Sie bestellten mich zur Hüterin der Weinberge; meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet. Hohelied 1,6
«Was soll ich tun, Herr?» (Apostelgeschichte 22,10). Das ist einer der ersten geistlichen Impulse eines Menschen, der zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen ist und neues Leben empfangen hat. Im Herzen jedes Erlösten kommt der Wunsch auf, dem Herrn zu dienen. Dafür bekommt er – passend zu seinen Fähigkeiten – eine Aufgabe, die er aus Liebe zu seinem Erlöser erfüllen darf.
Wie bei allem lauert auch hier eine Gefahr. Wenn die Tätigkeit für den Herrn zu stark betont wird, können wir in einen Dienst gedrängt werden, bevor wir dazu bereit sind. Es ist auch möglich, dass wir vom Herrn tatsächlich einen Auftrag bekommen haben, aber mit der Zeit immer mehr Aufgaben übernehmen. Wir tun sie, weil wir meinen, dass sie sonst unerledigt bleiben.
Dabei laufen wir Gefahr, dem eigenen geistlichen Leben zu wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Wir dienen dem Herrn und vernachlässigen es, Zeit mit Ihm und seinem Wort zu verbringen. Wir arbeiten in anderen Weinbergen, unterlassen es jedoch, den eigenen Weinberg zu hüten. Doch jeder Dienst muss aus der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus hervorfliessen. Wie können wir anderen etwas weitergeben, was wir nicht zuvor selbst bekommen haben?
Zusätzlich besteht die Gefahr der Heuchelei: Um im Volk Gottes angesehen zu sein, setzen wir uns für den Herrn und seine Sache ein. Gleichzeitig ist unser Glaubensleben armselig, weil uns Christus nicht erfüllt.
Aus
https://leselounge.beroea.ch/tagesandacht/#2023-03-10