Giacomo_S
Well-Known Member
- Registriert
- 1. März 2018
- Beiträge
- 2.062
Für den Sauerampfer- und Rhabarberfreund hier etwas ausfürlicher zu den Oxalsäure-Salzen und deren Verbleiben im Körper:
Rhabarber, Sauerampfer ... wer frisst denn auch so'n Zeug und warum?
Das ist okay, wenn man das mal ... mal ... isst, den ersten als Kuchen und den letzteren als Suppe, in Maßen, und dann ist das auch i.O. Krank wird das ganze, wenn irgendwelche Pseudo-Gesundheitsapostel meinen, man müsste sich das als Schocktherapie in Megadosen in flüssiger Form als Schmusie geben.
Ich hatte mal so einen "Kollegen", der nötigte mir des Morgens solche rohen Gemüse-Rosskuren auf, aber nach dem zweiten Mal sagte ich: Lass' mal gut sein, ich trinke hier meinen Kaffee, und gut issses. Denn deine Schmusies machen mich derartig hibbelig, ja geradezu aggressiv - das muss ich nicht haben. Eine Reihe von Gemüsen o.ä. sind nicht dafür geeignet, sich die roh zu geben. Bestimmte Inhaltsstoffe werden durch das Kochen zerstört - und das ist gut und richtig so.
Viele Pflanzen enthalten Fraßgifte, denn sie können vor ihren tierischen Feinden schließlich nicht weglaufen.
Manche Lebensmittel kann und soll man roh essen: Früchte, Salate. Erstere sind evolutionär so konzipiert: Sie sind ein Lockmittel für die enthaltenen Samen, und das Tier, welches sie frisst, soll die Samen irgendwo ganz woanders auskacken und die Verbreitung der Pflanze fördern, Dung inklusive.
Salate haben im Prinzip nur eine ernährungsphysiologische Bedeutung: Sie enthalten Ballaststoffe - das war's dann aber auch schon. Darüber hinaus haben sie den Nährwert eines Blatts Papier. Das Wertvolle am Salat ist die Vinaigrette.
Rohkost ist maximal überschätzt. Das kann man essen, muss man aber nicht.
Wenn wir die Kategorie "Mensch" mit dem Homo Sapiens als Spezies gleichsetzen, dann lässt sich feststellen: Der Homo Sapiens hat sich, von seinem Beginn an vor mindestens 200.000 Jahren, mit gekochter Nahrung ernährt. Der Mensch ist auf gekochte Nahrung angewiesen.
Aber selbst die Vorfahren des Homo Sapiens haben sich bereits lange vorher mit gekochter Nahrung ernährt. Die ältesten, sicher belegbaren Spuren von durch Hominiden benutztem Feuer sind fast 750.000 Jahre alt und wurden vom Homo Erectus angelegt. In der Nähe fand man gegarte Nahrungsreste.
Nach Analysen der Veränderungen der Anatomie von Hominiden liegt die Umstellung auf gegarte Nahrung mindestens 800.000 Jahre zurück, vermutlich aber 1,2 - 1,5 Mio. Jahre. Gekochte Nahrung war nicht nur der Motor für eine physische Veränderung, Wachsen der Gehirngröße usw. usf. sondern auch für die kulturelle Entwicklung.
Rohköstliche Aktivisten behaupten im Wesentlichen:
1. Die Nahrung enthält essenzielle Enzyme, die bei Temperaturen über 41°C zerstört werden
2. Der Mensch ist von seiner Herkunft her Rohköstler und eine genetische Anpassung an gekochte Nahrung kann in dem Zeitraum der Menschheitsentwicklung nicht erfolgt sein.
Beide Aussagen sind falsch.
zu 1.: Nehmen wir die Existenz von Enzymen an, die so empfindlich sind, dass sie durch Temperaturen jenseits der 41°C zerstört werden - dann handelt es sich um chemisch sehr empfindliche Substanzen. Solche Substanzen überleben aber die Salzsäure im Magen auch nicht. Sie werden bereits im Magen durch die Magensäure zerstört.
zu 2.: Es gibt nachweislich genetische Anpassungen des Menschen, die in wesentlich kürzerer Zeit erfolgt sind. Ein Beispiel ist die Toleranz für Laktose, die erst in den letzten rund 10.000 Jahren erfolgt ist. Es gibt sie zwar nur in den Regionen der Welt, wo man eine Milchkultur betrieben hat. Mit einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle, dennoch aber beachtlichen Zahlen: Rund 50% aller Sizilianer und 90% aller Schweden vertragen als Erwachsene Milchzucker.
Anders sehen die Erkenntnisse bei Menschen aus, die ihre Kopfgeburten bedienen und sich rohköstlich ernähren. Die Gießener Rohkoststudie (2008) untersuchte rund 520 Menschen, die sich ausschließlich rohköstlich ernähren.
Bei 50% der Frauen im reproduktionsfähigen Alter kam es zu einem Erliegen der Menstruation, sprich: Es fand kein Eisprung mehr statt und daher auch keine Menstruation. Der Körper sieht sich nicht mehr imstande, eine Schwangerschaft durchzustehen und stellt die Reproduktion ein - eine Erscheinung, die auch von anderen medizinischen Extremfällen bekannt ist: Magersucht, Hungernde, extremer Leistungssport.
Bei weiteren 10% der Frauen war die Menstruation unregelmäßig.
Eine Spezies mit einer so mauen Reproduktionsrate wäre nicht überlebensfähig und es gibt dafür auch keine Parallelen im Tierreich.
Aber auch bei den Männern kam es zu einer deutlichen Reduktion oder Erliegen der Sexualfunktionen.
Es ist typisch für dieses Klientel, sich das Erliegen normaler Körperfunktionen schön zu reden. Da wird dann von "Entgiftungssyndromen", "Reinigungen" und ähnlichem Blödsinn geredet, es handelt sich aber um nichts anderes als Mangelerscheinungen. Der Körper stellt als eine der ersten Maßnahmen die Sexualität ein, um die mangelnden Nährstoffe anderen Funktionen zu sichern. Er sichert das Überleben des Individuums, anstatt der Spezies, und eine Schwangerschaft könnte das mangelernährte Individuum sowieso nicht durchstehen.