Noch zu meiner Überlegung:
Heidegger in Briefen:
"Die Verjudung unserer Kultur und Universitäten"
(1916 zu seinem geliebten Bruder)
"Daß deser Mensch (Hitler gemeint) einen außergewöhnlichen und sicheren, politischen Instinkt hat, und eben schon gehabt hat, als wir noch benebelt waren, darf kein Einsichtiger mehr bestreiten"
(1931 auch zu Bruder Fritz)
"Die Haupthetze geht hier von Zentrumspolitikern aus, wogegen Theologen (!!!!!!: von mir jetzt) und alle vernünftigen Leute sich wehren. Aber, alles ist übel und schlimmer als zur Nazizeit"
(-knapp nach Kriegsende auch zum Bruder)
Vielleicht fällt es Ihnen leicher, wenn Sie einer Überlegung -insoferne- nachgehen, dass
n u r
(irgen-)einer Ihrer liebgewonnen Menschen in dieser Maschinerie des Mordens umgekommen wäre -
Weil, ob Sie dann auch noch über einen Menschen mit seiner (Hitler-treuen) Germanen-Philosophie diskutieren mochten - möchten?
-!
Das erste Zitat, stammt vermutlich aus dem Band "Mein liebes Seelchen". Dort sind aber meines Wissens nach Briefe an seine Frau enthalten (und nicht an seinen Bruder), Man möge mich bitte korrigieren, falls es anders ist.
Das zweite und dritte Zitat stammen aus dem Briefverkehr mit seinem Bruder Fritz , der im Band "Heidegger und der Antisemitimus" enthalten ist. Hier wäre es gut, wenn Sie bezüglich der Zitate, die Sie vorbringen auch die Quelle zum Nachlesen nennen würden. Dass was Heidegger dort sagt, soll natürlich inhaltlich nicht bestritten sein.
Ich würde zunächst fragen: hatte den Heidegger überhaupt eine "Hitler-treue Germanen Philosophie"? Ich würde das klar bestreiten. Denn 1. haben Sie anscheinend nicht wahrgenommen, dass Heidegger sein eigenes "seynsgeschichtliches" Denken nicht als "Philosophie" bezeichnet und 2. bestreitet er die Möglichkeit einer "nationalsozialistischen Philosophie". Das kann man klar zeigen, anhand der Zitate, die ich vor kurzem aus den Schwarzen Heften Heideggers angeführt habe. Schauen Sie sich diese am besten nochmal in aller Ruhe nach, dann müssten Sie eigentlich ihre Frage eben überdenken. Denn diese lässt sich so gesehen nicht wirklich halten.
Zudem kann man noch darauf hinweisen, dass es Hitler kritische Äußerungen in den Schwarzen Heften auch gibt (nach dem Krieg). Ich glaube diese hatte ich im Thread hier auch mal in einem anderen Kontext zitiert.
Ich kann Ihren Punkt nachvollziehen. Es würde mir natürlich schwerer fallen über solch einen Menschen zu diskutieren, hätte ich einen "liebgewonnenen Menschen" durch diese "Maschinerie des Morderns" verloren. Das dem so wäre , keine Frage!. Allerdings bin ich auch für eine sachliche Diskussion hier, und ich finde Sie unterstellen eine "Hitler treue Germanen Philosophie", die es so eben bei Heidegger nicht gibt. Schon deshalb nicht, da Heidegger für sein Denken den Begriff "Philosophie" eher meidet. Das lässt sich klar anhand seiner Schriften zeigen. Denn Philosophie ist für ihn vor allem Metaphysik, und Heidegger versucht eher etwas wie ein "nach-metaphysisches" Denken. Wie weit das überzeugend ist, ist eine andere Frage.
Allerdings sollen Heideggers nach wie vor problematische Äußerungen über Juden natürlich auch nicht ignoriert sein usw. Und insofern kann man auch von einer gewissen "Schuld" bei Heidegger sprechen, auch in Bezug auf sein Schweigen (und dass er kein Wort der Entschuldigung und dergleichen nach dem Krieg vorgebracht hat).
Allerdings stellt sich auch diese Frage: Inwieweit war Heidegger eigentlich Antisemit? Dass er in gewisser Hinsicht war, lässt sich ja anhand der Passagen aus den Schwarzen Heften z.B. zeigen. Allerdings sollte man sich vor einer eindimensionalen Debatte hier über Heidegger hüten und das eben alles möglichst differenziert sehen im Falle Heideggers. Das ist jedenfalls meine Meinung dazu. Das sagt übrigens jemand hier, der sich auch in gewisser Hinsicht als durchaus Heidegger kritisch sieht.