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Schuld - auch nachträglich?

AW: Schuld - auch nachträglich?

Hallo Leute!

Ich habe geschrieben, was für mich zu sagen war und ich habe das Gefühl, ich hätte mich hinlänglich ausgedrückt.
Nochmals: Niemand muss so sein und so denken wie ich!
Untersteht euch!

Manfredo: Wie Schindler das geschafft hat, nämlich Juden zu retten?!
Indem er sich den Nazis anbiederte, mit ihnen soff und Geschäfte machte.
Das war eine Seite Schindlers, doch ohne diese hätte er die 1200 Juden nicht retten können.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
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AW: Schuld - auch nachträglich?

Hallo Leute!

Ich habe geschrieben, was für mich zu sagen war und ich habe das Gefühl, ich hätte mich hinlänglich ausgedrückt.
Nochmals: Niemand muss so sein und so denken wie ich!
Untersteht euch!


Lieber Raphael! :)


Das brauchst du - zumindest mir - gar nicht zu sagen, denn du bist einmalig, genau wie alle anderen Menschen auch. :)
Ist einfach ein heikles Thema und es ruft eben viele widersprüchliche Gedanken und Empfindungen hervor.


LG

EarlyBird :)
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Für mich gilt, dass mir ist ein authentisches Leiden an einer Mit(schuld) auf jeden Fall lieber ist, als vorschnelles Abtun, aufgesetzte Freud, und ich glaube auch, dass das Leben der einen Generation maßgeblich durch die Fehler, Verbrechen oder Errungenschaften der Vorgängergeneration bestimmt wird, nur frage ich mich, inwieweit Schuldgefühle, die auf reiner Vorstellung beruhend der konkreten Erfahrung entbehren, authentisch sein können.

Ich fühle mich eher mit dem Erbe der 68er-Generation konfrontiert, die mit ihrem Aufarbeitungsdruck und teilweisen Pauschalverurteilungen z.B. des Wegguckens ein Menschenbild konstruiert hat, das den tatsächlichen Möglichkeiten des einzelnen nicht gerecht wird, und so sehe ich es als meine rückwärtsgewandte Aufgabe an, im Gespräch mit den wenigen noch verbliebenen Zeitzeugen, die noch immer mit der Verarbeitung ihrer realen Erlebnisse aus Der Nazizeit und zusätzlich mit den undifferenzierten Verurteilungsschemata ihrer Kinder beschäftigt sind, neu hinzuhören in dem von Earlybird beschriebenen Sinn:

Hm, muss doch noch was dazu sagen, Raphael!
Ich finde, Feigheit wird in unserer Gesellschaft völlig falsch bewertet.
Feigheit ist sinnvoll, sonst gäbe es sie nicht. Sie schützt uns vor Hybris.
Es ist allemal besser, sich einer Situation gewachsen zu fühlen, bevor man seine Haut riskiert. Solange ich noch lebe, kann ich mich entwickeln und wachsen und hab eine echte Chance, einer Situation, die ich JETZT noch nicht bewältige, zu einem späteren Zeitpunkt durchzustehen.
Setze ich mich aber der Lebensgefahr aus, ohne eine echte Chance zu haben, riskiere ich den Tod und damit nütze ich ja wohl nur dann etwas, wenn ich ein wahres Scheusal war, dessen Ableben jederman aus der Umgebung ersehnt hat! :D
Im Übrigen ist es ja auch mutig, zu seiner Feigheit zu stehen!
Respekt! :)

Denn nur wenn mensch die Zusammenhänge versteht, können sich anbahnende Wiederholungen rechtzeitig erkannt und bekämpft werden.

Denkt Kaawi
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Denn nur wenn mensch die Zusammenhänge versteht, können sich anbahnende Wiederholungen rechtzeitig erkannt und bekämpft werden.

Denkt Kaawi


Denke ich auch, Kaawi - was eh klar sein dürfte.
Ich frag mich bloß, WIEVIELE Menschen es verstehen müssen, damit es tatsächlich verhindert werden kann.... :dontknow:


LG EarlyBird :)
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

.....Die Aufgabe der Nachkriegsgeneration (Gnade der späten Geburt??) ist es
nicht, sich mit Schuldgefühlen zu beladen. Sondern vielmehr besteht sie darin,
zu mahnen und alles daran zu setzen, dass solcherart Denken und Handeln
sich nicht wieder bahnbricht, sondern es bereits im Keim erstickt wird.....

.....Schuldgefühle trüben bloß den Blick und nützen Niemanden....

meint m.f.g. plotin

Etwas im Keim zu ersticken, halte ich für den ganz verkehrten Weg.
Ich bin der Überzeugung, dass jeder Krieg nur aus dem Grunde möglich wurde und wird weil der Keim der Liebe in den meisten Menschen erstickt worden ist.

In meinen Augen weist der EHEC Erreger jetzt vorwiegend auf Sprossen und Keimen und im Wasser entdeckt genau auf diese Gefahr hin.

Aus diesem Grunde meine ich, sollte jedem Schuldgefühl erst einmal mit Sorgfalt nachgegangen und beobachtet werden. Denn ich habe oft festgestellt, dass Schuldgefühle oft durch eine unterlassene gute Handlung entstehen.
Aber auch viel etwas mit einem tiefverborgenen inneren seelsichen Schmerz zu tun haben, der auf ein frühe Verletzung zurück zuführen ist. Aber auch auf ein ganz großes inneres Loch und Leere hinweist. Das kann die Natur nur ganz schwer ertragen und möchte es so schnell wie möglich wieder schließen.

Schließlich kann ja nicht wahr sein, was nicht sein darf.:ironie:

"Mensch geh in dir!"
"War ick schon! Och nix los!"

:schaukel: rg​
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Denke ich auch, Kaawi - was eh klar sein dürfte.
Aber leichter gesagt als getan, denn echtes Verstehen verzichtet ersteinmal auf`s Bewerten, und das ist natürlich in Zusammenhängen der Menschenverachtung solchen Ausmaßes wie in der Naziideologie schwer durchzuhalten!

Ich frag mich bloß, WIEVIELE Menschen es verstehen müssen, damit es tatsächlich verhindert werden kann.... :dontknow:

Das ist witzig, ich hatte an dieser Stelle erst statt "bekämpfen" "verhindern" stehen, was mir dann zu optimistisch erschien!

Zum Verhindern ist sicher mehr nötig als das logische Verstehen aus sicherer Distanz, neue Lehrmethoden in Schule und Bildungsstätten (meinen Kindern hängt der Geschichtsunterricht z.B. gerade bezüglich der Nazizeit wegen dreifacher Wiederholung bereits zum Halse raus), gute Sozialarbeit an den Brennpunkten wie dissidentin sie hier für mein Verständnis sehr anschaulich beschreibt, neue Akzente in der psychologischen Betreuung von gewaltbereiten oder -tätigen Menschen, aber auch ein Bewusstsein, das sich von der kapitalistisch geprägten Wertbestimmung emanzipiert, weil Streben nach Erfolg und Reichtum in Gewinner und Verlierer spaltet und somit das Gefühl von Arroganz auf der einen, Ungerechtigkeit auf der anderen Seite züchtet, bester Nährboden für Ignoranz und Hass, die sich, wenn dann der gemeinsame äußere Feind dazu kommt, erfolgreich (:ironie:) zur selbsternannten Herrscherschicht zusammenschließen.


LG Kaawi
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Schuld
- auch nachträglich?
Schuld ist immer etwas was nachträglich empfunden und wahrgenommen wird.

Nachträgliche Schuld?
Gestern war der 70.ste Jahrestag des Deutschen Angriffes auf die Sowjetunion. Ich konnte Adolf Hitler nie persönlich sehen, aber ich fühle mich schuldig.
Wofür?
Für den Angriff auf die Sowjetunion oder ganz einfach bei diesem Gemetzel nicht dabei gewesen zu sein und damit das glorrreiche Gefühl versäumt zu haben bei etwas Großartigem dabei gewesen zu sein?

In unserer Familie hatten wir früher zwei Aras. Der erste flog rechtzeitig weg, der zweite mußte viele Monate in einem kleinen Käfig leben, der in einem Zimmer stand, wo kein Familienleben stattfand. Als Kind fand ich die Situation des zweiten Aras unerheblich, heute fühle ich Schuld.
Auch hier die Frage wofür, dass Du den Vogel auch so allein gelassen hast oder dass Du in einer Familie groß geworden bist, die einen Vogel im Käfig gehalten hat?

Es gibt heute eine Erziehung zu übermäßigen Schuldgefühlen? Was meinen Sie damit? (Bitte nutzen Sie nicht mich zur Erklärung.)

Ich meine das eine solche Behauptung zu einer Erinnerung gehört, die aus der Vergangenheit stammt und jetzt in der Gegenwart wahrgenommen wird.

Langsam bin ich sehr froh über Dein Auftauchen hier im Forum, denn Du stellst Fragen auf die ich gar nicht kommen würde und schützt Dich gleichzeitig vor zu vielen Angriffen. Da kann ich echt noch etwas von Dir lernen. Aber schön, dass Du an dem Punkt weiter machst, wo meine Geduld endgültig und schon lange erschöpft ist und wo es noch so viel zu tun gibt.

:schaukel: rg​
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

...
Zum Verhindern ist sicher mehr nötig
als das logische Verstehen aus sicherer Distanz ...​
LG Kaawi

Ja, Kaawi! - Allerdings ist meine Erfahrung, dass es
"sichere Distanz" (in diesem Leben) gar nicht gibt.
In den Städten schon gar nicht, aber auch auf dem
Land bist du immer irgendwie eingebunden. - Nicht
wahr?


LG
Reinhard
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Auch hier die Frage wofür, dass Du den Vogel auch so allein gelassen hast oder dass Du in einer Familie groß geworden bist, die einen Vogel im Käfig gehalten hat?



Ich habe mich nicht um die Tiere gekümmert, jedenfalls nicht genug; dafür fühle ich mich schuldig, für meine eigene Lieblosigkeit.
 
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AW: Schuld - auch nachträglich?

Ist der Krieg denn Deiner Meinung nach gelungen?

Der Krieg ist insofern gelungen, dass es zum Krieg kam! Hitler hat es geschafft 50 Millionen Menschen dadurch umzubringen, davon über 6 Millionen Juden!
Aus dieser Sicht ist der Krieg durch viele willige Helfer und Helfershelfer (auch in der staatlichen Verwaltung und auch durch vorauseilenden Gehorsam "gelungen". Sehr "gelungen" sogar!
Und jene können sich sehr wohl schuldig fühlen, die z.B. eine Akte hätten verschwinden lassen können und es nicht taten, damit man den Menschen aus jener Akte nicht verhaften hätte können.
 
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