Um das zu beurteilen, müßten Sie erst einmal Ihre diesbezügliche Kompetenzen hier zur Sprache bringen. Natürlich und selbstverständlich hat mich die Geschichte der klugscheißenden Schwätzer und ihrer Begriffe immer schon interessiert, die im Verbund mit den Pfaffen der Aufgabe nachgingen, das kleine Volk so dumm wie nötig zu halten und habe die von Ihnen zitierte Ausgabe griffbereit im Bücherschrank neben dem Schreibtisch stehen und Sie dürfen das gerne nachprüfen, indem Sie einfach zu einem Stichwort nachfragen. Ich nenne Ihnen dann Seite und Band und ergänze den betreffenden Satz.
Einverstanden?
Welche Argumente sprechen also dafür, daß die philosophische Forschung richtig urteilt und was bedeutet das für die jeweilige Philosophie?
Nun ich traue mir durchaus philosophisch-wissenschaftliche Kompetenzen hier zu und denke mal , dass ich da ein bisschen Ahnung von dem habe, was man hier in Europa "Philosophie" nennt. Nur würde ich das nicht mit einer polemische Wortwahl wie die "Geschichte der klugscheißenden Schwätzer" in Verbindung bringen. Mir ist offen nicht klar , warum für Sie große Philosophie wie Platon, Aristoteles , Hegel, Schopenhauer und Nietzsche "Schwätzer" sind..Gibt es überhaupt für Sie Philosophen, die keine "Schwätzer" sind? Oder sind alle Philosophen für Sie mehr oder weniger "Schwätzer"? Wenn das so wäre, dann fände ich Sichtweise auf die Philosophiegeschichte da bedauerlich. Nun aber um zu Ihrer Frage zurückzukommen, man kann das gerne so machen, wenn Sie das unbedingt möchten. Nehmen wir beispielsweise den Band 7 dieser Reihe, wo es einen zentralen Artikel zum Begriff der Philosophie gibt (bei Schwabe erschienen 1989, ab S.571ff.). Dort es heißt es ja zum Ursprung des Begriffes Philosophes in der Antike:
"Den Anfang der abendländischen Philosophie pflegt man seit Aristoteles bei den ionischen Naturphilosophen des 6. Jahrhunderts anzusetzen ; das Wort und der Begriff Philosophie (philosophia) sind jedoch erst später zur Zeit Platons fassbar. Die ionischen Philosophen selbst bezeichneten ihre eigenen Untersuchungen nicht als Philosophie, sondern als <historie>. Als erster , der sich <Philosoph> genannt und damit das Wort geprägt haben soll, wird schon nach antiker Überlieferung" (...) Pythagoras namhaft gemacht, was jedoch als Rückprojizierung aus späterer Zeit angesehen werden muss. "
Den ersten Absatz können Sie ja gern ergänzen, wenn Sie wollen...
Weiter heißt es :
"Wie Sophisten und Sokrates in dieser Zeit das Wort Philosophie/philosophia verwendeten , können wir nur den späteren Berichten der Schüler des Sokrates entnehmen; erst bei diesen , Xenophon, Isokrates und Platon ist das Substantiv Philosophie/ philosophie überliefert und zwar eindeutig und auschließlich im Zusammenhang mit der sophistischen Paideia. Philosophie/philosophia bedeutete im weitesten und allgemeinen Sinne einfach <Studium> oder <Bildung> (...)"
Zu Platons Philosophie-Begriff (S.576):
"Gegen die Auffassung der Sophisten, Philosophie oder Sophia als verfügbares Wissen wie Ware für Geld an Schüler weitergeben zu können , versteht Platon Philosophie als ein "Sich-Bemühen" um Wissen. (...) Im sokratischen Selbstverständniss jedoch steht <Philosophieren> für das Bemühen um das Wissen der Wahrheit"
weiter (S.580):
" In den Schriften nach dem Staat (Politeia) musste es Platon ein Anliegen sein, seine Auffasung von Philosophie zu präzisieren und das hieß, die Worte <philosophieren> und <Philosoph< deutlich von dem abzugrenzen, womit sie im üblichen Verständnis aufs Engste verknüpft waren, mit dem Sophisten und dessen Lehrtätigkeit.
weiter (S.581):
"Mit seiner methodischen und inhaltlichen Präzisierung von Philosophie hat Platon im eigentlichen Sinne den Begriff Philosophie geprägt. Zwei Aspekte bestimmen ihn (...): der praktische und der theoretische Aspekt."
Zu Aristoteles und seinem Philosophiebegriff heißt es (S.583):
"Bei Aristoteles begegnet das Wort Philosophie (und seine verschiedenen paronymischen Ableitungen) in vier Bedeutungen : zur Bezeichnung a) einer Haltung, b ) einer Tätigkeit , c) einer wissenschaftlichen Disziplin (bzw. mehrere Disziplinen) und d ) einer speziellen schulmäßigen Lehre in Abgrenzung gegen andere Lehren (...) 2. Philosophie meint ferner jene anspruchsvolle geistige und intellektuelle ingeneniöse Tätigkeit im Sinne von etwas erfinden, ausdenken und ersinnen. "
Ich denke soweit erstmal fürs erste aus dem Wörterbuch der Philosophie.
Um auf Ihre letzte Frage zu kommen, mir scheint die philosophische Forschung deshalb im Falle von Platon richtig zu liegen, weil in der Tat in seinen Dialogen wie der Staat (Politeia) z.B. in der Tat häufig der Philosophiebegriff benutzt wird (vgl Buch Fünf bis Acht, z.B. 486b). Sie werden erstaunt sein, wie oft der Begriff der Philosophie (gr. philosophia) im Text Platons auftaucht. Ich habe das verglichen und es in der Tat so, wie es die philosophische Forschung beschrieb. Das entscheidende Argument ist hier der platonische Text selbst, in dem das Wort Philosophie in dem besagten Abschnitt eben oft vorkommt. Vergleichen Sie es doch selbst, und Sie werden feststellen, dass in diesem Punkt die Forschung richtig liegt und Platon tatsächlich seinen Begriff der Philosophie geprägt hat. Im Falle Platons bedeutet das, dass er tatsächlich seinen eignen Begriff von Philosophie (philosophia) gegenüber den Sophisten geprägt hat. Ich glaube , dass hier sind schlichte und klare Antworten, besonders auf ihre letzten beiden Fragen. Und diese Antworten zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie wahr sind. Denn man kann dies alles anhand des platonischen Textes z.B. belegen. Und das ist das gute daran, nicht wahr?