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Persönliche Gedanken zu den Tageslosungen

AW: Persönliche Gedanken zu den Tageslosungen

Fragt sich, ob Du Deine €nen noch so schnell ausgeben kannst: Am Freitag isser weg - der €,
egal ob ausgegeben oder durch Totalentwertung.:D
Deshalb: Haltet Euch an die einzig wahre Währung, das Bier:bier:

Ja ja, es hat schon immer mal schwarze Freitage gegeben ...:D

Na denn: :bier: (= Prost)

Denn: Hopfen und Malz, :ironie: Gott (oder wer oder was auch immer...) erhalt's ...:clown2:
 
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AW: Bernies Gedanken zu den Tageslosungen

Du nimmst Gott zu bildlich.

Tue ich das? - Ich dachte bisher immer Gott sei die höchste unipolare Abstraktivität einer Wesenheit des Lichtes, also einer vierten Zeitform in einem dreieinigen (3x3) Raumverständnis.

Gott ist kein Geschenk, Geschenk ist die Thora, das Wort Gottes.

Das stimmt so nicht. Die Thora wird niemandem geschenkt. Dafür muss man bezahlen.

Meine persönliche Erkenntnis: Die Thora entstand ursprünglich aus dem lebendigen Selbstverständnis des Heiligenscheins in der Ringform eines Torus, der sich der logischen Geschlossenheit eines jeden Sprachkörpers zu bedienen vermag.

Und wer soll dir Gott geschenkt haben? ........

Auf solche Spekulationen werde ich mich nicht einlassen, - dies sagt soeben mein ‚Willy zu Wille’. - Denn die 'Zeiträuber' sind überall, nur nicht im Hause Gottes.

Wenn du meinst man kann Gott so einfach rumschenken, dann irrst du dich.

Ich bin kein Kellner und im Übrigen hast Du das doch bemängelt, nicht ich.

Wen meinst Du übrigens mit ‚man’? Und ‚man’ kann es doch:
Der Koran wird z.Bsp. in Deutschland kostenlos verschenkt.

Und versuch nicht hier zu drehen, mit der Angst der Menschen spielt seit 2000 Jahren die Kirche.. (..kommst in die Hölle und solchen Schmarrn...)

An dieser Stellschraube hast soeben gerade Du gedreht, - nicht ich!

Weisst du hier wird viel rumgefrömmelt (Licht der Welt) ohne Sinn und Verstand, aber das Wesentliche habe ich von ihm noch nicht gelesen.

< Ohne Sinn und Verstand > ?? - Das muss erst mal einer schaffen!

Jüdischen Humor enthält mehr geistigen Inhalt als das ganze Rumgefrömmle des Genannten.

Da kann ich weder den Genannten noch ihren Gouvernanten widersprechen.

Erst wenn du das verstehst, wirst das andere verstehen.

Gewiss, der späte Verstand setzt (in der Regel) den früheren Verstand voraus.

Mir geht es aber nicht darum, vorfrühes Verständnis zu heucheln, sondern spätpubertäres Unverständnis zu meucheln.

Ich danke für das Gespräch.

Bernies Sage
 
AW: Bernies Gedanken zu den Tageslosungen

Tue ich das? - Ich dachte bisher immer Gott sei die höchste unipolare Abstraktivität einer Wesenheit des Lichtes, also einer vierten Zeitform in einem dreieinigen (3x3) Raumverständnis.

ER ist der ER ist... Mehr ist da nicht zu sagen!

Das stimmt so nicht. Die Thora wird niemandem geschenkt. Dafür muss man bezahlen.

Die schriftliche und die mündliche Thora wurde am Berg Sinai gegeben.

Meine persönliche Erkenntnis: Die Thora entstand ursprünglich aus dem lebendigen Selbstverständnis des Heiligenscheins in der Ringform eines Torus, der sich der logischen Geschlossenheit eines jeden Sprachkörpers zu bedienen vermag.

Moses nahm die schriftliche und die mündliche Thora an um es weiterzugeben, um dann wieder weiterzugeben usw...



Auf solche Spekulationen werde ich mich nicht einlassen, - dies sagt soeben mein ‚Willy zu Wille’. - Denn die 'Zeiträuber' sind überall, nur nicht im Hause Gottes.

Weich nicht aus; WER bitte hat die Macht Gott zu schenken??




An dieser Stellschraube hast soeben gerade Du gedreht, - nicht ich!

Du hast damit angefangen. :) Vergiss nicht; Das Fundament des Christetums ist immer noch das Judentum. Aber die Erbsünde ist die Erfindung des Christentums, etwas was gar nicht gibt.

< Ohne Sinn und Verstand > ?? - Das muss erst mal einer schaffen!

Das hat er schon... :)



Da kann ich weder den Genannten noch ihren Gouvernanten widersprechen.

Musst du auch nicht. Ist halt nichts für dich.



Gewiss, der späte Verstand setzt (in der Regel) den früheren Verstand voraus.

Mir geht es aber nicht darum, vorfrühes Verständnis zu heucheln, sondern spätpubertäres Unverständnis zu meucheln.

Ich danke für das Gespräch.

Bernies Sage

Da musst du dich selbst an der Nase nehmen... :)
 
AW: Persönliche Gedanken zu den Tageslosungen

Teil2:

1. Die Erbsünde​

Von Herbert Schnädelbach​

Wie das Christentum als Theologie ist auch die Erbsünde eine Erfindung von Paulus: "Derhalben, wie durch einen Menschen die Sünde ist gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben" (Röm. 5, 12). In der Tat ist auch Genesis 2, 17 zufolge der Tod "der Sünde Sold" (Römer 6, 23), denn Gott sprach: "... aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben." Das Alte Testament kennt somit den Tod aller Menschen nur als Erbschaft der Sünde Adams. Aus diesem "Erbtod" macht Paulus im kühnen Umkehrschluss die Erbsünde: Wenn die Sünde den Tod zur Folge hat, muss dort, wo gestorben wird, auch Sünde gewesen sein, für den der Tod die Strafe ist; also sind alle Nachkommen Adams allein deswegen, weil sie als Sterbliche geboren worden sind, geborene Sünder - unabhängig von ihren Taten. Daraus ergibt sich die paulinische Botschaft der Rechtfertigung durch den Glauben, auf die sich in unseren Tagen Katholiken und Protestanten in einem gigantischen Formelkompromiss erneut geeinigt haben. Eine solche Nachricht ist aber kein Trost, sondern eine Provokation für alle, die sich weigern, den paulinischen Zusammenhang zwischen Tod und Sünde anzuerkennen: Warum sollte ich mich bloß deswegen, weil ich sterblich bin, für schuldig halten? Wer sich nur durch den Glauben für gerechtfertigt hält, ist bereit, sich um Adams willen oder besser grundlos beschuldigen zu lassen und dann als bloß Begnadigter weiterzuleben. Überdies kann der Begnadigte seiner Gnade niemals sicher sein, wie uns die Lehre von der Prädestination versichert. Deren Funktion ist es freilich, die Rechtfertigung durch den Glauben nicht selbst als einen Rechtsanspruch darzustellen, aber was ist das für eine Gerechtigkeit, die die einen Erbsünder zum Heil und die anderen zur Verdammnis vorherbestimmt? An dieser Stelle verbietet uns das Christentum den Mund: "Ja, lieber Mensch, wer bis du denn, daß du mit Gott rechten willst?" (Röm., 9, 20)
Was die Lehre von der Erbsünde anthropologisch bedeutet, liegt auf der Hand: Sie ist menschenverachtend. Der Mensch, wie er geht und steht, ist verblendet, wenn er sich nicht für "verderbt" und für unfähig zum Guten hält. Dass die Ideen der Menschenwürde und der Menschenrechte christliche Wurzeln hätten, ist ein gern geglaubtes Märchen. Die Idee der Humanitas stammt aus der Stoa, und die Figur des aufrechten Ganges des Menschen vor Gott ist ein jüdisches Erbe, das das paulinische Christentum korrumpiert und verschleudert hat. Der fromme Jude spricht sich selbstverständlich die prinzipielle Fähigkeit zu, "gerecht", das heißt dem göttlichen Gesetz gemäß zu leben; er kennt keine Erbsünde, sondern nur die Sünden, die er selbst begangen hat, und für die existiert auch Vergebung. Diese jüdische Überzeugung trifft der ganze Hass und die ganze Verachtung des Neuen Testaments; Paulus zufolge gibt es vor Gott keine Gerechten, und die, die sich dafür halten, sind Pharisäer - ein Schimpfwort bis heute. Dem fügt er noch die Propagandaphrase vom Leiden der Juden unter dem Gesetz hinzu, die bis heute die Judenmission rechtfertigen soll; es gilt ihm als "Fluch" und als "Zuchtmeister ... auf Christum" (Galater 3, 13 und 24). In Wahrheit ist für die frommen Juden das Gesetz selbst göttliche Gnade; wie könnten sie sonst das Fest der Gesetzesfreude feiern?
Die Lehre von der Erbsünde und ihr Gegenstück, die These von der Gerechtigkeit allein durch den Glauben, haben dazu geführt, dass das jüdische Motiv der Würde eines jeden Menschen als Gottes Ebenbild und die stoische Idee der Menschenrechte im Christentum nur in verstümmelter und dadurch pervertierter Gestalt festgehalten wurden. Das Resultat ist die christliche Lehre vom relativen Naturrecht: Menschenwürde und Menschenrechte existieren im Christentum nur für Glaubende als von Gott Begnadigte. Wer dazugehört, darüber entscheidet die Kirche: "Extra ecclesiam nulla salus." So ist es kein Zufall und erst recht kein historischer Unfall, wie der Papst glauben machen möchte, dass seit je für die Christen die Heiden bis zu ihrer Taufe keine Menschen waren und auch nicht so behandelt werden mussten.
In den christlichen Staaten konnten naturrechtliche Ansprüche stets mit dem Hinweis auf den "Sündenstand" der Betroffenen abgewiesen werden. So musste die Aufklärung die Idee des nichtrelativen Naturrechts gegen den erbitterten Widerstand der Amtskirche beider Konfessionen durchsetzen, denn es ließ sich nur als säkulares durchsetzen. Dabei galt es, die Erbsündenlehre samt ihren fatalen Implikationen zu neutralisieren. Dass auch heute ständig auf die Verdienste des Christentums für die Ideen der Menschenwürde und Menschenrechte verwiesen wird, so als hätte hier etwas vorgelegen, was nur zu säkularisieren gewesen wäre, ist in Wahrheit bittere Ironie: Das jüdische und stoische Erbe musste der christlichen Tradition erneut abgetrotzt werden. Es gibt keinen Grund für Christen, darauf auch noch stolz zu sein.
 
AW: Persönliche Gedanken zu den Tageslosungen

Vor kurzem erzählte mir ein Freund eine Geschichte von einem Juden in der U-Bahn, der auf dem Weg zur Arbeit gerne ein Nazi-Blatt las.
Mein Freund, der zufällig dieselbe U-Bahn benutzte, ärgerte sich über dieses eigenartige Verhalten, und er sprach den Lesenden an: "Chajmkele, was ist denn mit Dir los. Wozu liest Du so einen Dreck?"
Chajim blickte auf und sagte: "Hi Ruben, ich kann Dir die Zeitung nur empfehlen. Früher las ich in der Zeitung über Terroropfer in Israel, über Antisemitismus in Europa, über die Finanznot der Gemeinden, jüdische Projekte suchen dringend Spender, Selbsthilfegruppen für Überlebende müssen eingestellt werden, die Öffentlichkeitsarbeit ist ein Flop, die unterschiedlichen Richtungen streiten sich, die Jugend interessiert sich immer weniger für jüdische Belange...".
"Schon gut, ich weis schon!"
"Naja, dann hab' ich mal zu diesem Blatt gewechselt, und ich kann Dir sagen, die Nachrichten sind um einiges besser: 'Zionistische Lobbies beherrschen die öffentliche Meinung, das Judentum bemüht sich geschlossen seine Ziele zu verfolgen, wir beherrschen Regierungen und Banken, schwimmen alle in Geld und stecken alle unter einer Decke'... :)
 
AW: Persönliche Gedanken zu den Tageslosungen

Vor kurzem erzählte mir ein Freund eine Geschichte von einem Juden in der U-Bahn, der auf dem Weg zur Arbeit gerne ein Nazi-Blatt las.
Mein Freund, der zufällig dieselbe U-Bahn benutzte, ärgerte sich über dieses eigenartige Verhalten, und er sprach den Lesenden an: "Chajmkele, was ist denn mit Dir los. Wozu liest Du so einen Dreck?"
Chajim blickte auf und sagte: "Hi Ruben, ich kann Dir die Zeitung nur empfehlen. Früher las ich in der Zeitung über Terroropfer in Israel, über Antisemitismus in Europa, über die Finanznot der Gemeinden, jüdische Projekte suchen dringend Spender, Selbsthilfegruppen für Überlebende müssen eingestellt werden, die Öffentlichkeitsarbeit ist ein Flop, die unterschiedlichen Richtungen streiten sich, die Jugend interessiert sich immer weniger für jüdische Belange...".
"Schon gut, ich weis schon!"
"Naja, dann hab' ich mal zu diesem Blatt gewechselt, und ich kann Dir sagen, die Nachrichten sind um einiges besser: 'Zionistische Lobbies beherrschen die öffentliche Meinung, das Judentum bemüht sich geschlossen seine Ziele zu verfolgen, wir beherrschen Regierungen und Banken, schwimmen alle in Geld und stecken alle unter einer Decke'... :)

Der ist echt gut! :sekt:
So können alle Feinde besiegt werden, wenn mal der eigene Jammerzustand verlassen wird.
:danke:
rg​

 
AW: Persönliche Gedanken zu den Tageslosungen

Teil 3:

2. Die Rechtfertigung als blutiger Rechtshandel​

Von Herbert Schnädelbach​

Die ursprüngliche Botschaft der ersten Christen lautete: "Er ist auferstanden." Welchen Sinn hatte dann seine Kreuzigung? Die Auskunft des Paulus lautet: "Wie nun durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, also ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen" (Röm. 5, 18). Die Gerechtigkeit dieses einen aber ist für das Neue Testament keine andere als die des leidenden Gottesknechts nach Jesaja 53, 4 ff., der sich wie ein "Lamm" zur "Schlachtbank" (10) führen lässt und sein Leben zum "Schuldopfer" hingibt. Das Christentum fasst die Erlösung von der Erbsünde im Sinne des alten jüdischen Sühnerituals, in dem ein Schaf zum "Sündenbock" gemacht wird, als das Sühnopfer eines unschuldig Gekreuzigten, der "unsere Sünden ... hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz" (1. Petrus 3, 24).
Wenn das die ganze Wahrheit vom "Lamm Gottes" wäre, dann genügte Dankbarkeit, um einen zum Christsein zu veranlassen, aber uns wird gesagt: Dieser unschuldig Geopferte war nicht irgendwer, sondern der Sohn Gottes; das Lamm Gottes war selbst Gott. Somit hat Gott dieses Sühnopfer mit sich selbst veranstaltet, denn "Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selbst"(2. Kor. 5, 19 ). Diese Selbstversöhnung Gottes erscheint auch als Rechtshandel, in dem Gott zugleich Gläubiger und Vertreter der Schuldner ist; die Währung ist Blut: "Ihr seid teuer erkauft" (1. Kor. 6, 20); "... mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes" (1. Petrus 1, 18 f.). Angesichts dieses unbegreiflichen Szenariums möchte man fragen, warum der christliche Gott nicht unter denselben Bedingungen vergeben kann wie der jüdische Gott am Jom-Kippur-Fest, und dies vielleicht auch ohne Opferlamm.
"Das Blut Jesu Christi ... macht uns rein von aller Sünde" (1. Johannes 1, 7) - im Pietismus und seinen Liedern wurden daraus wahre Blutorgien. Seit dem späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert ist die christliche Ikonografie eine Welt von "Blut und Wunden". Die Maler und Bildner können sich gar nicht genug tun in der grausigen Darstellung der Leiden Christi und der unzähligen Märtyrer. Warum hängt ein sterbender Gehenkter in allen Kirchen und bayerischen Schulstuben - und nicht ein Auferstandener? Warum genügt nicht ein Kreuz als das paradoxale Zeichen der Einheit von Niederlage und Sieg, von Erniedrigung und Erhöhung? Wieso müssen christliche Kinder vom ersten Schultag an vor Augen haben, was Kreuzigung physisch bedeutet?
Der Grund ist: Das Christentum kann sich Glaube/Liebe/ Hoffnung nicht ohne Blut vorstellen; je blutiger, desto authentischer. Was wäre schon ein siegreicher gegenüber dem gegeißelten Jesus in der Wieskirche? Sicher wäre es überzogen, diese Bilderwelt mit heutigen Gewaltvideos zu vergleichen; die Vermutung aber, dies alles habe auch der mentalen Vorbereitung auf die Grausamkeiten im Namen Christi gedient, lässt sich nur schwer abweisen. Die antike Rechtspraxis der Folter wurde schließlich von Papst Innozenz III. im 11. Jahrhundert wieder eingeführt und erlebte durch die heilige Inquisition ihre perfide Vollendung. Was waren die Leiden der Gefolterten gegenüber den in den Kirchen dargestellten? Wo immer realistischere Cruzifixe zum optischen Alltag der Städte gehörten, konnten Geräderte vor den Toren verenden, ohne zu irritieren. Es ist nicht bekannt, dass das Christentum führend war bei der Humanisierung der Strafjustiz; die letzte europäische Schauhinrichtung veranlasste Papst Leo XII. 1825.
Waren die Passionsgeschichte und die Märtyrerlegenden nicht außerdem die beste Einübung in die christliche Behandlung der Heiden und Ketzer? Immer noch sollen wir glauben, der Beitrag des Christentums zu unserer Kultur habe vor allem in der Humanisierung der heidnischen Menschen bestanden. Diese Fabel bestimmte auch über Jahrhunderte die Vorstellung christlicher Erziehung als einer Zähmung der als Sünder geborenen kleinen Wilden und musste überdies zur Rechtfertigung des Kolonialismus herhalten. In Wahrheit ist nicht bekannt, dass Kelten, Germanen oder Slaven Greuel vom Ausmaß des Massenmords Karls des Großen an den Sachsen, des Blutbads bei der Eroberung Jerusalems während der Kreuzzüge, des Strafgerichts über die Katharer oder der Untaten der südamerikanischen Eroberer begangen hätten; wenn das alles die Domestikation der "blonden Bestie" bezeugen soll, dann bezeugt es deren Misslingen. Tatsächlich stammt die Ritterlichkeit der Ritter aus der islamischen Welt und die Höflichkeit der Höflinge, das heißt des Adels und des aufsteigenden Bürgertums, aus der Wiederaneignung der Antike in der Renaissance. Hier liegen die Wurzeln des Humanismus, dem noch zu Beginn unseres Jahrhunderts alle katholischen Amtsträger im so genannten Anti-Modernismus-Eid abschwören mussten. Nicht nur den Menschenrechten ohne die Kautelen der Erbsünde, sondern auch der Menschlichkeit als Prinzip setzte das Christentum oft tödliche Widerstände entgegen; die Geschichte der Märtyrer des Humanismus ist wohl noch zu schreiben.
 
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