Gut und schön, aber die politische Schublade ist ja zweifelsfrei beschriftet und man darf sagen, er war kein Mitläufer, er war mehr. Allerdings hatte der Gefreite aus Österreich das Sagen und nicht der verbeamtete Philosoph aus dem Schwarzwald.
Das Sein des Seienden hatte zuvor schon der Teerrwasserbischof richtig erkannt und dessen Spott über die Bemühungen berufsmäßiger Philosophen zur Förderung einer allgemeinen Verunsicherung ist wohl immer noch aktuell.
Ich sehe es , dass es da wie gesagt zwei Schubladen gibt , ohne dass ich als "dogmatischer Verteidiger" eines Philosophen gelten möchte. Das Heidegger nicht ganz ideologiefrei war, denke ich auch. Aber Leute wie Trawny sprechen eher vom einem "seinsgeschichtlichen Antisemitismus", den man vom gewöhnlichen unterscheiden müsse. Leider sind auch noch nicht alle Schwarzen Hefte veröffentlicht , es fehlen ja noch ein paar Bände. Ich finde es ist nicht einfach, sich ein Komplettbild beim jetzigen Stand der Forschung zu machen, wenn noch einiges fehlt und der Forschung nicht zugänglich ist. Manche sagen, dass er seinen eigenen privaten Nationalsozialismus hatte.
Die Interviews und die dazugehörigen Links habe ich gerade gelesen. Ich stimme mit Federier überein, dass ein Teil seines philosophisches Werkes weiterhin bedeutend sein wird .
In dem anderen Artikel , wo von Ideologie gesprochen wird bezüglich Sein und Zeit, wird aber nicht genau erklärt worin das Ideologische von SuZ besteht. Zudem wird nur auf einen Paragrafen sich bezogen (Paragraf 74) und dahin gehend argumentiert, dass man schon allein deswegen von ideologischen Elementen sprechen bezüglich SuZ. Dem kann aber das Zitat von Rentsch entgegen halten, der ja einen Forschungsband zu SuZ herausgegeben hat, und darin keine nationalistischen Exkurse sieht. Das scheint mir eher einleuchtender zu sein.
Das Interview von Wolin aus HoheLuft habe ich gelesen, ich frage mich aber, ob man das so einfach sagen, , dass das" ganze Projekt kompromittiert" sei.
Das ganze ist keine einfache Diskussion wie gesagt. Ein durchaus wichtiges Buch in dieser Debatte ist das von Cassin/Badiou, was folgenden Klappentext hat:
"Kann und sollte man über ein philosophisches Werk gemäß den politischen Überzeugungen seines Autors urteilen? Bei kaum einem anderen Philosophen ist diese Frage so virulent wie bei Martin Heidegger, dessen nationalsozialistische Überzeugungen Gegenstand heftiger Kontroversen waren und sind. Alain Badiou und Barbara Cassin halten diese Polemik jedoch für verfehlt und treten für folgendes Paradox ein: Ja, Heidegger war ein gewöhnlicher Nazi und provinzieller Kleinbürger, und ja, Heidegger ist einer der wichtigsten Philosophen des vergangenen Jahrhunderts. Cassin und Badiou vertiefen sich in Heideggers Korrespondenz und hinterfragen auf unerwartete Weise nicht nur seine Beziehungen zur Politik, sondern auch zu den Frauen zu seiner eigenen, Elfride, aber auch zu all jenen, und insbesondere zu Hannah Arendt, deren Liebhaber er im Laufe seines langen Lebens war."
Ich muss mir das nochmal anschauen. Es ist aber vor erscheinen der Schwarzen Hefte erschienen und konnte diese noch nicht berücksichtigen. Ich halte wie gesagt Heidegger für einen bedeutenden Philosophen, trotz dieser politischen Probleme die damit verbunden sind.
Aber ich vermute mal, dass ich jetzt hier von einigen (Kritikern) in die Schublade der "dogmatischen Verteidiger " Heideggers gesteckt werde....naja wie man es nimmt...
Ich würde zunächst nur sagen, dass Heidegger nicht ganz ideologiefrei war, aber ob das schon für SuZ wirklich gilt und was man dann unter Ideologie versteht das ist für mich die Frage.
"Die Philosophie in
Sein und Zeit enthält ersichtlich keine auch nur annähernd nationalistischen oder gar rassistischen, antisemitischen Exkurse."
Für diesen Satz von Rentsch 2014 würde ich weiterhin argumentieren. Alles andere nach SuZ muss man sehr differenziert sehen nach meiner Meinung.