Huhu,
ich denke die Ehe muss aus verschiedenen Perspektiven beäugt werden. Da wäre zum einen die Ehe als staatliche Einrichtung, greifbar und bestimmbar anhand vorhandener Gesetze und einem auf Papier festgehaltenen allgemein-gesellschaftlichen Zwecke vorbestimmt.
Zum anderen hingegen die Ehe als menschliches Empfinden, als kaum fassbares und individuell höchst verschiedenartiges Geisteskonstrukt, welches sich jeder Mensch anhand seiner eigensten Erfahrungen und Sichtweisen selbst kreiert, verbunden mit eben jenen Vorstellungen, Wünschen und vielleicht bisweilen auch trügerischen Hoffnungen, die in diese kaum rational nachvollziehbare Ehevorstellung hineinprojiziert werden.
So sehe ich die Ehe einerseits als fixes und andererseits als nicht erfassbares Konstrukt, was mir allgemeine Aussagen schlichtweg verunmöglicht. Ich nehme aber dennoch an, dass Wunschvorstellungen, die fälschlicherweise in dieses luftige Denkkonstrukt der Ehe gelegt und niemals erfüllt werden, mit der Zeit Unzufriedenheit und Unausgewogenheit begünstigen können, was der zwischenmenschlichen Beziehung beider Partner kaum zum Vorteile gereichen wird, gleichgültig ob nur ein oder beide Partner die Ehe nun z.B. als Beziehungsgarant oder Lösung jedwelcher (Beziehungs)problematiken (fehl)deuten sollten.
Die Hauptproblematik für Trennungen sehe ich jedoch nicht in der Ehe selbst, sondern vielmehr in der Lebensgemeinschaft, die die Ehe verlangt. Eine Ehe ist in ihrem Sinne nur dann erhaltbar, wenn beide Partner in höchstem Maße sexuell enthaltsam sein (Ein Partner reicht zur Befriedigung aller sexuellen Bedürfnisse gewiss auf Dauer nicht aus) und sich gegenseitig dulden können, ohne einem neuen Liebesbedürfnis zuzusprechen, falls das Alte nicht mehr entsprechend gegeben ist.
Vermutlich überfordert die Ehe mit ihrem von außen erwarteten und selbst kreierten Ansprüchen auf Dauer viele Menschen schlichtweg, wenn die Partner es dann nicht vermögen gemeinsam eine Lösung für jenes Eheproblem zu finden, dann wird die Lebensgemeinschaft an jener Überforderung zerbrechen. In früheren Zeiten zerbrachen eher die Menschen selbst, als dass sie ein zerbrechen ihres Ehekonstruktes zugegeben hätte, heute ist dies entsprechend verschoben zu beobachten.
Viele Grüße,
Philipp