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Scheidung/Ehe

Hallo Walter,

die sexuelle Enthaltsamkeit beziehe ich auf die allgemeine Seite der Ehe, nämlich die weithin als selbstverständlich erachtete Tatsache, dass allein der jeweilige Ehepartner zur Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse herangezogen werden darf. Eine sexuelle Aktivität ausserhalb der sog. Ehegemeinschaft ist hiermit ausgeschlossen. Nun ist es eine Vermutung meinerseits, dass der Mensch für eine solche einseitige Sexualität im Grunde nicht vorgesehen ist und daher seine sexuellen Bedürfnisse, die jenem engen sexuellen Handlungsspielraum der Ehe auf Dauer nicht entsprechen, zu unterdrücken genötigt wird. Somit wäre die allgemeinhin idealisierte Ehevorstellung nur dann erhaltbar, wenn das eigentliche sexuelle Verlangen dieser untergeordnet wird.

Wobei ich hinzufügen muss, dass ich über den "Sinn der Ehe" nicht zu urteilen vermag. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass - wie ich im ersten Posting schon andeutete - der Sinn der Ehe primär nur subjektiv und individuell greifbar gemacht werden kann, andererseits auf dem Boden unserer als gemeinsam empfundenen sog. Realität fußt und damit einen allgemeinen Anspruch verkörpert und dieser allgemeine Ehesinn lässt sich - zumindest ein Stückweit - vermutlich noch am "ehesten" nachvollziehen und bewusst (re)konstruieren.

Als das Liebesbedürfnis möchte ich vor allem die emotionale und nicht bewusst nachvollziehbare - also vorwiegend auf intuitiver Ebene stattfindende - Zuneigung zum anderen Menschen bezeichnen, die auch wohl der Hauptauslöser für eine Liebesbeziehung unserer heutigen Zeit sein dürfte. Wenn jenes Empfinden gegenüber dem Partner nicht mehr ausreichend gegeben ist, dann kann das Bedürfnis danach auch nicht länger befriedigt werden. Ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit nicht gerade gering ist, dass sich die emotionale Beziehungsebene der Partner verschiebt, was schon allein auf Grund der permanenten Persönlichkeitveränderung bzw. individuellen Entwicklung der Fall ist. Nun halte ich es aber durchaus für denkbar, dass die Partner diesen Kontrast durchaus auszugleichen vermögen und somit ihre Liebe nun bewusst pflegen können. Wenn dies jedoch nicht erfolgt, dann wird die Bedürfnisnot letztlich überwiegen und eine Trennung die längerfristige Folge sein.

Natürlich wie immer nur ein paar - sicherlich viel zu simple - Gedankengänge zum Thema, noch dazu von einem, der selbst die Ehe noch nicht erfahren durfte bzw. musste und dessen eigene Vorstellungen daher auf rein vermutlicher Basis fußen. Man möge es mir nachsehen. ;-)

Viele Grüße,

Philipp
 
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Man kann nur jedem, der vorhat zu heiraten empfehlen, vor der Eheschliessung einen Ehevertrag zu machen, dann können von vorneherein viele Probleme vermieden werden.
 
Hallo Nina,

da kann ich dir vom pragmatischen Standpunkt aus zwar nur vollends zustimmen, aber ich vermute die Mehrzahl aller heiratswilligen Paare befindet sich in einer solch emotional abgehobenen Phase - jedenfalls was ihre gegenseitigen Empfindungen anbelangt - dass derart rational und praktisch anmutende Überlegungen (wie eben ein Ehevertrag) überhaupt nicht als notwendig oder naheliegend erachtet und evtl. sogar bewusst vermieden werden, um die gegenseitigen Empfindungen nicht wegen solch leidenschaftslos wirkenden Belängen zu trüben.

Daraus wird auch deutlich, dass man zwar eine höchst praktische und im Grunde rationale Handlung in Form der Ehe vollzieht, jedoch die Beweggründe hierfür sich auf einer Ebene befinden, welche einen ziemlich herben Gegensatz zum eigentlichen Tun der Partner darstellt. Wenn man so will ein emotional-rationaler Widerspruch. Vielleicht sehe ich dies auch etwas zu drastisch und überspitzt.

Viele Grüße,

Philipp
 
Hallo Philipp!
Da stimme ich Dir zu.
Es wird in D meines Wissens jede dritte Ehe geschieden.
Aber zwei von drei Ehen halten, das ist positiv.
Das ist so eine Sache mit dem Ehevertrag und es ist irgendwie "hart" einen Vertrag zu machen in einer an sich schönen Angelegenheit, vielleicht müssten diejenigen das Ganze irgendwie elegant lösen. Aber der Vertrag ist so wichtig, damit falls mal alle Stricke reissen, nicht jemand auch noch finanziell ruiniert ist. Die deutschen Gesetze sind manchmal etwas eigenartig und in dem Fall m.M. nicht ganz gerecht. Ich kenne einige Männer, die nach der Scheidung alles verloren haben, fleissig arbeiten müssen und nur selten ihre Kinder sehen dürfen, das dürfte nicht sein.
lG
 
Wenn zwei sich trennen, heißt es noch lange nicht, dass sie auch wachsen oder sich weiterentwickeln wie sie es sich vorstellen. Am mangelnden sich weiterentwickeln ist sicher weder der Partner noch die Institution Ehe schuld.

Alzi: Ich schlage mich nicht selber und ich lasse mich auch nicht schlagen. Wenn mein Partner mich nervt, denke ich erst mal nach.
Bist du dir tatsächlich nie selbst auf die Nerven gegangen?
 
Original geschrieben von -Akelei-
Alzi: Ich schlage mich nicht selber und ich lasse mich auch nicht schlagen. Wenn mein Partner mich nervt, denke ich erst mal nach.
Bist du dir tatsächlich nie selbst auf die Nerven gegangen?

Ich schlage mich nicht selbst und ich gehe mir nicht selbst auf die Nerven - ich bin doch kein Masochist.

Ein kurzes "Nerven" ist für mich lange kein Grund, sich zu trennen, aber wenn man sich nicht mehr riechen und nicht mehr ausstehen kann, warum sollte man dann noch zusammen bleiben?
Eine Ehe oder Verbindung unter solchen Aspekten fortzuführen wäre nur unnötige Grausamkeit und Quälerei.
 
Original geschrieben von Alzii
... aber wenn man sich nicht mehr riechen und nicht mehr ausstehen kann, warum sollte man dann noch zusammen bleiben?
Eine Ehe oder Verbindung unter solchen Aspekten fortzuführen wäre nur unnötige Grausamkeit und Quälerei.
Genauso sehe ich es auch. Wenn ich die Diskussionen um sexuelle Monogamie bedenke, ist es eigentlich nicht gut überhaupt zu heiraten, jedenfalls nicht kirchlich. Weil man kann sich nicht bis zum Lebensende binden und ewige Treue schwören, weil keiner weiss was nach 10, 20 oder 30 passieren kann. Die evangelische Kirche ist ja nicht so streng, aber die Katholische geht sehr streng mit ihren Schäfchen um, darüber bin ich etwas entsetzt und wundere mich überhaupt nicht, dass viele gegen die Ehe sind. Weil sie dann wahrscheinlich tatsächlich von Anfang an so eine Art Gefängnis ist, nehme ich mal an. Womöglich ist es so erdrückend, dass man tatsächlich sich nebenbei ein paar Freiheiten erlaubt in Form von Seitensprüngen, damit man wieder Luft zum atmen bekommt. Diese ganzen Diskussionen haben mich etwas mitgenommen:cool: , weil irgendwie mein ganzes Weltbild etwas verrückt ist. Ich kann ja nicht aufhören zu glauben, dass es "die grosse Liebe" gibt und eine heile Familie mit allem drum und dran, aber wenn ich mir das genau überlege, ist soetwas wohl Egoismus, weil man den anderen mit solchen Vorstellungen irgendwie einsperren oder zu etwas verpflichten würde. Vielleicht ist es am besten, wenn Paare einfach so zusammenleben, so lange wie es hält, hält es eben und fertig. Oder jeder behält seine eigene Wohnung und man besucht und trifft sich, wie man gerade mag. Dann behalten alle ihre Freiheiten, wenn nicht sogar solche Freundschaften letztendlich die beständigsten sind, wer weiss.
 
Mich würde mal interessieren...

...warum Scheidungen / Trennungen generell negativ gesehen werden?

Ich meine: für diejenigen, die sich trennen, ist's meist nicht so schön, klar. Aber warum wird immer wieder mit Bedauern über die Tatsache gesprochen, daß immer mehr Ehen geschieden werden? Was ist daran denn so schlimm?

LG, wirrlicht
 
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Hallo Wirrlicht,

weil die Trennung nicht der idealen Ehevorstellung entspricht, nach welcher sich die Ehe für gewöhnlich bis zum Tode mindestens eines Ehepartners zu erstrecken hat und nicht vorzeitig und noch dazu willentlich beendet wird.

So zeigt die Trennung doch ganz deutlich auf, dass etwas, was allgemeingesellschaftlich immernoch als Lebensideal erachtet wird, hier irgendwie nicht durchweg funktioniert. Dieses Nichtfunktionieren von einer als selbstverständlich angesehenen Lebensform (Ehe) wird möglicherweise als Versagen gedeutet und daher im negativen Sinne empfunden, auch wenn man selbst nicht persönlich betroffen sein mag.

Viele Grüße,

Philipp
 
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