Benjamin
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AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung
Dass England als Kolonialmacht entschlossen gewesen wäre, es in Indien unter keinen Umständen zu einem Blutvergießen kommen zu lassen, dem möchte ich doch vehement widersprechen.
Es mag durch aus stimmen, dass sie ein Blutvergießen, wenn möglich, verhindern wollten. Einen gewalttätigen Aufstand niederzuschlagen, wäre den Briten schließlich auch teurer gekommen. Aber nichtsdestotrotz waren sie auch entschlossen die Kolonie zu halten, notfalls mit Gewalt. Das zeigen auch die gewalttätigen Auseinandersetzungen Anfang der 40er Jahre, wo tausende indische Demonstranten von den Briten getötet wurden. Es kam immer wieder vor, dass sich Menschengruppen von den Empfehlungen und Anweisungen Gandhis abtaten. Und gerade dann kam es oft zu bitteren Blutvergießen.
Insofern denke ich, ist die Vorgehensweise der Engländer durchaus als echte und brutale Gewalt anzusehen.
Und Gandhis Pazifismus als Sieg darüber.
Als nächstes würde ich auch das berühmte Beispiel des Menschenrechtlers Martin Luther King anführen. Dessen Prinzip des gewaltlosen Widerstandes in meinen Augen zu einem Sieg führte, wenngleich zu einem bedingten. Ich bin der Überzeugung, dass pazifistische Grundhaltungen immer nur dann zu einer Niederlage führten und führen, wenn man diese Grundhaltung nicht konsequent genug durchführt.
Die Geschichte liefert von dem her wenig nennenswerte Beispiele.
Aber fairer Weise muss man auch fragen: Wann haben gewalttätige Auseinandersetzungen einen Konflikt grundsätzlich gelöst?
Die Geschichte schreibt tausende Kriege zwischen den Menschen und aus (ich schätze einmal) 90% dieser Kriege sind wieder Kriege entstanden. Man müsste von dem her, Kants Annahme vertreten, dass Krieg in unserer Natur liegt. Ich denke das aber nicht.
Ich denke, auf Kriege sind deshalb immer Kriege gefolgt, weil Kriege keinen Konflikt lösen können. All jene gewalttätigen Auseinandersetzungen, die Frieden gebracht haben, haben meines Erachtens nur dann wirklich Frieden gebracht, wenn die Menschen erkannt haben, dass Krieg keine Lösung ist. Der Zweite Weltkrieg ist das Beispiel schlechthin dafür. Auch aus ihm hätte sich ein genauso oder noch schrecklicherer Krieg entwickeln können. Hat sich in Europa aber nicht, weil die Leute hier noch das Horrorbild der Gewalt vor Augen hatten. Erst dadurch, dass die Menschen ihre Sichtweise geändert haben, konnte sich dauerhafter Frieden entwickeln. Wenngleich auch die Atomwaffen und die Angst vor ihnen nicht Unbeachtliches beigetragen haben.
Wenn der Mensch einen vorbestimmten egoistischen Trieb hat, der ihn dazu bewegt sich alles zu nehmen, was er nur kann, egal mit welchen Mitteln und egal wer dabei umkommt. Dann stimmt es wohl, dass es auf Erden niemals Frieden geben kann, dass Frieden immer nur die Übergangszeit zum nächsten Krieg ist und dass es nur so lange Frieden gibt, wie wir Egoisten nicht fähig sind, uns das zu schnappen, was wir wollen.
Aber ich sehe das ganz anders.
Für mich ist Frieden ein Grundzustand, den sich jeder Mensch wünscht. Ich bin der Auffassung, alles, was der Mensch wirklich will, ist glücklich sein. All unsere Handlungen richten sich diesem Ziel aus, ob nun bewusst oder unbewusst. Gewalt erfüllt dieses Streben nach Glück in keiner Weise. Ganz im Gegenteil, Gewalt zerstört Glück. Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie sie zu dauerhaften Glück kommen. In ihrer Irrsuche und ihrer Kurzsicht meinen sie tatsächlich, Gewalt könnt ihr Glück sichern. Aber sie irren sich.
Das bezweifle ich zutiefst.
Zuerst einmal habe ich nie gesagt, dass man als Pazifist alles erdulden soll. Ich weiß nicht, woher du das hast. Ganz im Gegenteil, ein Pazifist sollte sich niemals dem Willen eines anderen fügen.
Und außerdem, was denkst du, will sich jemand mit Gewalt erkämpfen? Kann man sich mit Gewalt ein glückliches Leben stehlen? Ich denke das nicht.
Aber es gab schon viele Menschen, die das glaubten. Einige, die es sogar schafften ein ganzes Volk zu unterdrücken und zu beherrschen, die sich alles rauben konnten, was sie nur wollten. Solche Menschen gab es schon zu genüge. Ich meine aber, gerade sie waren die Ärmsten auf Erden.
Natürlich darf man nicht auf die Gewalt der Worte vergessen. Auch Worte können verletzten. Ich bin der Meinung, man muss sogar noch weiter gehen und selbst die Gewalt in den Gedanken als solche erkennen und vermeiden. Denn die Gedanken haben eine unwahrscheinliche Kraft. Unsere Gedanken sind ein Teil unseres Charakters und stehen unmittelbar in Verbindung mit unseren Worten und Taten.
Ich muss auch eingestehen, dass ich kein Mahatma Gandhi bin. Aber ich denke, dass ich in dieser friedlichen Grundhaltung etwas gefunden habe, was das Leben von uns allen unheimlich verbessern könnte. Das erfordert natürlich auch, dass man Gewaltlosigkeit in seinem Leben Tag für Tag umsetzt. Und auch ich bin es gewohnt, wie die meisten Menschen, Gewalt täglich auf irgendeine Art anzuwenden. Und seien es Worte oder bloß Gedanken. Ich kann mich da nicht ausnehmen.
Aber, was mich vielleicht grundsätzlich unterscheidet, ist mein entschlossener Wille mein offensichtliches Potential, mich und andere unglücklich zu machen, umzukehren, also sprich, mich und somit die Welt zu verbessern. Von Grund auf zu verbessern.
mfg
Ben
Das erfolgreiche pazifistische Handeln von Gandhi als Beispiel für den Sieg gewaltloser Verweigerung ist allseits bekannt,
man könnte es auch noch ergänzen durch die friedliche Revolution in der DDR.
In beiden Fällen aber sah sich die Protestbewegung einer Staatsmacht gegenüber, die ihrerseits entschlossen war, es nicht zu einem großen Blutvergießen kommen zu lassen als Preis für den Sieg.
...
also meine Frage, wo und wann hatt jemals der Pazifismus über die (echte und brutale ) Gewalt einen Sieg davongetragen?
Dass England als Kolonialmacht entschlossen gewesen wäre, es in Indien unter keinen Umständen zu einem Blutvergießen kommen zu lassen, dem möchte ich doch vehement widersprechen.
Es mag durch aus stimmen, dass sie ein Blutvergießen, wenn möglich, verhindern wollten. Einen gewalttätigen Aufstand niederzuschlagen, wäre den Briten schließlich auch teurer gekommen. Aber nichtsdestotrotz waren sie auch entschlossen die Kolonie zu halten, notfalls mit Gewalt. Das zeigen auch die gewalttätigen Auseinandersetzungen Anfang der 40er Jahre, wo tausende indische Demonstranten von den Briten getötet wurden. Es kam immer wieder vor, dass sich Menschengruppen von den Empfehlungen und Anweisungen Gandhis abtaten. Und gerade dann kam es oft zu bitteren Blutvergießen.
Insofern denke ich, ist die Vorgehensweise der Engländer durchaus als echte und brutale Gewalt anzusehen.
Und Gandhis Pazifismus als Sieg darüber.
Als nächstes würde ich auch das berühmte Beispiel des Menschenrechtlers Martin Luther King anführen. Dessen Prinzip des gewaltlosen Widerstandes in meinen Augen zu einem Sieg führte, wenngleich zu einem bedingten. Ich bin der Überzeugung, dass pazifistische Grundhaltungen immer nur dann zu einer Niederlage führten und führen, wenn man diese Grundhaltung nicht konsequent genug durchführt.
Die Geschichte liefert von dem her wenig nennenswerte Beispiele.
Aber fairer Weise muss man auch fragen: Wann haben gewalttätige Auseinandersetzungen einen Konflikt grundsätzlich gelöst?
Die Geschichte schreibt tausende Kriege zwischen den Menschen und aus (ich schätze einmal) 90% dieser Kriege sind wieder Kriege entstanden. Man müsste von dem her, Kants Annahme vertreten, dass Krieg in unserer Natur liegt. Ich denke das aber nicht.
Ich denke, auf Kriege sind deshalb immer Kriege gefolgt, weil Kriege keinen Konflikt lösen können. All jene gewalttätigen Auseinandersetzungen, die Frieden gebracht haben, haben meines Erachtens nur dann wirklich Frieden gebracht, wenn die Menschen erkannt haben, dass Krieg keine Lösung ist. Der Zweite Weltkrieg ist das Beispiel schlechthin dafür. Auch aus ihm hätte sich ein genauso oder noch schrecklicherer Krieg entwickeln können. Hat sich in Europa aber nicht, weil die Leute hier noch das Horrorbild der Gewalt vor Augen hatten. Erst dadurch, dass die Menschen ihre Sichtweise geändert haben, konnte sich dauerhafter Frieden entwickeln. Wenngleich auch die Atomwaffen und die Angst vor ihnen nicht Unbeachtliches beigetragen haben.
Irgendwann erheben sich dort doch wieder die "Gewalttäter", die in ihrer dem Menschen vorbestimmten egoistischen Natur, getrieben von der ewigen Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung, Widerstand leisten. Da aber die Hoffnung unbegründet ist, dass sich ein Hitler auch so einsichtig zeigt wie die Engländer in Indien, so ist noch mehr Gewalt die logische Folge, der Freiheitskampf fordert noch mehr Opfer.
Wenn der Mensch einen vorbestimmten egoistischen Trieb hat, der ihn dazu bewegt sich alles zu nehmen, was er nur kann, egal mit welchen Mitteln und egal wer dabei umkommt. Dann stimmt es wohl, dass es auf Erden niemals Frieden geben kann, dass Frieden immer nur die Übergangszeit zum nächsten Krieg ist und dass es nur so lange Frieden gibt, wie wir Egoisten nicht fähig sind, uns das zu schnappen, was wir wollen.
Aber ich sehe das ganz anders.
Für mich ist Frieden ein Grundzustand, den sich jeder Mensch wünscht. Ich bin der Auffassung, alles, was der Mensch wirklich will, ist glücklich sein. All unsere Handlungen richten sich diesem Ziel aus, ob nun bewusst oder unbewusst. Gewalt erfüllt dieses Streben nach Glück in keiner Weise. Ganz im Gegenteil, Gewalt zerstört Glück. Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie sie zu dauerhaften Glück kommen. In ihrer Irrsuche und ihrer Kurzsicht meinen sie tatsächlich, Gewalt könnt ihr Glück sichern. Aber sie irren sich.
Denn wenn man alles erduldet, darf man nicht automatisch erwarten, dass alle anderen auch so edel denken und handeln. Die Realität ist, dass sich andere mit ein wenig Gewalt alles leicht erkämpfen können.
Das bezweifle ich zutiefst.
Zuerst einmal habe ich nie gesagt, dass man als Pazifist alles erdulden soll. Ich weiß nicht, woher du das hast. Ganz im Gegenteil, ein Pazifist sollte sich niemals dem Willen eines anderen fügen.
Und außerdem, was denkst du, will sich jemand mit Gewalt erkämpfen? Kann man sich mit Gewalt ein glückliches Leben stehlen? Ich denke das nicht.
Aber es gab schon viele Menschen, die das glaubten. Einige, die es sogar schafften ein ganzes Volk zu unterdrücken und zu beherrschen, die sich alles rauben konnten, was sie nur wollten. Solche Menschen gab es schon zu genüge. Ich meine aber, gerade sie waren die Ärmsten auf Erden.
Was ist Gewalt? ... Verteidigst Du nicht auch dauernd mehr oder weniger aggressiv Deine Meinung?
Natürlich darf man nicht auf die Gewalt der Worte vergessen. Auch Worte können verletzten. Ich bin der Meinung, man muss sogar noch weiter gehen und selbst die Gewalt in den Gedanken als solche erkennen und vermeiden. Denn die Gedanken haben eine unwahrscheinliche Kraft. Unsere Gedanken sind ein Teil unseres Charakters und stehen unmittelbar in Verbindung mit unseren Worten und Taten.
Ich muss auch eingestehen, dass ich kein Mahatma Gandhi bin. Aber ich denke, dass ich in dieser friedlichen Grundhaltung etwas gefunden habe, was das Leben von uns allen unheimlich verbessern könnte. Das erfordert natürlich auch, dass man Gewaltlosigkeit in seinem Leben Tag für Tag umsetzt. Und auch ich bin es gewohnt, wie die meisten Menschen, Gewalt täglich auf irgendeine Art anzuwenden. Und seien es Worte oder bloß Gedanken. Ich kann mich da nicht ausnehmen.
Aber, was mich vielleicht grundsätzlich unterscheidet, ist mein entschlossener Wille mein offensichtliches Potential, mich und andere unglücklich zu machen, umzukehren, also sprich, mich und somit die Welt zu verbessern. Von Grund auf zu verbessern.
mfg
Ben
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