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Nietzsches Philosophie

Re: Re: Re: Re: Nietzsches (Lebens-) Philosophie

Original geschrieben von Gisbert Zalich Was ist: "Akzeptieren"? Realitäten annehmen? Aber andere Zustände anstreben? Dann ist "Akzeptieren" o.k.
"Füg dich ein, kannst ja eh nix ändern!", das wäre meine (und gewiss auch deine) Haltung nicht.

Gysi
"Akzeptieren" heißt für mich: den anderen nicht ändern wollen, sondern sich selbst. Gleichzeitig: Dein eigenes Wesen mit Fehlern und Macken akzeptieren und dazu stehen. Das ist die Basis, um etwas verändern zu können. Du kannst Deinen Mitmenschen Hilfe anbieten, aber lernen und aktiv werden müssen sie selbst! "Beginne mit Dir selbst, sei der Funke!" Und hier - so meine Kritik - war Nietzsche, der "innerlich Zerissene" doch stark gehemmt. Darum fand er zu seiner Zeit nicht zu den Menschen. Seine Philosophie wirkt weiter, obwohl er als "Mensch" Glück und Gerechtigkeit nicht erfahren konnte...
 
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Nietzsches (Lebens-) Philosophie

Original geschrieben von Rudhi
Seine Philosophie wirkt weiter, obwohl er als "Mensch" Glück und Gerechtigkeit nicht erfahren konnte
Eigentlich kann man über Dinge nur umfassend wissen und schreiben, wenn man sie (auch) von AUSSEN beobachtet... Von INNEN zu wissen ist natürlich auch nicht schlecht... Tja Friedel, nicht alles optimal gelaufen... :(

Gysi
 
Manches entsprang auch aus seiner Gegnerschaft zu Schopenhauer, der immer ein Stück erfolgreicher, was Studentenzahl und Zuhörer betraf, war.

Ist es ist sehr interessant, Schopenhausers - Aphorismen zur Lebensweisheit - und Nietzsches - Menschliches, allzu Menschliches - pararell zu lesen.

Zarathustra ist sicherlich, auch unabhängig vom Inhalt, ein Glanzstück der Mächtigkeit Deutscher Sprache, so etwas wie in der Musik Beethovens - Ode an die Freude-.
 
Danke für Deine Anmeldung, Rudhi!

Original geschrieben von mavaho
Manches entsprang auch aus seiner Gegnerschaft zu Schopenhauer, der immer ein Stück erfolgreicher, was Studentenzahl und Zuhörer betraf, war.

Ist es ist sehr interessant, Schopenhausers - Aphorismen zur Lebensweisheit - und Nietzsches - Menschliches, allzu Menschliches - pararell zu lesen.

Zarathustra ist sicherlich, auch unabhängig vom Inhalt, ein Glanzstück der Mächtigkeit Deutscher Sprache, so etwas wie in der Musik Beethovens - Ode an die Freude-.
Widerspruch! (Obwohl das schon wieder irgendwieaggressiv klingt!?) Ich habe beides parallel gelesen. Vor 15 jahren. Ich meine, Nietzsche verehrte Schopenhauer. Abgöttisch? Übermenschlich? Auf jeden Fall über alle Maßen! Aber Schpenhauer war ein Jugendliches Genie, das im Laufe seines Lebens sein brüchig gewordenes Lebenswerk "abdichten" mußte. Nietzsche war ein Dichter, aber ein "brüchiger Denker", ohne jede Konsequenz, da er die Wahrheit gesucht hat und nicht den Ruhm. Und jetzt kommst DU: Aphorismen? ZUR? LEBENSWEISHEIT?
 
Der entscheidende Unterschied zwischen Nietzsche und Schopenhauer ist, dass ersterer sehr stark polarisiert, ja geradezu fanatisieren kann. Im Ersten Weltkrieg sind viele Soldaten, dabei Deutsche Geistesgrössen, mit Zaratustra in der Hand in das gegnerische Feuer gelaufen.
Eine derartige Begeisterung hat Schopenhauer nie erreichen können. Auch heute ist Nietzsche`s Wirkung bei vielen ähnlich. Es ist schwer, innerliche Distanz zu halten, wenn man seine Schriften liest. Ich mag Nietzsche lieber als Schopenhauer, da letzterer eher auf der Suche nach dem Mittelweg ist, während ersterer eher nach der Devise des Absoluten strebt.
" In der allergrössten Not, ist der Mittelweg der Tod "
 
Lieber Nietzsche

Wenige Gedanken zu Nietzsche:

War Nietzsche? Wieso sprechen alle vom Menschen? Wieso mit den Fesseln in der Ontologie gefangen und deswegen befangen darauf wartend, die Wahrheit über etwas, das als Rede und Schrift überliefert wurde, zögerlich mit einer gewissen Festigkeit auf dem virtuellen Papier des leidlich vernetzten Cyberspace kundzutun?
Bevor eine jede Frage nach dem Wesen eines ‚Menschen’ gestellt werden kann – darauf möchte ich bescheiden hinweisen – muss es da jemand geben, der sie stellt. ‚Da’ jemand geben, habe ich verlauten lassen – d.h. ich spreche von einem ‚Dasein’. Dasein bezeichnet ein Seiendes, das sich darin auszeichnet, dass es ihm „in seinem Sein um dieses Sein selbst geht.“, wäre man hier versucht, mit den Worten eines gewissen Martin Heideggers anzufügen. Über was bezeichnet aber das Seiende sich und das Streben nach dem Wissen um sein Sein? Über die Sprache vielleicht? Über einen anderen ‚Menschen’ beispielsweise. Woher soll dieses ‚Dasein’, diese sprachliche Fügung, die sich räumlich und zeitlich (‚da’ und ‚hier’) an einem festen Platz befindlich weiss, um seine eigene Bezeichnung wissen, um sich selbst wissen, wenn nicht mit Hilfe seiner Nächsten, seiner Spiegel oder Reflektoren? Nur so weiss es von der ‚Festigkeit’ seines Standpunkts und von sich als Kategorie. Wie ist das aber mit dem anderen ‚Menschen’? Woher kann ein ‚ich’ aber von sich aus um den ‚andern’ wissen? Verzwickt, verzwickt. Wenn ‚ich’ aber den ‚andern’ völlig erfasse, begreife, dann ist er nicht mehr anders, dann ist er der selbe, also ‚ich’. Der ‚andere’ wird erzeugt, aber nur unter der Bedingung, dass er in seiner Fremdheit belassen wird, denn sonst funktioniert die Erkenntnis ‚meiner’ selbst über die Differenz nicht mehr – ‚ich’ müsste gleichsam über ‚mir’ selbst schweben, über mich transzendieren, d.h. Aufgehen im Ganzen (das ‚ich’, da ‚ich’ nicht absolut ich bin, nicht bezeichnen kann). Unter diesen Bedingungen muss der ‚Mensch’ eine metaphysische Kategorie sein, denn er wird als Seiendes so gesetzt. Der Übermensch kann demnach nur eine meta-metaphysische Kategorie sein, denn er bezeichnet nicht etwas inhumanes, etwas, das in blosser Opposition zum ‚Menschen’ steht, sondern er bezeichnet nichts, das bezeichenbar wäre. Deswegen bezeichnet er aber trotzdem und unterläuft den eigenen Status als Seiendes, indem er bloss die Grenzen seiner Bezeichenbarkeit als Ahnbares vor Augen führt – und trügen uns unsere Sinnesorgane nicht immer wieder mal? Da ‚ich’ und ‚du’ nur in abwechselnder Weise ‚kostitutiv’ aufeinander wirken und dabei gleichzeitig die eigene Anwesenheit über diese schlecht fassbare Zirkelbewegung voraussetzen, ist die Gebundenheit an Recht, Moral etc. notwendige Konsequenz dieser sprichwörtlich logischen ‚Kausalkette’ – denn unser bekanntes Verhältnis zwischen dem ‚ich’ und seinem ‚andern’ lassen diese sich gegenseitig den Anspruch auf ein souveränes Zentrum, von dem aus die Wahrheit (über sich und den andern) gesprochen werden kann, von dem aus Recht gesprochen werden kann, von dem aus Grenzen gezogen werden, abspenstig machen – sie zwingen den jeweils ‚andern’ zunächst abermals zur Aufgabe (seiner Freiheit, seiner Position). All das, was wir unter dem Namen Nietzsche meist zusammenfassen, hätte kaum eine neue Moral erfunden, wenn diese Findung mit einem Präsent-Machen weiter umschrieben werden kann... die Konsequenz einer Antimoral, eines Atheismus oder gar eine Negation der ‚Antis’ bedeutete schlicht die Nährung und Veränderung des sich vor der Negation befindlichen. Ich kann mich nicht entsinnen, bei Nietzsche eine neue Moral bezeichnet gefunden zu haben – die Abstossung der Moral und ihres dialektisch notwendigen Widerparts in ihre eigene logisch-paradoxale Struktur erzeugt nichts weiter als Hoffnung – auf Ausbruch aus den gennanten aporetischen Strukturen… ach, wie moralisch das in meinen Ohren doch klingen muss. Beinahe moralischer als ‚moralisch’…
 
Hi, Florentin


einen Tipp:


Mache Absätze.

Sie verraten ( nicht nur mir), wo ein neuer Gedanke anfängt.Dann wird mir das Gerüst Deiner Gedanken auch klarer.

Mir war es zu mühsam, Dein Posting durchzuackern, obwohl ich mich sehr für Philosophie interessiere. Vielleicht verstehe ich auch zu wenig von Nitzsche und Schopenhauer. Dann entschuldige ich mich für meine Worte.

Du musst auch bedenken, dass wir hier überwiegend keine Fachphilosophen sind, und diese Tatsache ist ebenfalls ein zu bedenkende.


Liebe Grüße und auf ein Baldiges....


Majanna
 
@florentin

Hi Florentin,

Schwierig, schwierig nachzuvollziehen. Da gebe ich Majanna Recht.

1. Der Mensch befangen in seiner Erkenntnisfähigkeit, müßte quasi über sich schweben? Mir fallen dazu die hermetischen Gesetze ein. Sagt Dir das etwas? Darüber können wir gerne näher diskutieren.

http://www.omkara.de/kosmischeGesetze.htm


http://www.puramaryam.de/gesetzhermes.html


2. Auch interessieren würde mich Dein Hintergrund. Die Sprache klingt manchmal etwas dramatisch überspitzt wie beim Altmeister Nietzsche selbst, der bekanntlich Philologe war. Mit welcher Motivation interessiert Dich Nietzsche bzw. wie wichtig erscheint Dir seine Philosophie vom heutigen Standpunkt aus?

3. Über die Sprache? Über den Mitmenschen? Oder wie definiert der Mensch sich? Zumindest fing er erst mit der Erfindung der Schrift an, Wissen zu schöpfen. Davor mag es Überlieferung von Wissen gegeben haben, aber nach dem „Stille Post“-Prinzip ließ sich kein Wissen konservieren, sondern verfälschte sich bis zur Unkenntlichkeit.

Rudhi
 
Liebe Rede

Lieber Rudhi,

Obwohl ich das Forum nicht zu privater Korrespondenz nutzen wollte, werde ich versuchen, dir einige ‚ direkte Antworten’ (vielleicht werde ich eher einige Fragen aufwerfen) zu geben – die dich selbstredend nicht befriedigen dürften; denn dies setzte voraus, dass ich dich – als einheitliches Wesen – völlig begriffen haben müsste, d.h. dass es mir möglich wäre, dich gleichzeitig einverleibt und trotzdem abgestossen (auf und in meiner Handfläche möglicherweise) vor meinen Augen zu gottähnlicher Schau präsentiert zu haben. Nun, da es mir fern steht (obwohl sich diese Sätze syntagmatisch dicht oder nahe aneinanderreihen), solche Zustände zu behaupten, möchte ich gerne mitteilen, dass ich keine Fragen zu irgendwelchen Hintergründen beantworten will und kann, d.h. dass ich das natürlich laufend tue und dass es auch mir nicht möglich ist, die Verbindung des hier aufs virtuelle Papier gebrachte von einer empirischen Person, die es so wahrscheinlich nicht geben kann, vollständig zu trennen.

Danke für die Links zu den hermetischen Sätzen. Die hermetischen Sätze waren mir bislang völlig unbekannt und auch während des Schreibens dieser paar Zeilen kann ich nicht behaupten, ein profunder Kenner dieser ‚Materie’ zu sein. Ich habe ein wenig in die Texte reingeschaut und (Gedanken-)Muster feststellen können, die in der von mir vorgebrachten Auseinandersetzung mit ‚Nietzsche’ in gewisser Weise eine nicht uninteressante Stellung einnehmen könnten, würde man diesen Texten eine Relevanz zuschreiben. Was ich dort zu lesen bekommen habe, erstaunte mich doch recht – denn die Bruchstücke, an die ich mich erinnere, tragen den Charakter einer synkretistischen Weltanschauung, die sich in reichlich mystisches Gewand kleidet. Was ich herauslesen konnte: versprochen wird eine Rückkehr – oder möglicherweise ein zukünftiges Eintreten – in den ursprünglichen Logos. Den ‚ursprünglichen Logos’, der mit unserem Logos nicht bezeichenbar ist, da er Zeichen ist (Zeichen verweisen, der ‚ursprüngliche Logos’ dürfte nicht verweisen, da ihm ‚nichts’ vorangeht). Amüsiert haben mich einige Aussagen in diesen Texten, aber v.a. auch die Proklamation eines Eintretens der Erkenntnis von der ‚Logik’ des ganzen Systems. Wenn eine solche eintritt, wie könnte ein sich in zeichenhaftem Logos befindlicher Mensch der Wirklichkeit des Bezeichneten versichern bzw. v.a. versichert haben? Wie sollte also jemand, der die Wahrheit erblickt hat und also über sich hinaus eins mit einem ‚All’ geworden ist, d.h. etwas eigentlich Unvorstellbares zu seinem Zustand gemacht hat, zeichenhaft von der Wirklichkeit dieses Zustands berichten können? Das ist nur eine von vielen Fragen, die sich bei der Durchsicht dieser Texte stellen, aber es stellen sich eigentlich laufend welche, die die ‚Logik’ hier und dort zu erschüttern vermögen und sich deswegen als durch und durch logisch erweisen (sie entweichen in keinster Weise ihrer eigenen unheilvollen Dialektik).

Ich möchte noch kurz etwas zum mystischen Gewand sagen, in das sich diese ‚Hermetiker’ kleiden, bevor ich auf den Gott der Diebe und seinen Logos zu sprechen komme.
Es ist ja nicht nur so, dass die Zahl Sieben in der Bibel von einigem Belang ist – ich erinnere mich nur gerade daran, dass diese Zahl auch in Strömungen der frühsten jüdischen Mystik eine Rolle spielte. Als eine der ältesten jüdischen Mystiken erweist sich die Merkaba-Mystik, die Thronmystik. Der präexistente Thron Gottes ist Gegenstand des mystischen ‚Erkennntis’-Interesses oder der Entrückung – wie man den angestrebten Zustand der Mystiker auch immer nennen mögen will. Dieser Thron, der alle Schöpfungsformen beispielhaft in sich enthält, befindet sich in einer der sieben ‚Hechaloth’ – der himmlischen Hallen oder Paläste – nämlich in der letzten. Um zu diesen zu gelangen, muss man sich natürlich als würdig erweisen und man muss die sieben Siegel mit Zaubersprüchen bewältigen usf. Mir fielen diese Parallelen auf und dünkten mich noch spannend.

Zurück zum Logos. Logos – zunächst wohl schlicht mit ‚Rede’ übersetzbar. Mit Aristoteles nähert sich der Begriff einem anderen Begriff, nämlich apophainesthai – der Logos lässt das sehen, worüber in der Rede ‚die Rede’ ist. Das ist purer Phonozentrismus, und sehr leicht ist hier ersichtlich, welche Rolle unser Hermes, unser Götterbote, spielen könnte. Hermes, der alte Händler, tauscht den Sinn aus, verspricht dem einen ver-mittel-nd den Sinn (der Rede) des anderen und verspricht somit unserer eigenen ‚Existenz’, der Existenz von uns Dieben und Händlern, einen Sinn zu übertragen. Der Dieb Hermes stiehlt uns aber so die Macht über uns, da wir auf die anderen angewiesen sind und auf seine Struktur des Handels – wir verlieren, indem wir meinen, den fetten Gewinn endlich einzustreichen. Das genau ist das Problem der Gegenwart, dem Wunsch, dieser Struktur des Handels zu entgehen, aus der wir aber dennoch nicht ausbrechen können (, denn unsere Existenz ist leider nur versprochen – und Hermes verspricht sich laufend). Wir sind Sklaven unserer Mittel und des Diktats unseres Ver-mittlers, der uns das Gesetz unseres Scheiterns auferlegt hat. Gibt es die Möglichkeit, dieses Gesetz zu zerschlagen, ohne sogleich ein neues einzurichten, das somit einfach an die Stelle des alten rückt? Wir möchten es nicht ausschliessen, nur leider ist danach nicht mehr entscheidbar, ob unser unmittelbares Aufbegehren – es dürfte eigentlich keines sein – jemals wirklich war, wäre man ‚danach’ – es gäbe keines mehr – fähig darüber zu reden. Und hier sind wir wieder beim Wort angelangt, beim Logos, der uns abermals einfängt und an seinen Rand spuckt, den er uns vorgibt, den er bezeichnet. Was ist mit Thot? Hat er nicht die Schrift erfunden? Vielleicht täusche ich mich auch, aber falls ich es richtig in Erinnerung habe, dann umso besser. Die Schrift als Ergänzung der ‚lebendigen Rede’, die direkt aus unserem ‚Innern’, aus unserer ‚Seele’ spricht? Als notwendiges Komplement, das wegen ihrer ‚naturgemässen’ ‚Entäusserung’, wegen ihrer ‚Kälte’ aber eigentlich recht verhasst ist. Hass kann man aber meist schlecht von seinem Gegenüber, der Liebe, trennen und meist kommen die schärfsten Verächter der Schrift nicht umhin, sich ihrer zu bedienen, denn schliesslich lässt sich nur mit ihr der Lobgesang auf die ‚lebendige Rede’ unseren heiteren Logos überliefern oder übertragen – Übetragen… war es nicht Thot, der die Toten ins Totenreich geleitete? Oder verwechsle ich seine Funktion mit der Charons, des Fährmanns der Griechen, der die Toten brav über den Acheron und den Kokytos geleitete? Die Schrift ist der Weg in den Tod, denn sie ist kalt und eben trotzdem da, um die Wärme der Rede in ihrer Funktion zu bekräftigen. Auf was ich mein Augenmerk in meinen beiden letzten Beiträgen vornehmlich gerichtet habe, ist einfach erklärbar: es ist der Logos, die Rede, die in ihrer voluptuösen Lebendigkeit zu erhaschen versucht wurde. Bei all den Interpretationen um den reizvollen Begriff ‚Übermensch’ möchte ich deswegen lediglich noch mitteilen, dass unser ‚Nietzsche’ bestimmt niemand war, der diese absolut-reine Rede auf lüsterne Weise zu begreifen, zu betatschen, versucht war – ich empfehle zur Lektüre ansonsten die Geburt der Tragödie.

p.s. an majanna: Ich werde mich bemühen, hin und wieder einen Absatz zu machen. Auf die Aussage mit den ‚Fachphilosophen’ eine ebenso schnippische Antwort: Dass sich nicht bloss ‚Fachphilosophen’ in diesem Forum aufhalten, war mir schon vor deiner Feststellung bewusst, denn ich darf mich selber nämlich ganz und gar nicht zu dieser ‚Spezies’ zählen.
 
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@florentin

Hallo, Du bist noch neu hier im Forum. Manchmal wird hier etwas lockerer diskutiert, um auf diese Weise zum Wesenskern vorzudringen und Monologisieren zu vermeiden (was ich niemandem hier unterstelle!). Trotz Rumblödeln und Austragen von privaten Kämpfen in einigen anderen Rubriken wird vor allem sachlich diskutiert. Ich hoffe, Dich stört das nicht, wenn andere sich weniger dogmatisch-fundiert einem Thema nähern? Die Frage nach Deinem Interessenhintergrund war aber kein Smalltalk-Versuch, sondern ein Versuch, einen Schlüssel für Deinen Wissenszugang zu bekommen. Das funktioniert manchmal ganz gut! Ich lese ja auch von Künstlern und Literaten die Biografien, um ihr Werk besser zu verstehen. Meine ersten philosophischen Werke waren Biografien über Nietzsche, Schopenhauer, Kierkegaard und Albert Schweitzer... aber wenn Du uns keine Zusatzinformationen mitteilen willst, dann ist das auch ok.

Die Freiheit des Willens sehe ich als höchstes Gut! Warum sind wir nach Hermes auf andere angewiesen? Das setzte doch "Abwarten" voraus. Gerade aber das nach innen gerichtete, intuitive Denken wirkt dem m.E. entgegen! Hieße ein kontemplatives Leben, ich würde auf eigenes Handeln verzichten? Oder mir fehlte sogar die Handlungsfähigkeit? Nein, denn Schicksalsgläubigkeit lese ich nicht daraus. Keine Wirkung ohne Ursache, also sind Zufall und Ohnmacht auszuschließen... Du hältst die Fäden in Deiner Hand.

Wir suchen alle auf unsere Weise nach Wahrheit und Erkenntnissen. Mystische Sichtweise? Ich besitze da wenig Wissen im Hinblick auf Religionsgeschichte, aber ich lese gerade "Schicksal als Chance" von Thorwald Dethlefsen... dadurch bin ich auf die Hermetiker gestoßen. Ich halte die Intuition gleichberechtigt neben der Logik für nützlich, Erkenntnisse zu sammeln. Daher sehe ich "reine Logiker" als beschränkt und unfähig, zum Wesenskern vorzustoßen! Die "materialistische" Anschauungsweise sieht das Bewußtsein an den Körper gebunden, bestenfalls an vererbbare Gene. Ich behaupte nicht das Gegenteil, aber ich befasse mich gerade mit Alternativen... und ich stelle fest: das "Ich" ist nicht mit Deinem Bewußtsein identisch. Da muß es mehr geben als Deine Person. Im bewußtlosen Zustand lebst Du ja weiter, ohne Bewußtsein! (Aber ein eigener "Willen" ist selbst dann noch vorhanden.)

Hier betrachten wir also unsere Existenz meta-physisch, meinetwegen auch mystisch (den Begriff halte ich wie auch esoterisch für verbraucht...): Niemand kann den Menschen als einheitliches Wesen sehen. So lange Du lebst, könnte oberflächlich der Eindruck entstehen. Obwohl es auch möglich wäre, Deine Organe und jede Zellen hätten ein eigenes Bewußtsein. Im Bedarfsfall entscheiden sie sich für oder gegen Deinen Körper zu arbeiten! Nach Deinem physischen Tode verselbständigen sich Deine Bestandteile, was darauf schließen lässt, daß irgendetwas namens "Ich" alles zusammenhält und koordieren lässt. Nennen wir es ruhig weiterhin Seele! Daneben gibt es Bewußtsein, Unbewußtes Ich und Unbewußtes... zusammen ergeben diese Bestandteile Deine Psyche, Dein Ich... oder? Wenn Du Dir die Frage nach der "Erinnerung" stellst, kannst Du materialistisch oder spirituell als Antwort finden. Beweisen kannst Du es nicht! Warum also auf dem Weg der Erkenntnisfindung weiterhin unbedingt kostbare Zeit vergeuden, um den Speicherort (quasi als "Heiligen Gral") zu suchen anstatt das "universelle" Wissen bzw. Gewissheiten auswerten?

Ich fange selbst erst an, mich mit dieser Materie zu befassen. Die Schlußfolgerungen klingen momentan für mich so überzeugend, daß ich vorerst auf eine komplette Beweisfindung verzichte. Manchmal ist eine mitreissende Theorie didaktisch sinnvoller als ein "trockenes, ausgegorenes philosophisches Werk". Deshalb habe ich auch bei den Philosophen mit Nietzsche angefangen, der alte Trampelpfade verließ und mehr "bewegte" als andere Philosophen. Fazit: man wirft ihm vor, keine bedeutende-einheitliche Philosophie hinterlassen zu haben. Obwohl doch jede Philosophie irgendwann bröckelt, manchmal muß der Philosoph schon zu Lebzeiten das einstürzende Denkgebäude mit allen Kräften flicken, weil er sich nicht traut, sein Lebenswerk niederzureißen... siehe Schopenhauer! Deshalb verlasse ich gerne auch mal die Trampelpfade. Durch Meditation gelangst Du zu mehr Klarheit, Dein Verstand wird aufnahmefähiger: "Die alten Weisheiten sind nirgendwo verankert oder beweisbar wie unsere weltlichen oder die naturwissenschaftlichen Gesetze. Doch wenn Du danach lebst, dann wirst Du für Dich den Beweis erhalten..." (Zitat von genannter Internetseite) Damit ist schon einiges beantwortet, fehlen Dir jetzt wesentliche Punkte?

Rudhi
 
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