AW: Österreicher sind Deutsche!
Zitat von Arminius:
Auch wenn hinter der Oder kaum noch Deutsche leben, aufgrund der wilden Vertreibungen nach dem 2. WK und nur noch Reste in Oberschlesien und Stettin leben, so bleiben diese Gebiete doch auf ewig deutscher Kulturraum, oder findest du, dass Danzig oder Breslau nicht deutsch aussehen?
Ich war Anfang des Jahres in Niederschlesien, in Breslau und Umgebung.
Sicherlich haben die Deutschen (und die Österreicher) diese Stadt geprägt, dass sieht man vor allem an den historischen Gebäuden.
Darüber hinaus ist Breslau heute eine sehr polnische Stadt.
Ebenso wie Posen, Oppeln und Liegnitz.
Die Sprache dort ist Polnisch. Es haben sich dort bestimmte Musikrichtungen, Tänze etc. entwickelt, die (auch ost-) polnischen Ursprungs sind.
Nein, demzufolge, was ich gesehen habe ist Schlesien für mich nicht Teil des deutschen Kulturraums.
Was für mich dort fehlt ist eine lebendige deutsche Kultur. Die gibt es dort nicht im prägenden Ausmaß, mit Ausnahme in Oppeln (das extra wegen der deutschen Minderheit als Regierungsbezirk eingerichtet wurde) vielleicht.
Und "ewige Kulturräume", das hat die Geschichte bewiesen, gibt es sowieso nicht.
Zitat von Arminius:
Also ich habe mit einigen Südtirolern in Youtube gesprochen, die haben übrigens auch einige Videos drinnen, und die sagen alle, sie sind Deutsche und fürchten darum, dass Italien alles deutsche dort verschwinden lassen könnte.
Oder eine andere Frage, sind Südtiroler Italiener, nur weil Italien Österreich im 1. WK in den Rücken gefallen ist, Südtirol geraubt hat und in den Pass der Südtiroler geschrieben hat, sie sind Italiener?
Man sieht es wieder, Grenzen sind nichtig, wenn es um Volkszugehörigkeit geht und Pässe sowieso.
Wenn die Südtiroler von "Deutsch" sprechen, dann geht es ihnen in erster Linie um die deutsche Sprache, das tirolerische Deutsch. Die Südtiroler sind stolz auf ihre tiroler Kultur und haben diese nun schon 90 Jahre gegen die Italianisierung verteidigt.
Aber der Anteil derer, die zurück nach Österreich wollen geht, meines Wissens, zurück, von denen, die von der Zugehörigkeit Südtirols von einem "Großdeutschland" träumen ohnehin.
Man ist im großen und ganzen glücklich mit der Autonomie, die man in Italien genießt, und möchte diese weiter ausbauen. Auch wenn in letzter Zeit gewisse Aktivitäten in Rom für Missstimmung gesorgt haben.
Zitat von Arminius:
Aufjedenfall fühle ich mich nicht als Ausländer wenn ich 50 km nach Süden fahre und in Österreich bin.
Ohhh, ich schon. Spätestens wenn der erste Raubritter nach der Vignette fragt. (Übrigens:
Gendarmerie,
Vignette... Unsere südlichen Volksgenossen haben offensichtlich einen Hang zum Französischen.
"Gäh, haben's net des Pickerl vergessen?" (Gut- ich gebe zu ein solcher Gesprächseinstieg hat nie stattgefunden und mein Schrift-Österreichisch ist bestimmt sehr schlecht...)
Und was umgekehrt ein Österreicher denkt, der sich in eine Kneipe eines urigen Bonner Vorortes setzt, möchte ich auch gerne mal wissen:
"Jung, watt mäste he? Vun wu küste överhaupt hä?... Usm Süden? Us Koblenz? Ah, ne wigger ... Us Mainz?...Watt? Österrisch? Kenn isch, da jonn isch met minge Edeltraut immer Schi fohre. Und danach Apres-Schi un so. Kennste DJ Ötzi? Der is joot, vun däm de Leeder singe ma met de Schötzenverein immer zu Karneval. Dröven, in de Kirsch. Kumm, drink doch ene mit. Mooooment- bist du nisch der Sausack, der bei Kufstein ming Vignette sehen wollte?" (Mein Schrift-Rheinisch ist auch nicht besser als mein Schrift-Österreichisch. Aber ich hoffe man versteht, worauf ich hinaus will.)
Zitat von Arminius:
Man sieht es wieder, Grenzen sind nichtig, wenn es um Volkszugehörigkeit geht und Pässe sowieso.
Das ist korrekt. Allerdings ist für mich die Volkszugehörigkeit eine Frage der Wissenschaft. Mag sein, dass ich mit den Österreichern verwandt bin, aber für mich sind Österreich und Südtirol Ausland: Die Landschaft ist eine andere. Die Mentalität ist anders.
Österreich und Südtirol (und die Schweiz, Luxemburg, das Elsaß, Liechtenstein und Malmedy) haben ab einem bestimmten Zeitpunkt (und sei es erst ab 1945) eine andere Geschichte und teilweise auch Kultur als wir Deutschen entwickelt.
Der Deutsche weiß nicht, wie es ist, in einem Staat mit Völkern anderer Sprache und Kultur zu leben, wie der Schweizer.
Der Deutsche weiß nicht, wie es ist, als ethnische Minderheit in einem Staat zu leben, so wie die Elsässer oder die Südtiroler.
Dafür weiß der Österreicher oder der Schweizer nicht, wie es ist in einem Land zu leben, dass durch eine schier unüberwindbare Mauer getrennt war.
Aber all diese Dinge haben uns geprägt: Die Schweizer und die Südtiroler leben in einem empfindsamen multi-ethnischen Gebilde, dass hat ihre Einstellung zu ihrem Nationalgefühl geprägt. Gerade die Schweiz, legt großen Wert auf eine gewisse Einheit, wenn schon nicht in Sprache und Kultur, dann doch in anderen Traditionen.
Die Südtiroler sind durch die jahrelange Demütigung der Italianisierung und des Bemühens um ein gemeinschaftliches Zusammenleben mit Italienern und Ladinern ebenfalls zu bestimmten kulturellen und politischen Denkweisen gekommen.
Und schau dir die unterschiedliche Aufarbeitung der Nazi-Zeit in Deutschland und Österreich an:
Während die Österreicher bis vor kurzem vor allem dazu neigten, sich selbst als Opfer des Anzi-Regimes zu sehen, dass wehrlos heim ins Reich gezerrt wurde, herrscht in Deutschland ein (manchmal ans Krankhafte grenzende) Kollektivschuldgefühl.
Die Aufzeichnung der Geschichte ist auch nach 1945 weitergegangen und wird auch 100 Jahre nach uns noch weitergehen. Und in dieser Geschichte wird es immer deutlicher werden, dass die "deutschen" Völker unterschiedliche Wege gegangen sind.
Zitat von Arminius:
Ja Mischlinge gibt es durchaus, wie man das handhaben soll, bin ich mir auch noch nicht ganz sicher, allerdings hat jedes Volk auch ein typisches Aussehen, das kann man nicht leugnen und ist nicht rassistisch gemeint, und ich denke daran erkennt man, wer als Deutscher durchgehen kann.
Meine Mutter ist klein, dunkel und schwarzhaarig- würde ich behaupten, sie sei Türkin, würde das ohne weiteres durchgehen. Sie stammt aber aus Schlesien (aber wie gesagt, vielleicht hat ja ein Slawe bei meiner Familie mitgemischt.)
Ich selber bin blond und mittelgroß. Was ist das jetzt? Deutsch? Aber ebenso doch auch französisch? Oder irisch? Und was unterscheidet eigentlich den Skandinavier vom Deutschen?
MfG,
Sunnyboy