AW: Selbst- und Fremdbestimmung / warum es kein schicksal gibt
An den Autor:
Ich glaube Du unterliegst bereits bei deinen anfänglichen Prämissen einem grundlegendem Fehlschluss.
Du gehst davon aus, dass der Mensch einen freien Willen hat. Und nur unter Anerkennung dieser Prämisse funktioniert deine Konklusion, dass es kein Kollektivschicksal, also eine kosmische Teleologie gibt.
Dies kann meiner Auffassung nach aber nicht als (absolute) Wahrheit angesehen werden:
Es ist doch genauso gut möglich, dass der Kosmos einem determiniertem/determinierendem System unterliegt. Geht man beispielsweise von einem Nullpunkt der Zeit aus (was u.A. Gegenstand vieler physikalischer Theorien ist). So könnte der daraus folgende Wirkverlauf als Singularität verstanden werden. Unter Einbindung des Gesetzes der Kausalität wäre demnach auch die Behauptung naheliegend, als dass man, wenn man zum Anbeginn der Zeit alle Faktoren kannte, sich die gesamte Zukunft hätte ausrechnen können. Da wir als Menschen (vermutlich) nicht dazu in der Lage sind, alle diese Faktoren zu erkennen (besonders wenn man davon ausgeht, dass es unendlich viel Energie, und demnach auch unendlich viele Faktoren gibt) - so sind die Menschen auch nicht in der Lage ihr Schicksal zu wissen/erkennen. Gäbe es jedoch eine Entität die alle diese Faktoren kennt, so wüsste sie auch über das kosmische Schicksal. Irrelevant ob von jemandem oder etwas gewusst, wäre dieses Schicksal, diese Teleologie existent.
Für den freien Willen des Menschen hieße dies zudem, dass er in der Form wie er Begriffen wird (und auch so wie du ihn in deinen Ausführungen beschrieben hast) schlichtweg nicht existiert. Unsere vermeintlich "freien" Handlungen und Entscheidungen wären demnach nur das Ergebnis eines höchstkomplexen Zusammenwirkens unzähliger Faktoren. Subjektiv wird dies als "freier Wille" beschrieben - aber das hieße, dass es dem Menschen möglich sein müsste sich außerhalb des Einflusses der Umwelt zu stellen, und dies sehe ich als schlichtweg unmöglich an.
In Addition möchte ich anmerken, dass es mir so vorkommt, als würdest Du viele Dinge, nun ja, zusammenwerfen, und es mir realtiv schwerfällt deiner argumentativen Linie zu folgen. Wobei das auch schlichtweg mein Fehler sein kann, also nimm das vielleicht nicht so ernst
Was ich aber damit meine ist, dass du im ersten Thesenteil (s. ""erfolgreiches" Leben") von Subjektiven Empfindungen sprichst. Man also durch Reflexion und Selbsterkenntnis ein erfüllteres Leben führen kann. Von diesem Teil schließt du (zumindest partiell, bezogen vor Allem auf dein Beispiel) auf eine Aussage in der Objektiven Dimension (die ich im oberen Teil versuchte zu relativieren).
Auch fehlt mir für die letzte Aussage ("Eine Selbstbestimmung des einzelnen ist erst dann nötig, wenn es sich um ein Soziales
Netzwerk handelt.") irgentwie eine Erklärung.
Abschließend möchte ich nocheinmal darauf hinweisen, dass ich nicht meine (sagen wir einmal
Theorie als "ultima ratio", bzw. absolute Wahrheit empfinde; möchte aber nahelegen, dass deine These dies aus den genannten Gründen jedoch auch nicht für sich in Anspruch nehmen kann.
Ich finde jedoch, dass die Theorien die einen Determinismus zugrunde legen, sagen wir mal "naheliegender" oder "einleuchtender" erscheinen als ihre Antagonisten; was natürlich auch in unserem momentanen Zeitgeist geschuldet ist. Ich meine damit, dass Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften zumindest eher darauf hindeuten.
Trotz allem ein interessanter Ansatz!
MfG, Xhanthan