AW: Leiden unerwünscht!?
hallo fluuu,
deiner obigen zusammenfassung hab ich schlichtweg gar nichts mehr hinzuzufügen.
bleibt nur noch der ausdruck des gefühls.
ich weiß von meiner tätigkeit, dass es wichtig ist, seine gefühle nicht immer zu verbergen - sondern sie auch in einem geschützen rahmen zeigen zu dürfen.
wir "zivilisierten" menschen sind jedoch konditioniert, unsere gefühle der trauer oder der wut zu verstecken und damit ganz alleine fertig werden zu sollen.
und ich merke, dass das meistens nicht klappt.
oft brauchen wir gerade beim hochkommen von schmerz und wut unterstützung von anderen - oder auch einfach nur den raum und die möglichkeit, diese gefühle den anderen zu zeigen.
zu zeigen, dass wir lebendig sind und nicht perfektioniert ... sondern fühlend.
dass wir mehr sind als konditionierte roboter, die auf alles eine antwort parat haben.
dass wir weinen und lachen, mit dem fuß aufstampfen und in der nase bohren.
auch dieses einfach zeigen, wie es einem geht, ist unsere gesellschaft nicht gewöhnt.
sie will dann oft "helfen", obwohl es gar nichts zu helfen gibt, da allein der ausdruck und die annehmende art der umwelt schon die hilfe darstellt.
ich merke nur immer wieder: wir haben noch sehr viel zu lernen.
kathi
Hm, ja, das alles ist schon irgendwo richtig, aber...
Immer die "abers" nicht wahr
?
Stell dir vor, alle gehen durchs Leben und drücken stets und ständig ihre Gefühle aus ... mir wird unbehaglich dabei!
Wieviele Menschen würden da immer laut schreiend durch die Gegend gehen? Oder weinend?
Was wiederum andere verstören würde. Diese Verstörung würde sich bei ihnen - gleiches Recht für alle - in Wut und Verärgerung, bestenfalls Zurückweisung ausdrücken, weil sie schlichtweg überfordert sind mit dem fremden Gefühl, was die Weinenden und Schreienden wiederum beeinträchtigte und sie in noch größere Trauer oder Wut versetzte etc. etc....
Denk nur mal daran, wie unangenehm jähzornige Menschen wirken.
Dabei tun die nichts anderes als ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen...
Verbal Gefühle hier ausdrücken, wie du es tust, Kathi, ist okay.
Du beleidigst niemanden damit, greifst niemanden an.
Du sagst, mein Verhalten mache dich traurig.
Ich akzeptiere das ohne weiteres, aber es macht mich nicht "betroffen".
Nicht in diesem speziellen Fall!
Wenn du aber vor mir ständest und die Emotion voll rausließest, dir die Tränen flössen, weil du ob meiner Gedichte an RG Trauer empfindest, würde ich mich eventuell belästigt fühlen durch diesen Gefühlsausbruch, weil ich ihn sicher nicht angemessen fände.
Ich könnte ihn auch für theatralisch halten...
Wäre er aber ein Ausdruck echten Gefühls, hätte ich dann ein Recht auf meine Reaktion?
Eigentlich ja, denn auch meine Gefühle hätten das Recht, ausgedrückt zu werden, ebenso wie deine!
Weißt du, wie ich wahrscheinlich reagieren würde?
Ich würde dich in die Arme nehmen und sagen: Kathilein, übertreib nicht so, es geht nicht um Leben und Tod!
Käme dann noch RG hinzu, wutschnaubend den "Weltfrieden" fordernd
, dann würde ich sagen: halt, stopp, hol mal tief Luft, trink ein Tässchen Kaffee mit mir und dann klären wir alles mal in aller Ruhe.
Wie SIE reagieren würde, weiß ich nicht...
Mit dir, Kathi, würde ich einig, das weiß ich, unter Umständen auch mit der Gräfin nach endlosen langen zermürbenden Gesprächen, denn ich glaube schon, dass ich sie im real life "knacken" könnte, aber nicht mit jedem wildfremden Menschen.
Deshalb würde ich zur Darstellung ungefälschter, reiner Gefühle immer zu einem kontrollierten Rahmen raten.
Das kann ein Mensch sein, der einen liebt oder zumindest ein großes Interesse an einem hat oder aber ein geschulter Professioneller, der weiß, wie er damit umgehen muss.
Summa summarum meines Geschwafels: unkontrolliert mit seinen Gefühlen durch die Gegend zu gehen, funktioniert IMO nicht, weil die Reaktionen der anderen nicht immer wohlwollend sind, d.h. es gar nicht sein können aufgrund eigener Befindlichkeiten.
LG
Cosima