Die sieben Geburtsfehler einer alt gewordenen Weltreligion.
Eine kulturelle Bilanz nach zweitausend Jahren.
Von Herbert Schnädelbach
Teil1:
Ach wie nett. Ich habe mit dem Herrn mal ein kurzes Telefonat geführt und dann eine Mail geschrieben. Als Dank bekam ich ein Buch von ihm geschenkt.
Was ich aber noch nicht gelesen habe.
Mit seinem "Mea culpa!" hatte der Papst Woityla auf seine Weise Bilanz gezogen; er bat um Vergebung für das, was Christen im christlichen Namen getan haben, hütete sich aber, irgendeine Schuld der Kirche als solcher einzuräumen.
Ja die arme Socke ist ein Gefangener seines traditionellen Gedankensystems, welches mehr auf Haben den auf Sein gegründet ist. Da werden sich wohl noch weitere und spätere Generationen die Zähne dran ausbeißen oder es einfach bleiben lassen, weil es nur noch um die rechte Entscheidung im rechten Augenblick geht.
In der Perspektive der Kirchenräson ist das verständlich, aber es dient nicht der Wahrheit, denn die Wahrheit ist: Die "sieben Todsünden", die der Papst nennt, sind nicht trotz, sondern wegen des Christentums geschehen; die Täter haben dabei nicht gegen dessen Prinzipien verstoßen, sondern nur versucht, sie durchzusetzen.
Die Wahrheit, die aus dem Christentum und dem Judentum kommt lautet:
Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen.
Und Gott wurde Mensch
Wer dies als ein Prinzip versteht und verstanden hat, welches mit Gewalt durchzusetzen ist, der hat sie nicht alle auf dem Christbaum
und dem ist auch nicht mit Geld und guten Worten zu helfen.
Nicht bloß die Untaten einzelner Christen, sondern das verfasste Christentum selbst als Ideologie, Tradition und Institution lastet als Fluch auf unserer Zivilisation, der bis zu den Katastrophen des 20. Jahrhunderts reicht, während der christliche "Segen" stets von Individuen ausging, die das, was sie Gutes taten, allzu oft gegen den Widerstand der amtskirchlichen Autoritäten durchsetzen mussten.
Ja logisch, es ist der alte Gegensatz von Haben und Sein, der von allen Habenden künstlich aufgebaut und ängstlich aufrecht erhalten wird.
Recht auf Wirkung
Recht auf Information
Recht auf Raum
Recht auf Gefühle
Die Versöhnung von Gegensätzen
Gleichheit und Verschiedenheit
Dauer und Augenblick
Befriedigung und Versagung
Stabilität und Stimulierung
Nähe und Distanz
(Helm Stierlin aus:
„Das Tun des Einen ist das Tun des Anderen“ )
Es gilt sich der eigenen Rechte wieder bewusst zu werden und sich um die Versöhnung von Anspruch und Wirklichkeit zu bemühen.
Meine Vermutung ist, dass diese Christen ihre Kraft stets aus den biblischen Beständen bezogen, die gar nicht spezifisch christlich sind, sondern jüdisches Erbe: zum Beispiel das Liebesgebot.
Auch das Gebot "Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst!" hat nicht nur seinen Ursprung im Judentum. Es ist eine typische Eigenschaft von Menschen, die das Gefühl zu ihrer eigenen Ursprünglichkeit noch nicht verloren haben.
Im Folgenden geht es nicht um die grauenvolle Kriminalgeschichte des Christentums; in die Falle "Prinzip versus Realität" und "Wir sind allzumal Sünder" möchte ich nicht tappen.
Die Sünde, also die Trennung von Gott ist nicht möglich, da kein Mensch einen einzigen Atemzug tun ohne Gott. Es ist also völlig piepe wurscht egal, was der Mensch diesbezüglich glaubt. Es ist aber nicht egal, wie er mit sich und seinem Nächsten umgeht und das ergibt sich leider Gottes eben meist aus seinem Glauben und diese Folgen sind zur Zeit noch sehr fatal anzusehen.
Deswegen werde ich stattdessen, im Gegenzug zu den "sieben Todsünden" des Papstes, auf sieben Geburtsfehler des Christentums verweisen, die es gar nicht beheben kann, weil dies bedeutete, sich selbst aufzuheben.
Ja das ist doch für jede Hausfrau eine ganz simple Überlegung, wenn ich z.B. an meiner Nähmaschine den Faden falsch eingefädelt habe, dann wird die ganze Naht versaut und ich muss alles wieder auftrennen.
Vielleicht aber ist diese Selbstaufgabe der letzte segensreiche Dienst, den das Christentum unserer Kultur nach 2000 Jahren zu leisten vermöchte; wir könnten es dann in Frieden ziehen lassen.
Ach Du grüne Neune schon wieder so ein Hirn verbrannter Dummfug
. Selbstaufgabe so ein Schwachsinn wurde mir schon als Kind eingetrichtert, was dann zur Folge hatte, weil ich immer schon sehr radikal gedacht habe, dass damit jede Selbsterkenntnis flöten ging. Die Lösung von diesem Komplex sehe ich nur noch in der Flucht nach vorne mit meinem Glaubensbekenntnis:
Ich bin göttlich und okay! Du bist göttlich und okay!