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Philosophie nur noch ein Forum?

AW: Philosophie nur noch ein Forum?

Der Grundgedanke lautet ja, möglichst viele Menschen möglichst glücklich zu machen.

Es ist aber so, dass ein Mensch, dem etwas aufgezwungen wird, nicht glücklich wird.
Bei Kleinigkeiten mag das manchmal zwar noch gehen. Auch folgt die Einsicht manchmal ja auch erst später, was für einen selbst gut ist und was nicht. Bei wirklich großen Dingen, wie z.B. Leben und Tod oder meinetwegen auch Zwangsheirat geht das aber dann nicht mehr.

Wenn wir z.B. in einem Land leben würden, indem besonders kranke (aber nicht unbedingt sterbenskranke) Menschen zur organspende geopfert würden, würden alle dort in Angst und Schrecken leben - auch wenn dadurch mehr Menschen geholfen werden könnte (man Opfert einen und verteilt seine Organe auf fünf).

mfg
Preuschoff
 
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AW: Philosophie nur noch ein Forum?

Es ist aber so, dass ein Mensch, dem etwas aufgezwungen wird, nicht glücklich wird.
Bei Kleinigkeiten mag das manchmal zwar noch gehen. Auch folgt die Einsicht manchmal ja auch erst später, was für einen selbst gut ist und was nicht. Bei wirklich großen Dingen, wie z.B. Leben und Tod oder meinetwegen auch Zwangsheirat geht das aber dann nicht mehr.

Wenn wir z.B. in einem Land leben würden, indem besonders kranke (aber nicht unbedingt sterbenskranke) Menschen zur organspende geopfert würden, würden alle dort in Angst und Schrecken leben - auch wenn dadurch mehr Menschen geholfen werden könnte (man Opfert einen und verteilt seine Organe auf fünf).

Das ist wohl eine mögliche Interpretation des Utilitarismus. Gewöhnlich wird er aber anders gehandhabt. Im „Blauen Reiter“ Nr. 7 (1/1998), einem Journal für Philosophie schreibt Peter Singer (u.a. Autor von „Practical Ethics“, 1979; 1999 bei Reclam unter dem Titel „Praktische Ethik“ in deutsch erschienen) als erläuterndes Beispiel über den Utilitarismus (Achtung! es geht um Organspenden, Unhartgesottene sollten nicht weiterlesen):

„Auf seiner [die eines Artztes] Geburtshilfe-Station lagen – zufällig zudem in benachbarten Betten – zwei Säuglinge. Der eine – wir nennen ihn Paul – war eine Frühgeburt und hatte, wie es in solchen Fällen manchmal vorkommt, eine massive Hirnblutung erlitten. Alle zur Verfügung stehenden Tests ergaben, dass Paul eigentlich hirnrindentot war, das heißt, dass die Teile des Gehirns, denen das Bewusstsein zugeordnet wird, irreversibel zerstört waren. Paul war jedoch nicht hirntot; sein Kleinhirn und sein Hirnstamm funktionierten noch, er konnte atmen und zeigte auslösbare Reflexe [konnte aber nicht mehr denken wie ein Mensch]. Im anderen Bett lag ein Säugling – wir nennen ihn Mary -, der in fast jeder Hinsicht gesund war, jedoch einen angeborenen, möglicherweise tödlichen Herzfehler hatte. Es war unmöglich, Marys Herzfehler zu behandeln. Ihre einzige Überlebenschance bestand in der Transplantation des Herzens eines anderen Säuglings. Es stand jedoch kein Herz zur Verfügung. Da bei Kreislaufstillstand ein Herz schnell Schaden nimmt, kommt nur das Herz einer hirntoten Person in Frage, im vorliegenden Fall zudem das Herz eines hirntoten Kindes.“

Singers Meinung nach sollte eine Organtransplantation erlaubt sein, da so ein Menschenleben gerettet werden könnte. Das ergibt sich aus dem Utilitarismus zweifellos: Ein Menschenleben mehr bringt mehr Glücksgefühle aller Menschen zusammen unterm Strich. Würde das Herz nicht transplantiert werden, würde das Kind sterben.

Ich finde das ist eine Logik, die den eigentlichen, tiefen Wert eines menschlichen Lebens nicht richtig schätzt. Auch über das Leben des hirnrindentoten Kindes sollte niemand frei verfügen können, selbst wenn es nicht die Fähigkeit zu denken eines gewöhnlichen Menschen besitzt.

Gruß
Jing
 
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