AW: Schuld - auch nachträglich?
Nur so eine Idee: Ist das nicht eine immense Gefahr, hinter jedem Unsinn ernstzunehmende Gesetzmäßigkeiten erforschen zu wollen und diesem Unsinn damit Legitimation zu geben.
Woher soll ich wissen, ob es Unsinn ist, wenn ich es nicht erforscht habe?
Ich sehe eher eine Gefahr darin, wenn man den Dingen NICHT auf den Grund geht. Wenn ich verstehe, was einen Menschen genau zu dem macht, was er darstellt, dann hab ich eine Handhabe, um selbst zu entscheiden, was ich selber darstellen will und wie ich mit dem umgehe, was mir begegnet. Wie ich schon sagte - verurteilen bringt nichts. Etwas als Unsinn zu bezeichnen, bringt denjenigen, der diesen Unsinn vertritt, auf die Palme - ok, das kann auch ein gewünschter Effekt sein - aber für den, der ihn vertritt, ist es eben KEIN Unsinn, sondern es ist aus seiner persönlichen Geschichte, seinen Ängsten, Stärken und Schwächen erwachsen. Nehme ich das ernst und setze mich mit ihm auseinander, hab ich eine viel größere Chance, dass er seine Sicht ändert.
Womit ich jetzt nicht sagen will, dass man das immer tun sollte. Muss ja jeder für sich selbst ausloten, was seine Grenze ist.
Aber ich find 's dann allemal besser zu sagen, dass man das Verhalten des Anderen nicht versteht und es für sich persönlich ablehnt, als ihn zu verurteilen. Obwohl natürlich oft bereits das Unverständnis als Veruteilung ankommt. Leben ist halt ne verdammt verzwickte Angelegenheit!
