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Philosophie und/oder Religion???

Re: hmmm...naja

Original geschrieben von Guardian
. Aber woher kommen eigentlich diese tausende von völlig unterschiedlichen Religionen und Göttern noch und nöcher, von denen jede und jeder Gläubige behauptet - wenn möglich bis zum bitteren Ende - Meine ist die einzig richtige Religion und es gibt nur einen Gott. Aus. Schluss.
Da kann man so gesalbt daherreden wie man will. Denk mal logisch. Tiere wurden mit der Evolution zu Menschen (an Adam und Ava glaubst Du ja selbst nicht, oder? )Mit wachsendem Gehirn und Bewußtsein kommen Fragen auf, die am Anfang gar nicht und mittlerweile zum Teil beantwortet werden können.

Danke für deine ausführliche Antwort, Guardian!

Und dass du mich für überheblich hä#lts, tut mir leid; es war keineswegs so gemeint, bloß etwas überspitzt formuliert, der Deutlichkeit halber.

Du spricht die Evolution an, und genau das meine ich: Am Anfang waren ein paar Atome. Die haben sich höher entwickelt, immer höher, bis zu den Kohlenstoffatomen. Leben entstand; primitiv zuerst, dann immer höheres, komplexeres Leben. Heute stehen wir an einem Punkt, der den augenblicklichen Höchststand markiert.

Aber ist er das Ende? Die rein körperliche Weiterentwicklung haben wir ziemlich abgeschlossen, dafür sind wir bei einer rasanten geistigen Entwicklung. Und die zielt meiner Meinung nach darauf ab, noch höhere Entwicklungsstufen zu erreichen.

Und das (für uns vorläufig sichtbare) Ziel würde "Gott" heißen. Womit ich aber jetzt nicht gesagt haben will, ich würde Gott werden wollen! :D

Aber die Notwendigkeit geistiger Weiterentwicklung stellst du hoffentlich nicht in Frage?! :confused:

Liebe Grüße

Konfuzi
 
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über allen Wipfeln ist Ruh ...

Original geschrieben von Konfuzi
Und das (für uns vorläufig sichtbare) Ziel würde "Gott" heißen. Womit ich aber jetzt nicht gesagt haben will, ich würde Gott werden wollen!
Warum nicht, Konfuzi, wäre Dir der Job zu stressig oder zu langweilig?
Vielleicht ruhst Du gerade ein wenig vom Gottsein aus?
 
@Konfuzi

Wenn ich sage, ich grenze mich von der Religion ab, dann meine ich damit die allerorts praktizierte Religion. Der Religionsverhaftete glaubt, ab Ende der Fahnenstange des Wissens angekommen zu sein. Der Philosophieverhaftete geht nicht davon aus.
Wenn wir den Begriff "religio" auf seine Wortbedeutung analysieren: "Rückbindung an...", dann bin allerdings auch ich ein Gläubiger. Was weiß ich? Und was ich wissen will, aber nicht weiß, fülle ich mit Glauben. Allerdings ist mein Glaube abhängig von Indizien und nicht von Suggestion. Ich setze neben meinen "Glauben" NOTWENDIG den ZWEIFEL und nicht die ÜBERZEUGUNG. Eine soche Paarung ist IRREAL!
Darum rede ich GEGEN Religion.

Gysi
 
Erkenntnis und Glaube...

Gottes zu erklären."

Liebster Konfuzi,
als gläubiger Christ und Studierender der Philosophie muss ich Dir umbedingt antworten:
Ich denke es ist durchaus versuchbar auf philosophischen Wege sich den Bedingungung von "Religiosität", wie Du es nennst, ich bevorzuge "Glaube", nähern zu versuchen, ob es gelingt, und ob das Gelingen umbedingt erforderlich ist, ist ebenfalls eine weitere, damit übrigens sehr stark verbundene Frage...

"Philosophie ist" nicht "der Versuch, das Rätsel des Lebens ohne das Vorhandensein eines Gottes zu erklären." Sogar aus der Unterteilung der klassischen Philosophie ist uns bekannt, dass es neben Physik, Logik, Ästhetik und Ethik (daneben dann noch andere Disziplinen) immer schon auch die Metaphysik gegeben haben dürfte, wohl gar die "ursprünglichste" der Abteilungen sein dürfte - egal.

Diese "Tradition" hat sich dann immer in der Philosophie gehalten, bis heute übrigens.
Sowohl Jaques Derrida, wie auch Hans-Georg Gadamer und viele andere verweisen auf metaphysische Fragestellungen, z.T. sogar explzit vor religiösem Hintergrund (Bsp. "Derrida", welcher ja Jude zu sein scheint hat sogar einen Aufsatz "Dekonstruktion und Theologie" geschrieben...)

Zudem hat es in der Geschichte der Philosophie immer schon Philosophen gegeben, die sich, gerade in der Auseinandersetzung mit ihren Fragestellungen, sich mit "Gott" auseinandergesetzt haben und ihn in ihre Philosophien miteingebunden: Leibnitz, Descartes, Hume (war Bischof), Kant natürlich, in genauerer Lektüre auch z.B. Nietzsche.

Ganz Wichtig sind dann auch diejenigen philosophischen Autorenfunktionen welche sich explzit und vorzüglich mit dem Glauben auseinandergesetzt haben: Augustinus, Thomas von Arquin und vor allem - ganz wichtig - Soren Kierkegaard.

"Walter Benjamin" hier zu nennen scheint mir ebenfalls sehr wichtig.

Philo-sophie: Was ist das denn?: "Die Liebe zur Weisheit". Aber was ist denn Weissheit?. Die Weisheit könnte als das Wissen um die wahren Dinge "verstanden" werden, die Erkenntnis also, die klassisch als wahres(r), begründetes(r) Meinen(Glauben!).
Nun "Wahrheit" ist etwas das immer schon auf Erkenntnis beruht, so dass im Moment nach der Frage nach der Bedingung von Erkenntnis, diese schon wiederum vorhandensein müsste, damit entzieht sich der Begriff der "Wahrheit" der Erkenntnis, weil er selbstbegründet, damit metaphsisch ist und immer schon ein Glaube an Wahrheit vorhanden sein muss, um die Erkenntnis als Modell überhaupt lancieren zu können...
Die "Begründung" der Erkenntnis, die Evidenz, bezieht sich auf den Wahrheitsgehalt, sie ist normierend und als solche extrem problematisch, da von einer metaphysischen, "wahren", absoluten Entscheidungsinstanz" ausgegangen werden müsste, um eine Situation als "berechtigt" feststellen zu können, damit ist die "Berechtigung" immer schon "Berechtigung" hin zu "Wahrheit" und beruht damit auf einem gar doppeltem Glauben, nämlich an die Möglichkeit von "Berechtigung" (=Vorbedingung der Erkenntnis) und ihre "Bezüglichkeit" auf die "Wahrheit", womit drittens der Wahrheitsglaube wieder entscheidend wird.
Die Sogenannte Erkenntnistheorie der Philosophie ist immer schon eine des Paradoxon, der Aporie, der negativen Erkenntnis.... (Entweder das, dies ist die konsequente Variante, oder anderst herum eine des positivistischen Glauben, der wiederum allerdings dann pure Metaphysik ist, wenn nämlich über die Unlösbaren Schwierigkeiten der Erkenntnis einfach hinweggeschaut wird...)

Damit aber rückt die Philosophie in einen glaubensbedingten Kontext, Sie definiert eine neue, sehr persönliche Möglichkeit der Umgang mit der Schrift, nämlich das Kierkegaardsche und Augustinische:
"Credo quia absordum" = das sogenannte Glaubensparadox.
(Ich kann dazu, wenn gewünscht auch gerne einmal mehr schreiben....)


Dass du in deiner Anklage an die Philosophie das Wort "Erkenntnis" verwendest finde ich bezeichnend für Deine Argumentationsweise: Auch scheinst über fragen an den Text, fragen an die Religion, Fragen an den Glauben zu diesem gekommen, oder zumindest gedenkst Du es wäre so zu diesem zu kommen: Eben dieses Fragen, um Erkenntnis zu finden, oder gar "wahre" Erkenntnis (=ein Pleonasmus ja vgl. oben), also auch metaphysische Erkenntnis, ist Philosophie! Die Liebe zur Weisheit......

Die Geschichte der Philosophie, der Erkenntnis mag eine problematische, ja gar unmögliche sein, allerdings ist, als geschichtliches Wesen, ihr nicht so einfach zu entkommen
(-anderst gedacht ist es schon möglich, aber nicht für uns durch uns....), ob "gut" oder "schlecht":

"Da-sprach die-Schlange zu-der-Frau: Keinen-Tod werdet-ihr-sterben, sondern wissend Gott gar-wohl, am-Tag eueres-Essens von-ihm geöffnet-erden eure-Augen und-ihr-werdet-sein wie-Gott , erkennend Gutes und-Böses! Da-sah die-Frau, dass gut der-Baum zum-Essen, und-weil Lust-er für-die-Augen und-begehrenswert der-Baum zum-Klughandeln, da-nahm-sue von-seiner-Frucht, und-sie-ass, und-sie-gab auch-ihrem-Mann bei-ihr, und-er-ass. Da-wurden-geöffnet die-Augen von-ihnen-beiden, und-sie-erkannten, dass nackte sie, und-sie-flichten Laub des-Feigenbaumes, und-sie-machten für-sich Gürtel."

(Gen 3,4-8 Interlinearversion Hebräisch-Deutsch)

P.s.: religio, bedeutet auch re-legere: "wieder-lesen" "wieder-suchen" "wieder-samnmeln" (und noch vieles anderes..., wenn du willst, kann ich für dich mal im etymologischen Wörterbuch nachschauen gehen...) und muss nicht zwangsläufig als "rückwärts" gelesen werden. Es ist wichtig, gerade für den Glauben, dass eine "geistige Weiterentwicklung" am Text nicht so einfach sein kann, es gibt kein offeneres Buch, als die Bibel...
 
Re: Erkenntnis und Glaube...

Herzlich willkommen, Sehn-Sucht, erst mal!

Original geschrieben von Sehn-Sucht
P.s.: religio, bedeutet auch re-legere: "wieder-lesen" "wieder-suchen" "wieder-samnmeln" (und noch vieles anderes..., wenn du willst, kann ich für dich mal im etymologischen Wörterbuch nachschauen gehen...)
Religio - heißt das nicht: Rückbindung an...? Religion ist, von der Wortbedeutung her, der Halt, die geistige Heimat des Menschen, oder?
Ich bin Atheist. Aber so gesehen habe auch ich eine Religion: Mein "Gott" ist die Wirklichkeit. Meine Religion die Wahrheitssuche. Und meine "Bibel" ist der gesunde Menschenverstand (den vorausgesetzt :p ), in dem ich täglich lese.

Gysi
 
Etymologische "Bedeutung" von religio

Lieber Gysi,

leider habe ich kein etymologisches Wörterbuch zu Hause, habe aber mal im lateinischen Nachgekuckt und da steht

religio, religionis f. (im Vers auch -ll-; nach Cicero zu
relego - Anm. als relegere -, aber früh an religo angeschlossen; cf. neglego)

"Bedeutung" des Nomens:
1a) Bedenken, Zweifel, Besorgnis
b) abergläubisches Bedenken, Zweifel, Besorgnis
c)relig. Bedenken, Gewissensskrupel
d)Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit

2a) relig. Gefühl, Religiosität, Gottesfurcht, Frömmigkeit
b) Aberglaube, abergläubische Scheu
c) Andacht
d)religion als relig. Verehrung od. Glaube an Gott,
Gottesverehrung

3) äussere religion od. Gottesdienst, pl- relig. Einrichtungen, Zeremonien, Bräuche, Kult

4)das Heilige
a)durch das Heiligem das ihm in der person der Priester entgegentrat
b1) Heiligkeit
b2)heilige Verpflichtung, Eid
b3) Götterbild, Heiligtum
b4)Religionsfrevel, rel. Schuld, Sünde, Fluch



das Verb religere "bedeutet"
1) zurückbinden, aufbinden, emporbinden, umbinden, umwinden
2) anbinden, festbinden, befestigen
3) losbinden



das -wie oben erwähnt - ursprünglichere relegere "bedeutet":
1) wieder (zusammen)lesen, zusammennehmen
2a) wieder durchreisen
b) von neuem lesen
c) wieder durchgehen, erwägen

Ein sehr vielseitiges Wort also:
mir ist der Aspekt des "Wiederlesens", des "Zusammenlesen"(=sammeln), auch derjenige des "Losbindens" als gleichzeitiges "emporbindens", das ganze als Bedenken in Bezug auf den Glauben: letzterer ist das entscheidende...

Ich hoffe damit kannst Du etwas anfangen...

Sehn-Sucht
 
Re: Etymologische "Bedeutung" von religio

Original geschrieben von Sehn-Sucht
Ich hoffe damit kannst Du etwas anfangen...
Nö, kann ich nicht. Ich möchte auf deinen Thread zurückkommen, in dem du die Kommunikation, die Sprache, abhandelst. Schreibe nicht schwer. Was willst du damit sagen? Dass wir doof sind? Du erhebst dich. Neige dich. Rede mit uns. Und mache keine rhetorischen Schlenker, von denen du Jünger erwartest.

Gysi
 
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Glaube, Götter und Philosophie stehen sich nicht zwingend gegenüber.

Doch das naiv-üble Bild des Christengottes in der biblischen Sprüchesammlung ist mit einem Funken Philosophie mE bald entlarvt.
 
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