Wenn man Kulturen sich gezielt vermischen lassen will, gehen Kulturen zugrunde.
Oder es entsteht eben was völlig neues! Beides ist möglich.
Was du wohl meinst, und mit deinen Beispielen auch andeutest, ist das Aufdrücken von etablierten. Da gehen durchweg indigene Kulturen flöten und man passt sich an den Kolonialherren an.
Das ist aber nicht meine Vorstellung.
Wer anderen ihre Kultur verbietet oder durch die Gesellschaft kaputt macht, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er nicht sonderlich beliebt ist. So benahmen sich aber die großen Kolonialmächte. Deren Arroganz, dass sie ja was besseres wären, hat viel Kultur und viel Blut gekostet. Die Schäden sin bis heute sichtbar.
In heutigen Industriestaaten ist das für mich eher eine Uniformierung der Innenstädte. Ja, man fragt sich in Teilen, ist das noch Stuttgart oder doch Leipzig? Ein Starbucks an der Ecke und hinterm Primark ist gleich der McDoof.
Kieze und Individualisten werden an den Stadtrand gedrängt oder kaputt gemacht.
Das alles hat mit Kultur nix mehr zu tun.
Und nun sucht man, erschlagen von solch Uniformität, eine Identität. Kenne ich aus der DDR. Mag ich nicht!
Gut, Leipzig war wohl (noch) ein schlechtes Beispiel, weil hier einiges noch funktioniert....noch! Doch ich brauche nur zu schauen, wie man Connewitz unisono als so eine Art "NoGo Area" darstellt, durchwachsen von Linksextremisten und Randalierern. Ja, solche gibt es da und ich kann dir sagen, die sind in Connewitz auch nicht sonderlich beliebt. Sie sind dort auch nur eine Minderheit, die sich auf ein paar Blocks verteilen und im Tagesgeschäft kaum auffallen. Aber egal. Man arbeitet ja dran, dieses bunte Stadtviertel in ein Luxuswohngebiet zu verwandeln, denn es grenzt an das Hochpreisgebiet Südvorstadt. Da kann man doch bestimmt gute Mieten generieren?
...nein, so stelle ich mir Vielfalt nicht vor und es immer schlecht, wenn Kultur verloren geht, weil der Mammon es so will.
Wir haben schon genug Konsumzombies und Systemmitschwimmer, die in Gardinenlosen Schaufensterwohnungen leben.
Aber wir können auch gern bei Leipzig bleiben, denn einmal im Jahr wird hier diese Uniformität ad Absurdum geführt: Das Wave Gothik Treffen! Seit 1991 eine feste Institution und es wird von vielen Leipzigern genossen. Hier trifft sich die internationale Schwarze Szene.
Und Individualismus wird in dieser immernoch groß geschrieben.
Aber wir sind leider auch so weit, dass wir zB einer Frau, die aus Tradition (wir könnten es auch als Tracht bezeichnen) ein Kopftuch trägt, als religiös unterdrückt sehen. Die Gibt es auch, nur gibt es hier wie da eben auch Unterschiede.
Dabei sind wir uns kaum bewußt, dass auch wir vielen Menschen eine Religion aufgedrückt haben. Das nannte sich Christianisierung und auch diese hat eine Blutspur in der Geschichte hinterlassen. Eine, die uns bis heute noch verfolgt.
Jemand hat mal gesagt, dass noch kein Land von den USA überfallen wurde, in dem ein McDonalds steht.
Die reichen Industrienationen leben mMn immer noch in dieser Kolonialen Arroganz. Man verweist auf die "armen" Länder, ohne zu erwähnen, dass man ja selbst an der Armut eine riesen Schuld hat. Und solch elitären und anmaßenden Bezeichnungen wie "Entwicklungsland" oder "3. Welt" werden von der breiten Masse nicht mal hinterfragt.
Es ist nicht die Vermischung, es ist Verwischung!
mfg