AW: Paul McCartney vs John Lennon
he zwetsche,
in nem anderenthread haste angekündigt hier ein schmackerl von dir zu erzählen gelle - ich lauer schon drauf
lg binchen
he gysi wo
pisst du?
machst gerade urlaub?
Guten Morgen!
Ich hab etwas wenig Zeit; aber gut:
Noten sind einfach der Code zwischen Musikern´, insbesondere verschiedener Instrumente. Ich gehöre zu den vielen vielen Gitarristen, die mit "Peter Burschs Gitarrenschule" angefangen haben. Dort gibt es keine Noten, sondern sogen. Tabulaturen (genau genommen eine uralte Schreibweise für Saiteninstrumente wie Laute usw.). Das ist auch einfacher zu lernen, denn die Noten sind für die Gitarre etwas ungeeignet, da sie sich - im Gegensatz zum Piano - auf verschiedenen Stellen des Griffbretts (Lagen) wiederfinden. Daneben habe ich jeden Tag stundenlang einfach zu irgendwelcher Musik gespielt und so das Improvisieren gelernt. Da ich als kleiner Junge Akkordeon gelernt hatte, konnte ich zwar Noten lesen, hab dies aber ziemlich schnell vernachlässigt. Das war ziemlich dumm, wie ich im Nachhinein feststellen mußte.
Der Impuls, Gitarre zu spielen, kam durch ein Stück der Kölner Rockband BAP, interessanterweise jedoch nicht "Verdamp lang her" sonder "Jupp", ein Stück, daß mit einem klassischen Gitarren-Intro beginnt. Ich war hin und weg. Ich holte irgendeine selbstgebaute Gitarre meines Vaters vom Dachboden, zog Saiten auf (besser gesagt: Mein Vater) und los gings. Das "Jupp" Intro konnte ich nach ca. einem halben Jahr spielen (angeb, angeb, angeb), ich war völlig versessen und frag lieber nicht, was in der Schule los war.
Es ging dann weiter wie bei den meisten. Ich bekam die erste Gitarre, E-Gitarre, Verstärker, Mitmusiker usw..
Zwar konnte ich in den kommenden Jahren in verschiedenen Rockbands gut mithalten.
Irgendwann während des Studiums ging das dann abrubt zu Ende. Frauen (schade, daß nie eine aktiv dabei war) und Examina hatten den Mitmusikern die Lust genommen und so saß ich allein mit meiner Paula in der verstaubten Studentenbutze.
Eine Komolitonin fragte mich dann eines Tages, ob ich Lust hätte, in einer Bigband mitzuspielen. Und ich weiß nicht, was mich geritten hat, da zuzusagen. Ich muß mir wohl in grenzenloser Überheblichkeit vorgestellt haben, ich könnte da mit ein paar Blues-Licks über einem ganzen Orchester improvisieren, so als ob die die ganze Zeit nur auf mich gewartet hätten.
Die haben auch gewartet, nämlich auf einen tauglichen Jazz-Gitarristen, begrüßten mich überschwenglich und legten mir gleich einen ganzen Batzen Partituren und Noten vor. Ungewöhnliche Akkorde in High-Speed-Abfolge und das nur in Noten abgebildet.
Ich weiß heute nicht mehr, wie ich da wieder heile rausgekommen bin.
Ich habe selbst - auch aus Gründen mehrerer Examina die Musik an den Nagel gehängt.
Als ich dann vor 10 Jahren berufstätig wurde und mich seßhaft gemacht hatte, sprachen mich alte Schulfreunde an, ob ich wieder Lust zum Musizieren hätte. Mit denen spiele ich bis heute.
Da aber auch die Rock-Musik mich irgendwann nicht mehr richtig ausgefüllt hat und ich langsam feststellte, daß das Gehör unter dem Lärm leidet, entschloß ich mich, wie ich ganz früher einmal vorhatte, mir klassiche Sachen vorzunehmen.
Auch dazu gab es zwar Tabulaturen, aber nur bis zu einer gewissen Grenze. Und meine Frau, die aus recht konservativem Hause stammt, schenkte mir zu Weihnachten grinsend einen Fußhocker und eine Bach- Lauten Suite...... in Noten...
Drei mal dürft Ihr raten, wie die Geschichte weiter geht. Ich spiele heute die Suite, aber frag nicht wie. Und wenn ich manchmal Leute treffe, vielmehr höre, die von Anfang an vernünftig Noten gelernt haben, damit ihr Geld verdienen und in der Welt rumkommen, könnte ich mir ins Knie beißen vor Neid. Manchmal jedenfalls...
Viele Grüße
Zwetsche