Einige Gedanken zu der Papstrede:
Zunächst habe ich mich gewundert und wundere mich immer noch, dass man aus der zumeist rein akustischen Wahrnehmung heraus sofort eine inhaltliche und formelle Bewertung der Überlegungen Benedikts XVI. vornahm.
Unsere Bundestagsabgeordneten sind in der Mehrheit offenbar sachkundige Rechtsphilosophen, dass sie sich prompt entweder jubelnd oder abwertend positionieren konnten. Respekt!
Ich bin das nicht, ich kann das nicht,
ich musste die Rede erst gründlich lesen.
Das ist dem Text m. E. auch angemessen, sicher hat Bendikt XVI. das das theologisch-phisosophische Manuskript weitestgehend eigenhändig verfasst.
Gleichzeitig sehe ich hier das Hauptproblem:
Nach eigenem Bekunden sprach der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche, als Bischof von Rom, nicht als Staatsoberhaupt, wie die Verfechter seines Auftritts im Bundetag immer betonten.
Zu den brennenden politischen Fragen unserer Zeit kein klares Wort, ja nicht einmal zu den Problemen seines Hauses, in dem es doch lichterloh brennt.
Ist aber der Bundestag der rechte Ort für eine positivismuskritische Grundsatzansprache? Hätte vor diesem Gremium, einem demokratisch gewählten Parlament, nicht der praktische politische Rat, das klare politische Bekenntnis mehr Platz haben müssen?
Bei der Begrüßung des Papstes in Schloss Bellevue formulierte Bundespräsident Wulff gestern:
Dazu war im Bundestag leider nichts zu vernehmen.