Als Literat verstand er sich eben darauf, daraus das Beste zu machen.
Ob man durch ein Philosophiestudium zum Philosophen wird, das möcht ich bezweifeln, aber wer es erfolgreich absolviert, kennt sicher einige gute Argumente für und auch gegen die Metaphysik.
Mit der Überwindung der Metaphysik kennen Sie sich ebenfalls nicht aus und Sie wissen auch nicht so genau, was Metaphysik für Sie sein könnte ('sein' wird hier als Hilfszeitwort gebraucht), aber Sie gehören wohl zu jenen liebenswürdigen und überaus intelligenten Menschen, die andere Menschen gerne damit beglücken, was Sie bereits gelesen haben und werden über kurz oder lang feststellen, daß Ihre Lektürefavoriten auch nicht so genau wissen, was sie eigentlich meinen, das aber mit mehr oder weniger überzeugenden Argumenten meisterhaft zu verschleiern wissen.
Schalom!
Nun Nietzsche gilt heute auch als Philosoph. Man spricht ja in der Forschung von Nietzsches Philosophie. Nietzsche ist halt ein Schriftsteller -Denker der neben literarischen Texten wie den Zarathustra (den man auch als große philosophische Dichtung ansehen kann) auch philosophische Abhandlungen schreiben kann wie die Genealogie der Moral, Jenseits von Gut und Böse usw. Ich bin daher gegen die Meinung, dass man in Nietzsche nur einen Literaten zu sehen. Das war er auch, aber nicht nur. Nietzsche war sowohl Dichter (Literat) als auch Denker (Philosoph). Er war eben beides. Wenn man ihn nur als Literaten ansieht, ist das halt purer Reduktionismus und bedauerlich. Besser: es ist einfach grober Unfug, wenn man ihn nur auf diese Weise betrachtet und ihn nicht auch als Philosophen betrachtet.
Was den zweiten Punkt betrifft, möchte ich nur sagen, dass man durch ein Philosophiestudium selbst zum Philosophen werden
kann, es ist aber nicht automatisch zwingend so. Es gibt aber Denker die durch ein Philosophiestudium durchaus selbst zu Philosophen heranreiften , würde ich sagen. Als Beispiel könnte man hier Schopenhauer, Hegel oder Heidegger nennen. Alle drei genannten Denker haben so ein Studium absolviert und sind dann selbst zu Philosophen geworden. Es ist aber wie gesagt nicht immer so. Und natürlich kann ein Studium dieser Art helfen , Argumente für oder gegen Metaphysik zu entwickeln (aber auch das ist nicht immer so).
Zum dritten Punkt möchte ich folgendes sagen: die Rede von der Überwindung von Metaphysik kann man besonders mit den Namen Nietzsche oder Heidegger verbinden. Und ich würde schon sagen, dass ich mich mit deren Denkweisen etwas auskenne , ohne geistig überheblich sein zu wollen. Es gibt ja durchaus verschiedene Verständnisse von Metaphysik und was man unter diesem Begriff fassen soll. Ich habe das am Beispiel der platonischen Metaphysik verdeutlichen wollen (ob das mir gelungen ist, ist eine andere Frage). Bei Platon ist Metaphysik der Glaube an eine Ideenwelt, die übersinnlich ist und die sich von der realen sinnlichen Welt abhebt.
Ich zitiere dazu mal Christof Rapp (2016, S.9):
"Was ist eigentlich Metaphysik? Eine genaue Definition der philosophischen Metaphysik zu geben, ist gar nicht so einfach. Klar ist, dass sich Metaphysik nicht dafür interessiert, wie wir handeln sollen oder worin das gute Leben besteht. Solche Fragen gehören zur praktischen Philosophie, Metaphysik hingegen ist ein Teil der theoretischen Philosophie. (...) Die Metaphysik hingegen behandelt nicht unser Wissen von der Wirklichkeit , sondern die Wirklichkeit selbst. (...) Üblicherweise sagt man heute, die Metaphysik behandle die allgemeinsten und grundlegendsten Strukturen der Wirklichkeit. Diese Formel ist für die meisten Metaphysiker akzeptabel, ist für sich genommen jedoch weder sonderlich klar und noch wirklich informativ. Gemeint ist damit, dass die Metaphysik unter anderem danach fragt, aus welchen Bestandteilen die Wirklichkeit als Ganze zusammengesetzt ist: Besteht die Welt aus einzelnen Gegenständen, aus Tatsachen , aus Ereignissen? Wahrscheinlich lässt sich die Natur metaphysischer Fragen am besten an Beispielen verdeutlichen."
Rapp geht dann als Beispiel auf Platons Ideenlehre ein , und spricht hinsichtlich der Unterscheidung von Ideenwelt und sinnlicher vom metaphysischen Platonismus.
Bei Heidegger wird unter Rückgriff auf Descartes die Metaphysik als Wurzel des Baumes Philosophie bildlich thematisiert (zumindest in dem längeren Zitat, welches ich anführte ). Ich würde schon also sagen, dass ich eine nicht ganz unklare Vorstellung von dem habe, was Metaphysik ist, und was diese bei anderen Denkern ausmacht. Ich glaube schon, dass Nietzsche und Heidegger einen entsprechende Vorstellung hatten , von dem was Metaphysik ausmacht. Hier geht es nicht um Verschleierung oder ähnliches. Nietzsche und Heidegger und andere Denker sind keine Verschleierer, keine Schleier- macher. Ich kann also kurz gesagt sagen, dass ich dieser Sichtweise nicht zustimme und diese für verfehlt halte in der Sache. Ich denke schon, dass ich mich mit dieser Thematik etwas auskenne. Kurz ich bin in der Hinsicht philosophisch anderer Meinung und halte diese Kritik gerade des dritten Punktes nicht wirklich für berechtigt.
Soweit dazu erstmal. Man kann gern darüber weiter kontrovers diskutieren, ich gehe solch einer Diskussion nicht aus dem Weg, wenn sie erforderlich ist.