Der Vatikan will Afrika christianisieren
Von Laszlo Trankovits
Die katholische Kirche macht mobil gegen den Islam und eine Renaissance der Zauberkulte.
Papst Benedikt XVI. reist nach Benin
Großbild Marijan Murat
Papst Benedikt XVI. hatte vor Beginn seiner Reise Katholiken aus der ganzen Welt gebeten, für Frieden in den von Gewalt geprägten afrikanischen Staaten zu beten. Der dreitägige Besuch in Benin solle den Glauben und die Hoffnung der Christen in Afrika stärken, sagte der Papst in Rom.
Cotonou. Als Papst Benedikt XVI. am Samstag das wichtigste Dokument der Gegenwart für die weitere Evangelisierung Afrikas unterzeichnete, waren die Anhänger und Priester des Voodoo nicht weit. Keine 40 Meter entfernt von der Basilika Mariä Empfängnis in der Hafenstadt Quidah hatten sich Dutzende Männer und Frauen in festlich-weißen Gewändern und mit bunten Ketten behangen versammelt. Schweigsam und ernst standen sie am Rande der fröhlichen, oft jubelnden Menge der Gläubigen vor der Kirche, als das Kirchenoberhaupt eintraf.
Der Islam breitet sich in ganz Afrika weiter aus
Die Anhänger der traditionellen afrikanischen Stammes-Religionen aber hatte Benedikt XVI. bei seiner 22. Auslandsreise durchaus im Blick. Denn ein erklärtes Ziel seines Besuchs in Benin war es, die Evangelisierung Afrikas weiter voranzubringen. Das bedeutet auch, sich gegen eine Renaissance der Zauberkulte und die weitere Ausbreitung des Islam zu stemmen. Beide Phänomene finden sich nicht nur in Benin, sondern in den meisten Staaten Afrikas.
Der Papst erwähnte diese Themen in seinen Ansprachen eher am Rande, warnte allerdings vor dem Missbrauch heiliger Schriften und des Allmächtigen, vor jeglicher religiösen Rechtfertigung von Gewalt und Interessenpolitik. Die Auseinandersetzung mit Voodoo und Islam nimmt vor allem in dem veröffentlichten Schlussdokument „Africae Munus“ einen wichtigen Platz ein.
Die afrikanischen Länder haben die höchste Geburtenrate der Welt
Es sei verfasst „im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens“. Das Papier ist aber auch eine Demonstration des Willens zur Offensive. Die Kirche will in Afrika mehr als nur Flagge zeigen. Sie will eine weitere Christianisierung des Kontinents, dessen Länder die höchsten Geburtenraten der Welt haben. Traditionelle afrikanische Religionen, „die mit der christlichen Lehre unvereinbar sind“, so der Vatikan, sind dabei eine der großen Herausforderungen.
Viele fühlen sich als Christen und huldigen dem Magie-Glauben
Auch bei der Abschlussmesse waren unter den Teilnehmern sicher viele, die sich als Christen fühlen, aber auch dem afrikanischen Magie-Glauben huldigen. Das weiß auch die Kirche: Sie beklagt „das Problem der „doppelten Zugehörigkeit“, zum Christentum und zu den traditionellen afrikanischen Religionen“ und den gegenwärtigen „Aufschwung der Hexerei“. Das Afrika-Dokument mahnt daher zur „Unterscheidung zwischen Kulturellem und Kultischem“, verdammt „die magischen Elemente“, die „das Auseinanderbrechen und den Ruin der Familien und der Gesellschaften“ bewirkten.
Papst Benedikt XVI. war am vergangenen Freitag zu einem dreitägigen Besuch im afrikanischen Benin eingetroffen. Es ist der zweite Besuch des Papstes in Afrika während seiner bisherigen rund sechseinhalbjährigen Amtszeit. Zur Abschlussmesse im Stadion von Cotonou kamen rund 30 000 Menschen. Das Land hat rund neun Millionen Einwohner.
Bei seiner ersten Afrikareise im März 2009, bei der er das zentralafrikanische Kamerun und Angola im Südwesten des Kontinents besuchte, hatte er mit der Aussage für Empörung gesorgt, Kondome würden das Aids-Problem noch verschlimmern. In Afrika leben rund 70 Prozent aller weltweit mit HIV infizierten Menschen und gut 15 Prozent aller knapp 1,2 Milliarden Katholiken.