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Sollte die Metaphysik überwunden werden oder ist das gar nicht möglich?

Aber wer kann denn dafür argumentieren, warum die Metaphysik überwunden werden sollte und was der Überwinder damit überhaupt überwinden kann? Natürlich kann man die Metaphysik aus Gründen der Vereinfachung als Denkmüll zu entsorgen versuchen, aber ob das gelingt? Ebenso könnte man die Freunde zur Weisheit, deren Sophismen und überhaupt das ganze Gerede um Wahrheit, Weisheit und Wille denkmüllmäßig entsorgen, für tot glauben und erklären, es wäre doch für die Katz.

Nun Begründungen /Argumente für die Überwindung von Metaphysik findet man bei Nietzsche und Heidegger, wenn man an den entsprechenden Textstellen sucht. Nietzsche spricht z.B. spricht von der Überwindung des bisherigen Menschen hin zum Übermenschen. Er begründet das insofern dort, dass man auf der Entwicklungsstufe des Menschen nicht stehen bleiben kann, sondern dass eine höher Entwicklung erforderlich ist (denn es wäre eine Schande, wenn der Mensch sich nicht weiterentwickelt und auf einer primitiven Stufe zurückbleibt). Die Metaphysik denkt aus Heideggers Perspektive nicht das "Sein" angemessen -sie ist eher "seinsvergessen"- daher ist ein neues nachmetaphysisches Denken erforderlich , was dem Sein gerechter wird- Heidegger nennt es das "seinsgeschichtliche" Denken. Was das genau ist , setzt eben die Kenntnis seiner Schriften voraus, wo er dieses Denken skizziert.

Die klassische Philosophie mit ihrer Beziehung zur Wahrheit (ihrem Streben nach Wahrheit) ist für einige Philosophen nicht gerade "Denkmüll", sondern sollte nachwie vor im Grunde beibehalten werden. Ein aktuelles Beispiel bietet der französische Philosoph Alain Badiou in seinem Buch Die Philosophie des wahren Glücks (Passagen Verlag, 2016), wo er an der klassischen Philosophiekonzeption und ihrem Streben nach Wahrheit , nachwie vor festhält, soweit ich das richtig in Erinnerung habe. Kurz es gibt einige Philosophen die an dieser Auffassung von Philosophie festhalten.

Bei Nietzsche wird aber der Wahrheitsanspruch in Frage gestellt. In der Vorrede zu Jenseit von Gut und Böse heißt es: Warum nicht lieber Unwahrheit? Seine Philosophie ist ja die Umkehrung des Platonismus. Ist Platon für die Wahrheit , ist Nietzsche gegen diese. Hält Platon die Metaphysik hoch mit seiner Ideenlehre, hinterfragt Nietzsche die metaphysische Position Platons und betont eher die sinnlich reale Welt und den Leib. Die platonische Metaphysik verachtet aus Nietzsches Perspektive gesehen den Körper und die wirkliche Welt , daher ist sie ein Problem. Und deshalb muss auch Platon und seine Metaphysik, also die Griechen insgesamt überwunden werden, um zurück zum Leib und der realen Welt zukommen. An diesem Beispiel in Bezug auf Platon und Nietzsche wird deutlich, warum eine Überwindung von Metaphysik -hier besonders der platonischen- sinnvoll und erforderlich ist. Nietzsche hatte andere Gründe für die Überwindung von Metaphysik als Heidegger. Ich habe beides versucht hier mal etwas näher zu skizzieren...

Also worin hier Nietzsches und Heideggers Argumentation im Grunde besteht.
 
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hier mal ein schnellüberblick https://www.philognosie.net/index.php/course/lessonview/1272/ eine kritik von heidegger an kant war dass dessen "vernunft" womit er die metaphysischen moralgesetze kritisierte selbst durch metaphysik bestimmt waren und somit eher zur dichtung dh selstkonstruiertes zählen. als phänomenologe welches er in anlehnung an husserl war forderte er unmittelbares sinnliches oder seelisches empfinden als basis von erkenntnis - was er bei kant jedoch nicht fand.
als beispiel führe ich mal die arbeit von susan sontag an , eine der grossen heidegger schülerinnen und "kunstphilosophin" http://www.khist.uzh.ch/chairs/bildende/lehre/Sontag_Interpretation.pdf in dieser abhandlung über den kunstbegriff fordert sie dass kunst oberflächlich und sinnlich erfahrbar sein muss und nicht elitär abstrakt und verschlüsselt sein darf. das sind zwar auch schöne kognitive spielereihen haben aber nicht mehr viel mit kunst als ausdrucksmedium zu tun.
ich meine das heidegger in einem ähnlichen verhältnis zu kant stand - wahrheit muss erfahrbar sein wenn es als wahrheit gelten soll.

Danke für den Hinweis. Offen gesagt, mit der Beziehung Heidegger Kant habe ich mich noch recht wenig auseinandergesetzt , also mit seinem Kantbuch. Aber es ist für diese Debatte nicht unwichtig, wie der Untertitel des Buches schon sagt (Kant und das Problem der Metaphysik). Auch Husserl hat sich mit Kant beschäftigt in seinen Werken, aber da kenne ich mich auch nicht aus. Ich glaube Heidegger geht Kant kritischer an als dies Husserl tut. Ich müsste aber beides genauer nachlesen.

Ich wusste übrigens nicht, dass Susan Sontag Heidegger Schülerin war.
 
liegt aber vermutlich ausserhalb deines erkenntnishorizontes

LASSEN SIE DIE VERMUTUNGEN EINFACH BEISEITE!

verstehen setzt ein verstehen wollen voraus.

DAS IST NUTZLOS, WENN MAN NICHT KLAR UND RICHTIG DENKEN KANN.
habe ich wohl falsch ausgedrückt

»1949 ging Susan Sontag an die Universität in Chicago und studierte Literatur, Theologie und bei Leo Strauss Philosophie

(https://de.wikipedia.org/wiki/Susan_Sontag)

sie war keine direkte offizielle schülerin von heidegger aber sein einfluss susan - besonders auf ihren kunstbegriff - ist unübersehbar.

AH JA UND SICHER PRÄSENTIEREN SIE BEI GELEGENHEIT AUCH GEEIGNETE BELEGE.
 
Nietzsche spricht z.B. spricht von der Überwindung des bisherigen Menschen hin zum Übermenschen.

Er kann eben die pfäffische Herkunft nicht verleugnen.

Die Metaphysik denkt aus Heideggers Perspektive nicht das "Sein" angemessen -sie ist eher "seinsvergessen"- daher ist ein neues nachmetaphysisches Denken erforderlich , was dem Sein gerechter wird- Heidegger nennt es das "seinsgeschichtliche" Denken. Was das genau ist , setzt eben die Kenntnis seiner Schriften voraus, wo er dieses Denken skizziert.

Klar, aber nicht die Metaphysik denkt, sondern der Metaphysiker.
 
Er kann eben die pfäffische Herkunft nicht verleugnen.



Klar, aber nicht die Metaphysik denkt, sondern der Metaphysiker.


Nietzsche war der Sohn eines protestantischen Pfarrers. Später hat er aber mit dem Christentum und seinem religiösen Familienhintergrund gebrochen. Deshalb entstand ja seine Schrift Der Antichrist, die vor allem eine kritische Auseinandersetzung mit dem Christentum ist. Nietzsches Zarathustra ist ja selbst eine Art Gegenentwurf zur Bibel, eben ein neues Evangelium. Ich glaube aber, dass er einen Großteil des Christentums gedanklich hinter sich gelassen hat und mit dem Zarathustra etwas neues begründen wollte. So heißt es meiner Erinnerung nach dort: "Ich würde nur an einem Gott glauben, der zu tanzen verstünde". Der christliche Gott kann das aus seiner Sicht nicht und "Gott selbst ist tot".

Jedenfalls würde ihn nicht als einen religiös-christlichen Denker nennen wie Kierkegaard noch einer war beispielsweise. Bei der Wortwahl höre ich ein bisschen einen polemische Unterton heraus wie ich meine. Ich glaube aber, man sollte die Diskussion hier sachlicher und weniger polemisch führen.

Naja man kann es auch so formulieren, die metaphysischen Denker vor Heidegger haben nicht das "Sein" angemessen gedacht (auch nicht Platon oder Aristoteles). Die metaphysische Tradition ist für "seinsvergessen".


Es gibt beim späten Nietzsche zum Thema Denken eine interessante Anmerkung, die ich kurz hier wiedergeben möchte : Nicht ich denke (also das Ich), sondern "es" denkt. Dh. die Gedanken kommen zu mir , wann sie möchten und nicht wann ich möchte. So gesehen ist die Redewendung "Ich denke" strikt gesehen falsch, weil das Ich nicht der Hervorbringer der Gedanken ist, sondern Nietzsche nett es das "es" und sagt die Gedanken kommen zu mir..Diesen Prozess kann man aber nicht geistig kontrollieren...Was dieses "es" darüber kann man nun spekulieren und vielleicht an Freud und das Unbewusste sich erinnern. Nietzsche würde also sagen - so wie ich ihn verstehe- dass man selbst nicht so einfachen sagen, dass der Mensch als animal metaphysicum denkt in dem Sinne (also sein Ich), sondern das "es" denkt im Menschen. Insofern kann man hier sogar mit Nietzsche weiter differenzieren. Nietzsche hinterfragt die traditionelle Vorstellung vom Ich denke oder er denkt, und verschiebt die Betonung auf ein "es denkt im Menschen".

Dazu auch ein Link:

http://blog.zeit.de/schueler/2013/11/20/friedrich-nietzsche-es-denkt/
 
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Aus dem Link , das für mich entscheidende:

"Im Wissen um das Libet-Experiment sieht es wohl genau danach aus. Denn offenbar ist das Bewusstsein unserer selbst gar nicht in der Lage, unsere Handlungen zu bestimmen. Was aber, wenn wir das Denken als eine unserer Handlungen einordnen? Sind wir dann noch in der Lage, unser Denken gemäß der Vernunft selbständig zu verfassen? Oder sind unsere Gedanken vielleicht doch vorgegeben, und zwar durch physische Prozesse in unserem Gehirn, die wir letztlich als <Denken> und als <Ich> bezeichnen, die aber in Wirklichkeit von dem Organ Gehirn verursacht werden, ohne dass wir einen Einfluss auf sie hätten?

Die Folgen wären weitreichend. Wir müssten davon ausgehen, dass wir selbst nicht Herr unserer Gedanken sind. Mithin könnten wir nicht mehr selbst sagen <Ich denke>. Stattdessen müssten wir dieses Denken, was auch immer es wäre, einer Funktion unseres Gehirns zuschreiben, so dass das Denken einfach passiert. <Es denkt>, schlägt Nietzsche in Jenseits von Gut und Böse als alternative Formulierung vor (Absatz 16)"

Insofern kann man streng genommen sagen, selbst der Metaphysiker denkt nicht, sondern um genau zu sein, das "es" im Metaphyiker. Das wäre eine genauere Differenzierung. Aber man muss natürlich sich nicht an Nietzsche halten in dem Punkt, wenn man nicht möchte...

Das ist nur als Beispiel aufgeführt, dass man selbst deinen letzten Satz noch hinterfragen kann mit Nietzsche. Man könnte dass "es" im Metaphyiker denkt in metaphysischen Bahnen. Das alles ist aber eine komplexe Angelegenheit , was unter "Denken" verstanden wird. Die Frage "wer denkt?" ist auch nicht allzu einfach heutzutage zu beantworten.

Heidegger selbst sagte mal in einer Vorlesung: "Die Wissenschaft denkt nicht". Er spricht nicht von den Wissenschaftlern, sondern von der Wissenschaft. "Die Wissenschaft bewegt sich nicht in der Dimension der Philosophie." Das erläutert im Video am Beispiel der Physik (das Ganze ist kein Vorwurf, sondern nur eine Feststellung von ihm ist ).

 
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