Wie kommst du auf die Idee, die Ukraine hätte die Absicht, ein Exempel zu statuieren ? Die Ukraine kämpft um ihre eigene Freiheit, um ihr Überleben als freier, souveräner Staat ! Es ist der Rest der Welt, der die "Gelegenheit" hat, nun ein Exempel zu statuieren und dies schon besser früher gemacht hätte als heute. Somit überschneiden sich die Interessen der Ukraine und des Rests der Welt und es ist nicht nur moralisch verpflichtend, sondern auch logisch, die Ukraine bei ihrem Kampf um die Beibehaltung ihrer Freiheit zu unterstützen.Es fällt mir halt schwer, für die Ukraine in diesem Konflikt besondere Sympathien, Mitleid zu haben, wenn sie glaubt, mit einem - nach meiner Sicht für sie aussichtslosen Krieg - einem Völkerrechtsbruch zu begegnen und gegen Putin wegen möglicher weiteren Übergriffe ein Exempel zu statuieren..
Mir scheint, du hast noch immer nicht begriffen, dass der Verlust der Souveränität und eine folgliche Fremdbestimmung durch Russland für die Ukrainer Leid bedeutet - und sie offensichtlich bereit sind, einen hohen Preis zu bezahlen um dieses Leid nicht ertragen zu müssen. Wie lange, glaubst du, würde die russische Besatzung in der Ukraine inkl. Krim und Donbass anhalten ? Wie viel Leid würde sich im Laufe dieser Zeit anhäufen ?Das Ausmaß des Leids für Ideale hat für mich andere Grenzen.
Aber was scher ich mich: Muzmuz hat ja geschrieben: welches Leid sie erleiden wollten, ist eher ihre Entscheidung.
Ich schrieb es schon so oft: der Krieg dort ist kein Kriegsfilm, und "die Geschichte" ist nicht mit Kriegs- oder Filmende vorbei. Es folgt eine Zeit danach, und wie diese aussieht, und wieviel und welches Leid es gibt, entscheidet sich heute. Und nicht jeder ist bereit, seine Zukunft und seine Ideale für eine etwas leichter zu ertragende Gegenwart zu opfern.
Der Westen machte den Fehler, seine Ideale nicht ausreichend zu vertreten und zu verteidigen, als Russland über Tschetschenien und Georgien herfiel - gilt auch für Putins ersten Überfall auf die Ukraine 2014. Seine Gegenwart war angenehmer, wenn er sich nicht sehr um die damaligen Gräuel Putins, die er dort anrichtete zu kümmern und "tolerierte" Putins Umtriebe. Aber, wozu diese Toleranz gegenüber Putin aus eigener Bequemlichkeit und Unwillen, für seine Ideale einen Preis zu bezahlen, geführt hat, haben wir gesehen und erkannt, dass es ein Fehler war, den
es nicht fortzusetzen gilt.
gun0815 und incidentnow meinen, man hätte Putin nicht nur tolerieren, sondern auch noch beschwichtigen sollen. Sie meinen, man hätte "den unersättlichen Drachen" durch ausreichend Futter besänftigen sollen. Aber, wer sich mit Putin beschäftigt hat -oder ihn sich auch nur unvoreingenommen ansieht- weiß, dass dieses Futter ihn nur noch hungriger und noch stärker macht bzw gemacht hätte.
Das Scheinargument mit der ach-so-schlimmen-NATO-Bedrohung ist wohl nirgendwo noch hoffnungsloser vorgebracht und leichter widerlegt als in Österreich, und Napoleon die Schuld am russischen Einmarsch in der Ukraine zu geben ist an Lächerlichkeit wohl kaum noch zu überbieten.
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