Deine Denkweise kann ich nicht ganz folgen.
Wie willst du Geistesgeschichte (westliche Philosophie) und Politik trennen, es gehört und gehörte schon immer zusammen.
Nur haben die westlichen Philosophen (möglicherweise der Rest Philosophen auch, nur andersherum) nicht die Metaphysik im Ganzen verstanden.
Die Deutschen fanden in Hitler einen großen Anführer und somit konnten sie endlich ihre Machtphantasien intensiv und offen ausleben. (Rausch)
Dazu zähle ich auch Heideggers Gedankenwelt, die sich kunstvoll aufbläht und in Wirklichkeit von Innen hohl und leer ist.
(Nietzsches 'Rausch' hat eine ganz andere Bedeutung, denke ich.)
Und Mitschuld gebe ich den Deutschen, weil sie nie wirklich offen darüber gesprochen haben.
Sie hüllten sich in Schweigen und somit brauchten sie ihre Taten nie wirklich anschauen. (Krieg Wille zur Macht/ Rausch)
Ich habe ja nicht behauptet zwischen (westlicher) Philosophie und Politik zu trennen, das es einen Zusammenhang gibt zwischen beiden ist ja seit Platon bekannt. Dessen Dialoge haben ja nicht umsonst den Titel Politeia, Politikos oder Nomoi.
Ich würde sagen, dass Platon als "westlicher Philosoph" schon etwas von Metaphysik verstand, bzw. dass seine Philosophie eben für den Anfang der Metaphysikgeschichte steht . Also Platon und Aristoteles als Begründer der Metaphysik in Europa.
Naja im Grunde gab es schon diese "Machtphantasien" der Deutschen mit Wilhelm II, der ja auch offen mehr oder weniger imperialistisch war und Deutschland einen "Platz an der Sonne" verschaffen wollte (also Deutschland als ebenbürtige Weltmacht zu den anderen damaligen Weltmächten wie Großbritannien usw)
Nur war Wilhelm der Zweite nicht so antisemitisch wie Hitler , also nicht so ideologisch meines Erachtens. Hitler und Wilhelm der Zweite hatten aber politische Aspirationen und wollten aus Deutschland eine Weltmacht machen. Nur hat sich da die Form unterschieden. Wilhelms Deutschland war ja noch eine Monarchie, während man das bei Hitlers Deutschland nicht mehr sagen kann.
Heideggers Gedankenwelt hat nicht nur einen Bezugspunkt zu Hitler/NS-Deutschland , wenn man so willm wobei er von dieser Bewegung glaube ich auch "angetan" war , da ihm die Weimarer Republik nicht unbedingt willkommen war. Denn er war nicht wirklich Demokrat meines Erachtens. Aber er war auch Soldat im Ersten Weltkrieg. Und wurde vielleicht auch in seinem Denken durch das sog. wilhelminische Deutschland im Denken geprägt. Wobei ich aber nicht unbedingt glaube, dass Heidegger ein Freund der Monarchie war.
Nietzsche wurde nicht nur in NS-Deutschland rezipiert/gelesen, sondern auch zur Zeit Wilhelms des Zweiten und im Ersten Weltkrieg (die Soldaten sollten lesen/lasen "Also sprach Zarathustra")
Ich würde allerdings differenzieren: Es gab sicherlich Deutsche die schwiegen und eben Deutsche die dies nicht taten.
Allgemein stimmt es aber denke ich schon, dass unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg eher geschwiegen wurde und wirkliche Aufarbeitung des Krieges noch nicht stattfand. Das kam dann erst später.
Interessant wäre die Frage: wie hat Heidegger wohl über Wilhelm den Zweiten /die Monarchie gedacht?
Heidegger hat vier politische Staatsformen Deutschlands erlebt im 20. Jahrhundert:
das Deutsche Kaiserreich/das wilhelminische Deutschland (bis 1918), dann die Weimarer Republik (von 1918 bis 1933), den NS-Staat (1933 bis 1945) und die Bundesrepublik bis zu seinem Tod (1945 bis 1976).
Heidegger wurde 1889 geboren. Das heißt er hat über 20 Jahre lang das wilhelminische Deutschland kennengelernt, obwohl er damals noch ein Kind war natürlich. Aber 1910 z.B. war er schon 20 ca. D.h. er hat ungefähr seit seiner Jugend bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs das wilhelminische Deutschland und das ca. 10 Jahre, sagen wir von 1905 (da war ca. 15) bis 1914 (da war er dann ein junger Mann , ca. 24). Und ich denke die Sozialisation durch dieses Deutschland hat ihn vermutlich auch in seinem (politischen ) Denken geprägt und nicht allein nur NS-Deutschland, nicht wahr? Jedenfalls scheint mir das naheliegend. Es gab vor Hitler und der Weimarer Republik noch einen anderen deutschen Staat und dieser hat Heidegger sicherlich auch geprägt. Nur kann man ihn jetzt dazu leider nicht mehr befragen. Also wie er wohl das wilhelminische Deutschland und seinen Kaiser empfunden hat (politisch).
1918-2018: 100 Jahre Abdankung des letzten deutschen "Kaisers" und Ausrufung der ersten deutschen Republik (Weimarer Republik) nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg. Also 100 jähriges Jubiläum kurz gesagt. Auch das ist politische Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert (und nicht nur NS -Deutschland).
Allerdings ich muss offen zugeben: in den Schwarzen Heften Heidegger ab den 1930er Jahren habe ich bisher nicht wirklich eine Notiz zu Wilhelm den Zweiten und sein Deutschland gefunden! Und das obwohl Heidegger auch in dieser Zeit schon lebte. Heidegger unterrichtete allerdings erst als Dozent der Philosophie ab 1918/1919, davor war er Soldat im Krieg, auch wenn er nicht wirklich an damalige Kämpfe teilgenommen hat.
Man kann natürlich ob das damalige politische Deutschland (Monarchie bis 1918) nicht auch seine Gedankenwelt geprägt vielleicht.
PS: Eine gewisse Sympathie soll Wilhelm II für Hitler gehabt haben, wobei ich dennoch glaube, dass ihm die Nazis nicht ganz geheuer waren.