AW: Libyen
tut mir leid, hannes,
ich versteh überhaupt nicht, was die kritik am regime gaddafis damit zu tun haben darf, dass sich nun einige "westler" militärisch - und noch dazu völlig unkoordiniert - in die souveränität dieses staates einmischen.
über gaddafi mag mensch denken wie er will - aber diese militärischen einsätze haben mEn mit recht oder humanität nicht viel zu tun.
da mag anderes dahinterstecken.....
ein waffenembargo: ja.
ein flugverbot: ja
ein einfrieren der gaddafi-gelder: ja.
aber die einsätze!
Hallo kathi!
Zu "unkoordiniert": Wird niemals anders gehen, weil es IMMER auch andere Interessen und Motive gibt, das Beispiel Putin-Medwedew ist ja exemplarisch angeführt worden. So wie niemals eine demokratische Partei 100% kriegen kann.
Waffenembargo: Wirkungslos, dafür gibt es viele Beispiele aus der Vght. (tw. eben auch, aber nicht nur weil es erfahrungsgemäß und logischerweise unkoordiniert ablaufen wird.) Und gegen das libysche Volk hätte Gaddafi genug Waffen.
Flugverbot: Sogar arabischen Staaten war es zuwenig, weil man ganz offensichtlich Gaddafi damit nicht stoppen konnte.
Einfrieren: Wo hat Gaddafi überall seine Konten, wer weiß das wirklich? Die Schweiz und manche Inselstaaten lassen grüßen...
Und v.a.: Das stört Gaddafi sicher nicht bei seinen Aktionen, und wenn das Volk mal wieder "an seinen Platz gerückt wurde", wo es hingehört, schaut die Finazwelt sowieso wieder ganz anders aus.
Ich verstehe es auch nicht: Gaddafi hortet vermutlich Hunderte Milliarden, mit denen man dem Volk helfen könnte. (Oder muss man hier wirklich beweisen, dass Gaddafi sein Volk ausbeutet, wie ein sehr naiver User es hier fordert?). Das Volk rebelliert, ist aber chancenlos, weil im Gegensatz zu Ägypten oder Tunesien dieser Mann
rücksichslos auf das eigene Volk schießt. Welche eigene Opfer diese Leute in Kauf nehmen und genommen haben, das zählt alles nicht, weil wir im guten Westen dürfen uns nicht einmischen?
Grundbedürfnisse der Menschen und Bildung, das sind die Eckpfeiler für die Zukunft eines Volkes, die ihm vorgehalten werden. Wenn mal naturgemäß die Ölreserven zu Ende gehen, hat das Volk überhaupt nichts davon gehabt, was ja nicht nur für Libyien gilt. Daran sind grundsätzlich und maßgeblich auch wir im Westen beteiligt (Stichwort Fair Trade).
Klar lässt sich jedes Vorgehen beliebig zerlegen, weil immer in der Geschichte naturgemäß auch andere Interessen mitspielen. Da kann man sich leicht gegenseitig ausspielen (lassen), aber was bewiesen ist und bleibt ist die Tatsache, dass die Rebellion vom Volk ausgeht, glaube nicht den Verschwörungstheorien!
Für mich zählt die tatkräftige und nicht bloß verbale Verurteilung von solchen rücksichtslosen Diktatoren mittelfristig als Warnung an andere Herrschaften, dass es nicht so leicht sein darf, derart repressalisch gegen das eigene Volk vorzugehen. Dürfen wir keine Werte mehr vertreten, weil das so unmodern ist?
Oder anders: Weil wir mit unseren egoistischen, menschlichen Schwächen bei der Werthaltung mehr als fehleranfällig und oft unglaubwürdig sind - brauchen wir deshalb sowieso keine Werte mehr? Sollen wir immer nur gegeneinander die Fehler aufzählen, wie es gerne v.a. in der Politik praktiziert wird und was natürlich auch hier wieder spielend leicht gemacht werden könnte - und auch wird?
Es ist aber keine Garantie sondern eher wahrscheinlich, denke ich, dass es wieder nicht so funktioniert, wie man es gerne haben möchte. Die Änderung kann immer nur vom eigenen Volk ausgehen, dafür sind mehrere (glückliche) Umstände nötig: Ein Führer (im pos. Sinn), der uneigennützig die Chancen nützen kann. Dafür wäre aber Bildung nötig, damit leichter solche Führer "geboren werden" und dass v. a. das Volk kritischer, informierter und selbstbewusster wird.
Da wären wir alle gefragt, dazu gehört eben globales Fair trade und Verwendung wertvoller Ressourcen für das Land und nicht für den Herrscher.
Aber einfach zurücklehnen, weil wir eh nichts machen können, damit komme ich nicht klar.
Libyien ist nur ein Paradebeispiel dafür, was ein Diktator nicht machen darf, weil das Volk gegen solche Methoden immer chnacenlos sein wird.
Aber wenn wir schon (zumindest derzeit) nicht viel machen können, dann sollten wir wenigstens bei solchen ganz offensichtlichen Verbrechen, wo sich ohnehin schon das eigene Volk erhebt, nicht untätig zusehen und nicht die Tasachen verdrehen, als ob es gegen das libysche Volk gehen würde.
Wir in Ö. wollen so wie in anderen europ. Staaten die Ausländer immer nur zurückschicken. Das halte ich grundsätzlich auch in deren Interesse für richtig, aber für die lebensbedrohenden Existenzen dort sind wir nun mal mitverantwortlich, wenn wir ihnen nie eine Chance geben.
Das ist momentan noch ziemlich utopisch, ich weiß, aber zugleich auch die Realität, meine ich. Und so lange wir nur Zeichen setzen können (auch wenn es in besonderen Fällen wie in Libyien militärische sein müssen, die von der UNO und sogar arabischen Staaten gebilligt werden), so bin ich dafür, solche Zeichen zu setzen. Es geht ja dabei gegen Gaddafi und nicht gegen das Volk, auch wenn es niemals nur so glatt ablaufen kann.
Schließlich brauchen ja manche Nörgler, Besserwisser und Weltverschwörer ihre Munition (zu denen ich dich hier wie auch so manch andere mit ihrer durchaus nachvollziehbaren Gegenmeinung absolut nicht dazuzähle!).
lg
Hannes