Die themenzentrierte Interaktion (TZI) wurde auf grund jahrelanger Praxisforschung von Ruth C. Cohn entwickelt.
In Arbeits-, Aktions- oder Lerngruppen wird oft die Tatsache übersehen, daß jeder Sachbeitrag immer eine persönliche Note und damit eine emotionale Komponente hat.
Möglichkeiten:
Soll eine lebendige, offene und weiterführende Kommunikation und Gruppenarbeit erfolgen, sind
die Sachbeiträge
(thematischer,inhaltlicher,intellektueller, beruflicher Aspekt)
mit der Situation der Person
(emotionaler, individueller Beziehungsaspekt) zu verbinden.
Die TZI kombiniert also persönliche Belange mit den sachlichen Anliegen. Dadurch werden Störungen wie Abwehr, Rationalisierungen emotionaler Bedürfnisse im Gesprächsprozess ausgeschaltet und ein akzeptierendes, verstehendes Klima möglich.
Die TZI sieht vier Elemente in jeder Gruppe.
1. Das ICH in der Gruppe als biologtschpsycho-soziale Einheit.
2. Das WIR als Beziehungsgefüge aller Gruppenmitglieder.
Gruppe ist mehr als die Summe Einzelner.
3. Das ES als gemeinsamer Beziehungspunkt in der Gruppe z.B. Thema
Inhalt Aufgabe
4. Die Umweltbezüge und die personale soziale Positionen (Prädispositionen) der Teilnehmer.
Diese Elemente lassen sich graphisch als Dreieck und Kugel darstellen.
ES
Umweltbezüge -------------------- Positionen
ICH < - > WIR
Die Kugel zeigt den Komplex von Bedingungen an wie Ort Zeit historische, soziale theologische Gegebenheiten und die Situation im jeweiligen "Hier" und "Jetzt".
Das Ziel
ist eine dynamische Balance zwischen ES -ICH - WIR. Dadurch werden Frustrationen emotionale Blockaden vermieden und ein Klima im Sinne von Rogers - emotionale Echtheit, Sicherheit und Vertrauen - entsteht.
"Regeln" für das Einüben in die TZI
1. Sei dein eigener Chairman. (Vorsitzender) Bestimme selbst, wann du
reden oder schweigen und was du sagen willst.
2. Versuche zu geben und anzunehmen, was du geben und empfangen willst. Respektiere dabei die Aufgabe und die übrigen Teilnehmer, so wie du respektiert werden möchtest.
3. Es soll nur einer auf einmal reden. Einigung auf eine Reihenfolge ist möglich.
4. Sprich nicht per "man" oder per "wir", sondern per "ich". Habe Mut zur Verantwortung und zum Selbst sein können.
5. Sprich nie über einen Anwesenden. Sprich jeden Anwesenden direkt an, wenn du ihm etwas sagen möchtest.
6. Wenn du nicht wirklich teilnehmen kannst, dich nicht konzentrieren kannst, unterbrich das Gespräch."Störungen haben Vorrang". "Abwesenheit" ist nicht nur ein Selbstverlust, sondern zugleich ein Verlust
für die Gruppe.
7. Vermeide nach Möglichkeit Seitengespräche. Wenn es dazu kommt, versuche, die Gruppe nachträglich daran zu beteiligen.
8. Es ist besser, eine persönliche Aussage zu machen, als andere zu interpretieren. Ein persönliches Bekenntnis, eine persönliche Reaktion regt andere an.
9. Beachte Signale aus deinem Organismus, z.B. Herzklopfen, Gähnen, Nervosität, Kopfschmerzen. Beachte ähnliche Signale bei anderen Gruppenmitgliedern, das fördert die häufig vernachlässigte WAHRNEHMUNG, die für das Zusammensein wichtig ist.
10. Achte vor allem mehr auf das
Wie als auf das
Was des Gesagten; schenke ein angemessenes Maß an Beachtung und Verstärkung, wahre die Grenze der Intimität.
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Diese Regeln ermöglichen eine freie und offene Kommunikation.
Die Anwendung ist dynamisch. R.C. Cohn sagt selbst: "Regeln
sind nur insofern brauchbar, als sie den Sinn des Zusammenseins
fördern. Undifferenziertes Beharren auf Regeln ist
gegen den Geist, dem sie dienen sollen".
Funktionen des Gruppenleiters:
Er soll nicht nur auf die Einhaltung der Regeln achten, sondern diese in seinem Verhalten (Modellverhalten Bezugsperson) verwirklichen. Ferner ist ihm die Herstellung einer dynamischen Balance zwischen
den ICH - WIR - ES - Ansprüchen aufgegeben.
Mit diesem Verhalten löst der Gruppenleiter
die Erwartung ab, dass nicht nur er Verantwortung für die Erfüllung der Aufgabe und das Wohlbefinden der Teilnehmer hat, sondern alle in der Gruppe.
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zusammengestellt:JUTTA MALCHER, KÖLN