AW: Philosophie nur noch ein Forum?
von Joli03: wenn man seine gelungenen Konstrukte mit denen anderer Bastler vergleicht, wird man klüger irgendwann hat man dann die Meisterschaft im Basteln erreicht
Auch wenn ich es nie bis zur Meisterschaft bringe, so ist mir die Anwendung im Leben und die Beeinflussung der Gedanken durch das Leben (Offenheit und Anwendbarkeit) wichtiger, als in meinem Kopf meisterhafte Konstruktionen zu errichten. Aber eben mir.
Ich bin nicht unbedingt der Meinung, dass eine schulmäßige Aufnahme von philosophischem Wissen hinderlich ist, aber mir scheint, dass Menschen, die aus einem inneren Interesse, auch aus anderen Berufen/Richtungen zur Philosophie kommen, notwendig sind, um bekannte Grenzen zu überwinden, Verbindungen herzustellen.
von Joli03:
Es ist fast wie mit der Religion. Ich habe eine Meinung und an der halte ich fest. Ein Vorschlag: Wie wäre es, erst einmal die eigene Meinung mit den Augen anderer zu betrachten?
Ja, seh ich auch so. Philosophie kann, indem sie sich selber „außen“ begrenzt, ebenso zum Aberglauben werden, wie (andere) Wissenschaft.
Vor dem gleichen Problem standen und stehen viele sogar namhafte Philosophen. Gefangen in einem engen Weltbild, hervorgerufen u.a. durch intolerante Erziehung und einer relativ einseitigen Ausbildung, wie können diese logische und objektive Erkenntnisse gewinnen?
Das seh ich ähnlich. Ohne die eigene Persönlichkeit zu erforschen, ebenso stammesgeschichtliche Erfahrungen, die sich im gemeinsamen "Un"-bewussten verankert haben, einzubeziehen, wird Philosophie beim einzelnen beinahe zwangsläufig im Aberglauben festhängen. Hier stellt sich wahrscheinlich für jeden irgendwann mal das Problem, reicht mein Leben überhaupt aus, um das alles zu erforschen und darüber hinaus noch zu etwas neuem zu gelangen. Ich weiß es nicht. Das Problem scheint mir, ich kann zwar tausende Bücher lesen und darüber nachdenken, aber diese „Bastelstunde des Verstandes“ muss in eigene Erfahrungen begleitend und mitunter kommentarlos einfließen, denn erst dort wird, vermutlich ohne willentliche Beeinflussung mal was neues auftauchen. Eher auftauchen als „erkannt werden“.
Warum es heute so wenige gibt, die sich mit neuen Gedanken oder interessanten Zusammenhängen äußern, scheint mir daran zu liegen, dass heute immer gleich eine Heerschar von Menschen über den einen herfällt, und dessen Buch, Texte, Reden, Gespräche, ja sogar seinen Lebenslauf lächerlich macht oder ihn mit Schlamm bewirft. Wir haben zu viele meinungsbildende Professoren, altgediente Schriftsteller, belesene Intellekthülle ..., die eben nicht die Sensibilität mitbringen, um neuem eine Chance zu lassen und
eigenes immer wieder von neuem ins Spiel einsetzen.
Mit dem Risiko, es komplett zu verlieren. Ohne hier finanziell unabhängig zu sein und auf seinen eigenen Namen und seine Größe keinen Wert zu legen, ohne eine große Portion Unverschämtheit usw. wird es beinahe unmöglich sein, in den Informationsmüll der Gesellschaft, noch etwas neues, anderes einzubringen. Nur liebe, sanfte, selbstlose Eigenschaften werden heute einfach nicht genügen, um der erdrückenden Meute von „Fachleuten“ ernsthaft Paroli bieten zu können. Meiner Meinung nach wäre der Versuch ihnen Paroli bieten zu können, garnicht nötig, es könnte auch „ohne“ gehen...nur damit wird man wohl nicht berühmt. *schmunzel *
Früher konnte ich einfach in die Berge gehen und nur weil ich einen weißen Bart hatte und Lumpen am Leib, wollte gleich der Grenzposten, dass ich ihm was aufschreibe. Heute sind die Grenzposten (die Hüter des Aberglaubens) die, die mich IHR Buch lesen lassen und ihre Regeln lernen lassen, damit ich in die Berge darf. Vielleicht ist das ein Problem heute.
Liebe Grüße
Bernd (der sich alle Mühe gibt, über uns die Regenwolken wegzupusten, wenigstens über den Ural drüber)