen so nebenbei,
eine Kleinigkeit bringe ich Dir vorbei.


Nimm Dir Zeit und nicht das Leben,
flaxe ich da schnell mal eben.


Du, am Samstag rief ich Dich schon an,
wo warst Du, Du Schlendrian?


Wann war das, welche Zeit?

Es war etwa halb Elf, so wie heut.

Erinnere mich bloß nicht daran.
Da fing das ganze Drama an.
An dem Tag war ich 20 Minuten beim Heimspiel,
dann wurde es mir zu viel.
2 Tage dann war ich wieder fit.
Bist Du steinreich, da machste was mit.
Bei Dir klingelt es doch an der Tür!?


Ja, meine Nachbarin bringt die Zeitung mir.
Nun wir sehen uns ja bald.


Ich wünsche Dir schönes Wochenende!

Hoffentlich wird es nicht so kalt.
 
AW: Stadtgeschichten

Sascha, du bist noch immer bei mir.
Dein Doktor sagt, dass ich dich bald verlier.
Zwei Jahre sind es, die er dir noch gibt.
In dich habe ich mich sehr verliebt.
Seit 2001 stehst du mir nah.
Schon damals warst du immer für mich da.
Nun ist es so, dass wir beide alt.
Das Leben und in der Welt wird es kalt.
Im All kenn ich mich nicht aus.
Drum mach die Tür ich zu und bleib zu Haus.
So hat doch alles sein Grenz'.
Mein lieber Sascha, kleine graue Eminenz.
 
AW: Stadtgeschichten

Geschichten und Geschichte :geschenk:

Es war zu DDR-Zeiten oft ein vergeblicher Versuch
zu erhalten ein gutes und auch schönes Buch.
Da hatte ich '58 doch einmal Glück
und fand eins und kaufte davon gleich zwei Stück.
Nicht groß war es, fröhlich und ernsthaft doch auch.
Eines davon verschenkte ich, wie es so Brauch.
Nach nicht ganz vierzig Jahren bekam ich es zurück.
Oh ja, es war liebevoll behandelt, sauber und ohne Knick.
Zwanzig Jahre waren sie beide nun wieder beisammen.
Bis mir auf einmal die Gedanken kamen,
es könnte sich doch jemand darüber freu'n.
Also packte ich es gern und mit Sorgfalt ein.
Heute nun klingelte es an der Tür,
die Postfrau stand mit dem Päckchen vor mir.
"Es hat niemand abgeholt", es klang
wie eine Entschuldigung. Mir aber noch lang
als wollt sie sagen, die jetzige Zeit es so bestimmt,
dass man Geschenke nur ab einer bestimmten Größe annimmt.
So haben kleine Geschichten auch ihre Geschichte.
Aus Erlebtem sind noch immer meine Gedichte.


:morgen: - :buch:
 
AW: Stadtgeschichten

Es sind Lehrlinge, Mädchen wie Jungs, alle in der 'Freien Deutschen Jugend'
organisiert.
"Wir haben heute Nachmittag ein Treffen mit sowjetischen Komsomolzen",
sagt der Gruppenleiter.
Es sind alles junge Soldaten. Es wird musiziert und auch zum Tanz aufgefordert.
Sie war gerade mal 15 Jahre alt und durfte da noch nicht in die Tanzschule.
Erst machst du deine Lehre zu Ende, so die Mutter.
Und nun wird sie von so einem Burschen zum Tanz aufgefordert. "Nein, ich
tanze nicht". Er konnte sie nicht dazu bewegen.
Sie konnte es ja noch nicht und - außerdem war er ein Russe.
Wie schlecht diesen 'Muschkoten' es in Wirklichkeit ging, erkannte sie damals
noch nicht.
 
AW: Stadtgeschichten

Den kleinen Grauen schnell befreit
von Eis und Schnee in kurzer Zeit.
Sascha, auch die Straßen sind schon frei.
Auf geht's, so sind wir 11 Uhr pünktlich, wir Zwei.
Mit so vielen Gästen rechnete man nicht.
"Schnell noch ein paar Stühle", die Chefin spricht.

Die Ausstellung besonderer Art,
'Die feine englische Gesellschaft' Frau Máriássy eröffnet hat.
Unterbrochen wurde sie nur von Antonio,
er spielte auf einer Gambe für uns drei Solo.

Erstaunlich die Bilder aus einer Zeit
in der noch kein Computer bereit.
Mit welcher Mühe und Feinheit dargestellt,
dies heut' unsere Bewunderung erhält.
Ausdrucksvoll wie eine Fotografie.
Seht es Euch an, erklären kann ich es nie.
Die Hände, das Haar, das Gesicht,
Pelz oder Seidenglanz im Licht.

Einen Liedertext habe ich dort gelesen,
und wieder war's, als ob ich allein gewesen.


Liedtext von Isaac Bickerstaffe
aus dem Theaterstück "The Padlock" von Charles Dibdin

Sprich kleines töricht flatterades Ding
Vergehen ah! Vergehen würde Dein Flügel
Deiner leichter Flug;
Bleib hier, und sing
Deiner Gebieterin zum Entzücken.
Nein, Nein, Nein
Süßes Rotkehlchen, du darfst nicht gehen;
Wo, du Dirne, könntest du sein
Halb so glücklich, wie mit mir?

Und weiter sah ich Bilder, die im Garten,
Wolken, die ziehen, man könnt darauf warten.
Und dann wieder ein fröhlich' Kind.
Spielende Hunde, wie sie einmal sind.
Ich wiederhole mich, fein bis ins kleinste Detail.
Die Ausstellung seht an, sie geht noch eine Weil'
 
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