AW: Liebt uns Gott nicht? (falls er überhaupt existiert)
Ja Michi, soweit so gut, Und nun? Indem man den jeweiligen Parteien Starrköpfigkeit vorwirft, bringt man eine Diskussion nämlich auch nicht zum "Ende". Wobei sich fragt, ob es der Sinn dieses Threads ist, diese Frage abschliessend zu beantworten, meiner Meinung nach eher nicht.
Konstruktiv wäre es gewesen, wenn Du einen Vorschlag zur Lösung des Knotens gemacht hättest, hast Du aber leider nicht, daher mache ich halt mal einen
Wir führen einfach mal ein Gedankenexperiment durch, aus der Sicht eines neutralen Beobachters, rein abstrakt. Sagen wir, eine Spezies entwickelt sich extrem weit. Diese Wesen sind so derartig fortschrittlich, dass sie praktisch alles können was sie wollen. Sie beherrschen den Raumsprung, können künstliche Wurmlöcher erzeugen, Sonnen entzünden oder zum Erlöschen bringen, Planeten von Punkt A nach Punkt B bewegen und so weiter.
Nun sagen wir, dass in der 38. Klasse der Grundschule dieser Spezies ein 142-jähriger Teenager die Aufgabe bekommt, Leben zu erschaffen. Der junge Schüler sucht sich also zunächst einen geeigneten Planet im System einer geeigneten Sonne. In Ermangelung von Begrifflichkeiten übernehme ich hier mal Startrek-Sprech und nenne diesen Planeten einen "Klasse -M-Planet". Dieser Klasse-M-Planet bietet angenehme Temperaturen, verfügt über ausreichend Wasser, Schwefelverbindungen, Phosphate usw. und hat eine Stickstoff-Kohlendioxid-Atmosphäre, ein geradezu wunderbares Exemplar.
Der Schüler muss nun ein Problem lösen. Erstens soll er das Leben auf dem Planeten nur erschaffen. Ziel soll sein, dass das Leben ohne sein Zutun existenzfähig bleibt, auf welchem Level ist aber unerheblich. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als einen Gencode zu programmieren. Wobei er zunächst nicht einfach nur ein paar Gene programmieren muss, sondern er muss erstmal (hier kommt nun der Programmierer zum Vorschein, sorry) eine API (Application Programming Interface) programmieren, also ein System auf dem seine Genetik aufsetzt. Das ist die meiste Arbeit, er muss Proteine, Aminosäuren usw. programmieren, samt den dazugehörigen Prozessen. Anschliessend muss er darauf aufsetzend, Gene programmieren.
Er macht es sich einfach, da er wie alle Programmierer (wie ich schon erwähnte
) ja faul ist und programmiert nur ein einfaches Genom einer einzigen Lebensform, sagen wir einem Bazillus, der von Sulfiden und Kohlendioxid leben kann. Die Schwierigkeit ist, dass er das System so designen muss, dass es eventuelle Programmierfehler - Bugs - eigenständig korrigieren kann, da er ja später nicht mehr eingreifen darf. In der Informatik nennt man so ein Programm übrigens "selfmodiying code", sowas gibts wirklich, z.b. eine Menge Computerviren der 90er Jahre waren solche Programme, die sich selbst umgeschrieben haben.
Lange Rede kurzer Sinn, er erzeugt eine Genetik, die in der Lage ist, Fehler festzustellen und auszumerzen. Der Zwang der Logik führt uns nun zu einem interessanten Zusammenhang: er MUSS seiner Genetik die Fähigkeit zur Mutation einbauen und schafft auf diese Weise die Grundlage für eine Evolution, welche aber nur ein Nebenprodukt ist, um Bugs und damit den Untergang des Lebens bei eventuell auftretenden Umweltänderungen zu vermeiden.
So
Und nun nehmen wir einmal an, aus der Hausaufgabe unseres jungen Schülers, der übrigens bestanden hat, entwickelt sich komplexes Leben. Über die Jahrmillionen platzt der Planet praktisch aus allen Nähten vor lauter Leben. Pflanzen entstehen, Tiere, Pilze, alles mögliche. Nach ein paar hundert Millionen Jahren entwickelt sich Intelligenz bei einer Spezies auf dem Planet, Vielfüssern ohne Knochen, so eine Art Tintenfisch, nur dass sie an Land leben. Sie bilden Gesellschaften, Staaten, entdecken die Wissenschaft, ersinnen eine Theorie über die Evolution und eine andere über die Schöpfung.
Eines Tages finden sich einige der Vielfüsser an einem Nachmittag fröhlich zusammen um der Frage nach dem Sinn ihrer Existenz nachzugehen. Sie diskutieren bis spät in die Nacht, kommen aber zu keinem Ergebnis.
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Und warum? Nun, weil der oben erwähnte Schüler nicht mehr da ist. Sogar die ganze Spezies der er angehörte ist längst ausgestorben. Es sind so viele Jahrmillionen vergangen, dass es keine Spur mehr von ihnen gibt. Wie sollen die Vielfüsser nun von deren Existenz erfahren? Woher sollen sie wissen, dass es sie überhaupt je gab? Wie sollen sie je auf den Gedanken kommen, sie seien das Resultat einer Hausaufgabe?
In diesem Sinne, lieben Gruss, xcrypto