AW: Sex und Respekt
Ist es nicht sogar so, dass der Masochist in einer funktionierenden Beziehung der Dominantere von beiden sein muss, weil seine Grenzen die für beide ausschlaggebenden sind?
Ein Freund brachte es mal auf diesen Punkt:
sub sagt, was und Dom, wann und wo.
Es ist ein Spiel zweier Menschen,
deren Spielvorlieben sich ergänzen.
Ich sehe keinen Anlass,
das übermäßig zu psychologisieren.
Also in dem Sinn,
dass es generelle Rückschlüsse
auf die Tiefe einer Beziehung
und die Integrität der Beteiligten zulässt.
Fakt ist aber wohl,
dass solche Beziehungen
auffallend stabil sind.
Über lange Zeit.
Fakt ist außerdem,
dass es in gewisser 'Szene'
sehr viel Missbrauchen
und Sich-Missbrauchen-Lassen gibt.
Wie halt in allen 'Szenen',
in denen das Thema Macht
wichtige Rolle spielt.
Hältst Du in generalisiert dominant-devoten Beziehungen, wie Bernd sie beschreibt, gegenseitige Wertschätzung überhaupt für möglich, geht es da nicht eher um Idealisierung auf der einen und Ausnutzung für die alleinig eigenen Zwecke auf der anderen Seite?
Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht.
Einerseits sehe ich die Anfälligkeit
gerade solcher Beziehungen.
Also die Anfälligkeit für Kultivierung
von Missbrauchs- und Opferdenken.
Trotzdem gilt:
Menschen werden nicht dümmer,
nur weil sie gewisse Neigungen haben.
Und wenn jemand ausgeprägte Sehnsucht hat,
die nicht in allzu Übliches passt,
dann neigt er durchaus dazu,
Antwort auf sich wertzuschätzen.
Sei's nun mehr oder weniger bewußt.
Welche Funktion hat der Schmerz in Sado-Maso-Beziehungen, oder ist er genussvoller Selbstzweck? Es gibt ja im psychischen Bereich auch wehvolle Zustände wie Melancholie oder Sehnsucht, wobei dann aber meinem Erleben nach die Traurigkeit lediglich in kauf genommen wird, um Authentizität zu ermöglichen, das Leid ist eigentlich nur Mittel um sich selbst und seinen Wünschen, Träumen, Zielen sehr nah sein zu können. Gibt ist da eine Parallele zum sexuellen Masochismus?
Ich denke, es geht dabei
(u.a.) um eine Art Knotenlösen.
Selbst bin ich nicht sehr ausgeprägt masochistisch,
aber immerhin genug, um nachsinniert zu haben,
was dbzgl. passiert in mir.
Über andere kann ich nicht sprechen.
Am wichtigsten ist wohl die positive Konotation.
Intime Begegnungen - speziell intensive Spielarten -
verlangen entsprechend geborgenen Raum.
Womit wir wieder beim Respekt sind.
Vertrauen ist nicht möglich ohne Respekt.
So tiefes Vertrauen,
dass man Alltagsprägung aufzugeben bereit ist,
braucht ne Menge Respekt.
Das ist eine der Grundregeln,
wenn's nicht wie Bumerang um die Ohren fliegen soll.
Ja, positive Atmosphäre ist wirklich wichtig.
Für mich fühlt es sich so an:
Ich hab sehr früh gelernt,
keinen Schmerz zu zeigen.
Obschon vieles geschah,
das solches Zeigen berechtigt hätte.
Für mich bedeutet Erlösung,
Runtergeschlucktes zeigen zu können,
ohne Angst haben zu müssen.
Endlich loslassen dürfen - für gut .....
Dass es außerdem so viel Spaß macht,
ist wie Sternchen unter Hausaufgaben.